Grauen im Pentagon
ruhiger Stimme und sehr sachlich. Suko und ich hörten gespannt zu. Nach seinem Bericht waren auch unsere Gläser leer. Wir bestellten neue, die der Kellner, ein lächelnder Indoncse, brachte.
»Das wirft alles eine Menge Fragen auf«, sagte ich. »Wie sah das Verhältnis zwischen den vier CIA-Leuten aus? Kannten sie sich? Gab es Gemeinsamkeiten zwischen ihnen? Haben sie zusammen Einsätze gefahren, waren die vielleicht Freunde?«
»Das haben wir alles abgecheckt«, erwiderte Mertens. »Sie kannten sich.«
»Wie gut?« fragte Suko.
»Wie man sich eben unter Kollegen kennt.«
»Also keine gemeinsamen Einsätze?«
»Ja und nein. Der Nahe und Mittlere Osten zieht zahlreiche Agenten an. Auch Mittelamerika. Da waren sie schon tätig, allerdings nie zusammen. Eines hat uns stutzig gemacht. Sie sind zwar umgekommen, aber wir haben nie herausgefunden, auf welch eine Art und Weise.«
»Die müssen einfach den Zombies begegnet sein oder der Person, die hinter ihnen steht«, sagte ich. »So sehe ich es auch.«
»Das braucht nicht einmal ein Amerikaner zu sein«, meinte Suko. »Auch die islamische Welt steckt voller Rätsel und Geheimnisse. Ich könnte mir vorstellen, daß gewisse Leute im Iran jubeln würden, wenn sie erführen, daß die Agency unterwandert ist.«
»Meinen Sie, daß auch der Iran dahintersteckt?«
»Ich rechne mit allem.«
»Wo haben sie gewohnt?« fragte ich.
Dr. Mertens hob die Schultern.
»Mal hier, mal dort. Sie waren auf der ganzen Welt zu Hause.«
»Und ihre Familien?«
»Die hatten sie nicht.«
»Ich meine auch nicht Frau und Kinder. Mir geht es eher um Eltern oder Geschwister.«
»Wir sind noch dabei, die entsprechenden Personen zu überprüfen. Natürlich wollen wir kein Aufsehen erregen, alles muß geheim bleiben, aber es kostet eben Zeit.«
»Wo könnten die drei untoten Agenten sich verborgen halten?« murmelte ich. »Wenn wir das wüßten.«
»Oft zieht es den Täter an den Ort seiner früheren Untaten zurück. Haben Sie schon die Wohnungen der CIA-Agenten überprüft?«
»ja, sie lebten in Apartments, wenn sie in Washington waren. Die Agency hat sie angemietet.«
»Sind diese Räume mittlerweile wieder belegt?« fragte ich.
»Das kann ich Ihnen nicht sagen, John.«
Suko schaute mich an. »Sollen wir hinfahren und uns dort umsehen?«
»Wäre zumindest ein Anfang. Oder was haben Sie sich gedacht, Karl? Sagen Sie uns Bescheid, wenn Sie einen anderen Plan verfolgen.«
»Nun ja, nicht direkt einen Plan. Ich hatte gedacht, daß wir raus nach Arlington fahren, wo praktisch alles begonnen hat.«
»Die kehren dorthin nicht mehr zurück.«
»Damit rechne ich auch, aber ich habe mir eine Liste der Gräber geben lassen, in denen CIA-Agenten liegen. Es könnte ja sein, daß noch andere infiziert worden sind. Sie verstehen…?«
»Natürlich. Sie rechnen damit, daß auch sie ihre Gräber verlassen.«
»Ja.«
»Keine schlechte Folgerung«, sagte Suko.
»Nur können wir nicht sofort hinfahren. Ich habe einen Termin bei meinem Vorgesetzten im Pentagon. General Rushmore erwartet mich.«
»Welche Funktion hat er?«
»Er ist Soldat und hat vor kurzem die Aufgabe bekommen, auch einen Teil der CIA zu übernehmen. Es geht da meist um eine Inlandsaufklärung. Ihn habe ich natürlich einweihen müssen. Ich würde Sie beide gern mitnehmen, aber Rushmore weiß nicht, daß Sie in den Staaten sind. Ich habe ihm bewußt nichts gesagt. Je weniger Leute davon wissen, um so besser ist es für uns.«
»Und die Soldaten vorhin?«
Mertens winkte ab. »Die kommen automatisch. Sie sind gewissermaßen meine Leibwächter.« Er winkte dem Kellner, um die Rechnung zu begleichen. »Es kann sogar von Vorteil sein, wenn Sie sich erst einmal ausruhen. Sie haben einen Flug hinter sich…«
»Mit der Concorde«, winkte ich ab.
»Trotzdem, die Zeitverschiebung bleibt immer. Ich habe Ihnen ein sehr nettes Hotel ausgesucht. Nicht zu groß, aber mit viel Komfort.«
»Und wer übernachtet dort?«
»Bestimmte Gäste, die uns viel wert sind.« Mertens beglich die Rechnung und gab ein Trinkgeld.
»Ist es sauber?« fragte ich.
»Wieso? Wovon?«
»Von Zombies«, gab ich lächelnd zurück. »Das hoffe ich doch.«
Ich stand auf. »Sie wissen ja, Karl. Heutzutage kann man niemandem mehr trauen…«
Obwohl Dr. Karl Mertens im Pentagon arbeitete und dort quasi zu Hause war, würde er sich nie an die gewaltigen Gänge, die großen Büros, die Postenketten, die klotzigen Gebäude und die unterirdisch liegenden
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