Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Graue Schatten

Graue Schatten

Titel: Graue Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Nimtsch
Vom Netzwerk:
sollte. Nein, das würde blöd aussehen. Dreißig Leute schauten in Richtung Eingang, also in ihre Richtung. Sie wartete einen Moment.
    Jetzt sah sie, mit wem Locke sprach. Es war Anna! Und sie schaute direkt her. Jetzt hob Larissa doch die Hand und winkte kurz. Aber im gleichen Moment war Anna schon wieder hinter einer breiten Schulter verschwunden. Locke schaute ganz kurz zu Larissa und sofort wieder weg. Hatte er sie nicht erkannt?
    Larissa eilte durch den Markt. Wenn sie die zwei schon hier erwischte, wollte sie nun zuerst mit den beiden reden. Einkaufen konnte sie danach auch noch. Zügig schob sie ihren Wagen an den Gemüseständen vorbei, bog um die nächstmögliche Ecke, um am Ende festzustellen, dass sie nicht links zur Kasse abbiegen konnte, sondern das ganze Zeitungsregal entlang bis nach vorn zu den Elektrokleingeräten laufen musste. Da hatte sie auch schon den Markt der Länge nach durchquert.
    Als sie auf der anderen Seite die gleiche Strecke mit ihrem Wagen zurückgerattert war, musste sie noch links abbiegen und – konnte nicht weiter. Eine Palette mit Baby-Windeln versperrte den Weg. Ein junger Mitarbeiter des Marktes hantierte mit einem Hubwagen und hob entschuldigend die Hände. Larissa ließ ihren Wagen einfach stehen, zwängte sich zwischen Windeln und Schnullern hindurch und lief zum Hauptgang, der zu den Kassen führte.
    Anna war inzwischen fast zur Kasse vorgerückt. Sie begann gerade ein paar Sachen auf das Band zu legen. Locke war nicht mehr zu sehen.
    Larissa drängte sich an ein paar Leuten vorbei nach vorn. Anna erschrak, als Larissa sie halb von hinten ansprach. Larissa entschuldigte sich und fragte, wo Locke so plötzlich hin sei. Anna meinte nur genervt, sie habe keine Ahnung. Das hörte sich an, als sei sie nicht gut auf ihn zu sprechen.
    „Wie geht's dir?“, fragte sie das verstört wirkende Mädchen.
    „Beschissen, kannst du dir ja denken.“
    „Wenn du mit jemanden reden willst, kannst du mich gerne anrufen“, bot Larissa an.
    Das Band rückte weiter. Anna war inzwischen an zweiter Stelle. „Ja, danke“, antwortete sie nur.
    „Hast du schon gehört, was noch passiert ist im Heim?“ fragte Larissa, in der Hoffnung, sie neugierig zu machen.
    „Ich will's gar nicht wissen.“
    „Hat's dir Locke schon erzählt?“
    „Der quatscht sowieso nur Müll.“
    Das verstand Larissa nicht, hörte sich aber danach an, dass sie mehr als sauer auf ihn war. „Warum? Was erzählt er denn?“
    Anna antwortete nicht. Sie zog stattdessen die Brieftasche aus ihrer Jeans. Larissa hatte noch einmal fragen wollen, warum Locke so plötzlich abgehauen sei, aber so wie Anna aufgelegt war, hätte das sicher nichts gebracht. Sie war wohl gerade nicht daran interessiert, mit Larissa zu reden.
    „Also mach's gut. Und mach dir keinen Kopf wegen der Müller, da kannst du echt nichts dafür“, sagte sie nur noch.
    Anna kramte in ihrer Brieftasche. „Ja ja“, sagte sie so, als ob sie damit meinte: „Lass mich in Ruhe und verschwinde!“
    „Tschau Anna! Bis Montag, oder?“ Larissa berührte Anna am Oberarm. Die zuckte zurück, starrte sie ganz kurz an und sprach dann zu den Münzen in ihrer Brieftasche: „Montag bin ich noch krankgeschrieben. Tschau!“ Sie war inzwischen die Erste an der Kasse. Larissa zwängte sich wieder an der Schlange vorbei und lief zurück zu ihrem Einkaufswagen.
    Grübelnd schob sie ihn dann dem Menschenstrom entgegen, zu den Obst- und Gemüseständen am Eingang. Das Gespräch war ja mega-aufschlussreich, dachte sie. Dass Anna so übel drauf war, konnte sie ja nachvollziehen: Sie stand noch unter Schock. Aber irgendwas war doch im Busch zwischen Anna und Locke. Worüber hatten sie sich unterhalten und warum hatte sie gemeint, dass er nur Müll quatschte? Was hatten die alle für ein Geheimnis?
    Als sie eine halbe Stunde später wieder in der Schlange vor der Kasse stand, war ihr Einkaufswagen gefüllt mit bunten Frusteinkäufen aus den Süßwarenregalen, ein paar Grundnahrungsmitteln, einer Fernsehzeitschrift, einem Alpenveilchen im Blumentopf für ihre Mutter und einer Flasche Schwarzriesling für ihren Vater.
    Natürlich stand Lockes Auto nicht mehr auf dem Supermarktparkplatz. Sie könnte aber noch mal kurz bei ihm vorbeifahren. Bei den Temperaturen lagen die Lebensmittel solange gut im Kofferraum. Larissa fuhr noch einmal den Umweg in die Dammstraße. Lockes Passat stand nicht vor seinem Haus. Sie fuhr wieder auf den Kreisverkehr.

    „Uschi war ja alles andere als

Weitere Kostenlose Bücher