Grauen im Pentagon
gewisser Dr. Karl Mertens, der meinte, daß Sie ihn gut kennen.«
Ich schüttelte zunächst den Kopf, dachte dann intensiver nach und schlug mir schließlich gegen die Stirn. »Natürlich, Sir, Karl Mertens, ich lernte ihn in den Staaten kennen, als wir den Yeti jagten. [2] Ein äußerlich unscheinbarer, aber dennoch sehr fähiger Mann, kann ich Ihnen sagen. Mertens muß bei der Regierung oder beim Geheimdienst einen besonderen Posten innehaben.«
»Ja, das stimmt. Jedenfalls gehört er zu deh Leuten, die an den Schalthebeln sitzen und etwas in Bewegung bringen können. Nicht nur, wenn es um einen Yeti geht.«
»Er weiß also von diesem untoten CIA-Agenten.«
»Von mehreren. Wenn ich seine drei mitzähle, kommen wir bereits auf die Zahl vier.«
Ich starrte meinen Chef an. »Das ist in der Tat ein Hammer. Wo vier sind, können auch acht oder noch mehr sein.«
»Genau das befürchtet Dr. Mertens auch, und deshalb bat er um unsere Hilfe, John. Ihre beiden Flugtickets liegen schon bereit. Sie müssen so schnell wie möglich nach Washington fliegen.«
»Das ist selbstverständlich, Sir.«
»Dr. Mertens hat alles vorbereitet. Man wird Ihnen beiden in den Staaten keine Steine in den Weg legen.«
»Ist die Agency bereits unterwandert?« fragte Suko.
Sir James hob die Schultern. »Ob Agency oder Pentagon, es wäre alles gleich schlimm.«
Ich horchte auf. »Wie kommen Sie gerade auf das Pentagon?«
»Weil Dr. Mertens ein Mann im Pentagon ist. Ein Beamter des amerikanischen Verteidigungsministeriums. Stellen Sie sich einmal vor, John, dort halten sich Zombies auf. In den Bunkern unter dem fünfeckigen Bau, in diesen atombombensicheren Anlagen, zu denen nur bestimmte Menschen Zutritt haben. Können Sie sich denken, was passiert, wenn Zombies dort das Sagen haben?«
»Nein, Sir.« Ich räusperte mich. »Das kann ich mir nicht vorstellen. Oder will es mir nicht vorstellen.«
»Die Russen denken ähnlich, sonst hätte man Sie nicht alarmiert. Es zeigt uns auch, daß sie nicht hinter dieser Sache stecken.«
»Wenn Sie das sagen, Sir, gehen Sie davon aus, daß es einen Hintermann oder mehrere Hinterleute gibt.«
»Ja, das meine ich.«
»Der natürlich unbekannt ist.«
»Leider.«
Suko und ich schauten uns an. »Ich glaube«, sagte mein Freund, »wir werden so rasch wie möglich nach Washington fliegen. Wenn die Tickets bereitliegen, ist es kein Problem.«
Damit war auch Sir James einverstanden. Als er uns verabschiedete, war sein Gesicht ernst wie selten. Nicht nur er wußte, welch eine Verantwortung auf unseren Schultern lastete. Die Agency oder das Pentagon in der Hand von Untoten.
Darüber durfte man nicht nachdenken. Oder man steckte einfach den Kopf in den Sand.
Nur hatten wir das gerade nicht vor!
***
Wenn die Amerikaner etwas organisieren, dann machen sie es perfekt. Vorausgesetzt, es handelt sich nicht um solch schwierige Dinge wie die Befreiung von Geiseln aus einem Krisengebiet. Bei Suko und mir aber lief alles glatt. Den Flug über den Atlantik hatten wir genutzt, um beide eine Mütze voll Schlaf zu nehmen. Außerdem waren wir mit dem schnellsten Verkehrsflugzeug der Welt gedüst, mit der Concorde, die auch Heathrow anflog.
Bei uns in London war das Sommerwetter in den letzten zwei Wochen mehr als bescheiden gewesen. Spötter sagten auch wechselhaft. Eine Regenfront wechselte die andere ab. Das hatten wir in Washington nicht zu befürchten. Wir sahen den strahlend blauen Himmel und landeten mitten im Sommer.
Als die Maschine aufsetzte, fragte mich Suko: »Wie fühlst du dich?«
»Gerädert.«
»Trotz des Schlafs?«
»Genau.«
»Oder denkst du an die Zombies?«
»Auch das.«
Wir ließen uns mit dem Aussteigen Zeit, weil wir - das hoffte ich stark - die Formalitäten nicht über uns zu ergehen lassen brauchten. Mertens würde dafür sorgen.
»Was ist dieser Kerl eigentlich für ein Typ?« fragte Suko mich, als wir uns aus den bequemen Sesseln erhoben und nach dem Handgepäck griffen.
»Unscheinbar.«
»Das sind viele.«
Ich drehte mich im Gang zwischen den Sitzen zu Suko hin um. »Aber hinter Mertens steckt eine Macht. Was er genau macht, kann ich dir nicht sagen, er muß ein hohes Tier im Verteidigungsministerium sein. Jedenfalls hat er Einfluß, und er kann knallhart sein. Laß dich nur nicht durch sein Äußeres täuschen.«
»Keine Sorge, ich reiße mich zusammen.«
Über dem Flughafen lag die warme Sommerluft, in die sich eine laue Brise mischte. Es tat gut, diese Temperaturen zu
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