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Graues Land - Die Schreie der Toten (German Edition)

Graues Land - Die Schreie der Toten (German Edition)

Titel: Graues Land - Die Schreie der Toten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Dissieux
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geworden. Was gesagt werden musste, war gesagt worden. Der Alte hatte Recht. Einige Dinge sollte man unter Verschluss halten, um nicht den Verstand zu verlieren. Vielleicht waren es Zeiten, in denen man sich keine Gefühle mehr erlauben konnte, wollte man überleben.
Daryll lehnte sich zurück und schloss die Augen. Der Tag forderte seinen Tribut. Im Geiste sah er seinen Aufbruch aus Devon. Er stand vor dem Schild, das am Ende der Stadt stand, und das jemand namens ›J.D.‹ mit ›Killroy‹ verziert hatte. Er fragte sich, ob er die verlassenen Häuser und Straßen wohl je wieder sehen würde. Er sah sich noch einmal zusammen mit Mary Jane durch die leeren Straßen der Stadt fahren, zwei Gespenstern gleich, die in einer verheerten Welt zurückgeblieben waren. Ihr Lachen drang wie ein fernes Echo an seine Ohren. Dann verstummte es. Die beiden lachenden Gestalten lösten sich auf, als hätte ein Riese sie mit seinem Daumen aus der Welt gewischt. Zurück blieb Stille, Leere und der säuerliche Gestank nach Fäulnis und Moder, der wie feiner Dunst über den Asphalt der Straße wehte. Die Frage musste anders lauten. Er fragte sich, ob er Devon je wieder sehen wollte .
»Was hast du ihr vorgelesen?«
Daryll öffnete die Augen und sah zu Demi. Zum ersten Mal blickten sie sich direkt an. Er spürte, wie sein Herz etwas schneller schlug. Sie saß, in mehrere Wolldecken gehüllt, gegen die Wand gelehnt. Ihr Haar hing zerzaust auf die Schultern, das Gesicht glich einem bleichen Mond in der Dunkelheit.
»Bücher aus der Schule«, antworte Daryll mit gedämpfter Stimme. »Alles, was ihr gefallen hat. Auch wenn wir beide nicht alles verstanden haben.«
Demi lächelte, dann hustete sie.
»Du vermisst deine kleine Freundin«, flüsterte Murphy mit seiner heiseren Stimme. Er redete früher schon leise, aber bestimmt. Doch selbst hier, in der relativen Sicherheit seines Hauses, wagte er kaum, seine Stimme über ein Flüstern zu erheben. Er hatte etwas von einem alternden Westernhelden. Diejenigen, die nie viel sprachen und lediglich durch Gesten und Blicke zum Ausdruck bringen konnten, was sie zu sagen hatten.
Das Bild von Mary Jane flammte wie ein Lichtblitz in Darylls Erinnerung auf. Doch er verdrängte es zurück in die Dunkelheit, in der seine Furcht regierte. Es war später noch genügend Zeit, um zu trauern, wie Murphy schon sagte. Entweder, wenn die Welt sich wieder zum Guten wendete, oder man den Tod wie einen eisigen Schatten hinter sich stehen spürte. In beiden Fällen konnte man in die Dunkelheit seiner Erinnerungen hinabtauchen und um diejenigen weinen, die man verloren hatte. Und es würde viele Tränen geben.
»Ja. Sie war alles, was mir geblieben war.«
Murphy nickte nachdenklich. Dann hielt er plötzlich mit dem Rühren des Fleisches inne, legte den Kopf zur Seite und lauschte in die Stille. Daryll hielt unwillkürlich den Atem an und tat es ihm gleich.
Draußen war es bereits dunkel geworden. Ein klagender Wind heulte um den Dachfirst und verlangte nach Einlass. Nicht mehr lange und sie würden das Heulen und Keifen der Kreaturen hören können, die sich mit der Dunkelheit dem Haus näherten.
Doch Murphy lauschte auf ein anderes Geräusch, das jetzt auch Daryll hören konnte. Das Brummen eines Motors, das stetig lauter wurde. Die Maschine klang unregelmäßig, als würde der Fahrer sie mit hoher Geschwindigkeit über die Straße jagen und immer wieder abbremsen, um gleich darauf wieder zu beschleunigen.
Murphy sprang schneller, als man es seinen alten Knochen jemals zugetraut hätte. Er eilte um Daryll herum zum Fenster und spähte durch die Ritzen der Holzläden.
»Ein Motorrad«, presste er zwischen seinen Zähnen hervor. »Es kommt zum Laden.«
Jetzt war das Dröhnen der Maschine wie Donnergrollen zu hören. Ein Geräusch, das sich in einer Welt, die jegliche Laute verloren hat, erschreckend anhörte. Daryll wurde an das Jaulen der schrecklichen Kreaturen erinnert.
»Der Narr wird jedes Ungetüm im Umkreis von fünf Meilen zu unserem Haus locken.«
Murphy schlug mit der Faust gegen die Wand neben dem Fenster. Im nächsten Moment erstarb der Motor und ließ die altbekannte Stille zurück. Murphy zog sich so weit vom Fenster zurück, dass er trotzdem nach draußen sehen konnte.
»Hey, ich habe Licht gesehen. Ich weiß, dass jemand hier ist.«
Die Stimme von draußen klang heiser und gehaltlos.
Murphys Blick ruckte zu den Kerzen. Ein leiser Fluch kam über seine Lippen. Mit weit ausholenden Schritten ging er zur

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