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Graues Land - Die Schreie der Toten (German Edition)

Graues Land - Die Schreie der Toten (German Edition)

Titel: Graues Land - Die Schreie der Toten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Dissieux
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unregelmäßig, das Gesicht wirkte im trüben Zwielicht wie ein schmutziger Fleck. Dann blickte er zu Demi, die sich von einer Seite auf die andere wälzte. Murphy kannte sie bereits als Baby, denn Harvey, ihr Großvater, war sein bester und einziger Freund in den Hügeln gewesen. Als er wieder zu Wulf sah, hatte er seine Entscheidung gefällt.
»Wir sollten heute noch aufbrechen«, sagte er mit stockender Stimme. Er konnte seine Tränen nur mit Mühe zurückhalten.
Wulf nickte.
»Lassen wir die Kinder noch schlafen.«
Er griff nach seiner Tasse und leerte sie in einem Zug.
IX
Sie verstauten so viel in Kisten und diversen Taschen, wie ihnen möglich war. In seinem Schlafzimmer lagerte Murphy Konservendosen, Nudeln, Mehl und Trockenfleisch; dazu Gurken, Honig, Zucker, Kaffee und Kakao. All diese Dinge hatten sich auf der Ladefläche von Harveys Pick-up befunden. Zu seinem eigenen Vergnügen hatte er auch Schokolade und Gebäck unter den Vorräten gefunden, auch wenn seine Gesundheit ihm dies untersagte. Dafür würden Demi und Daryll nun dankbar sein.
Im Badezimmer fand Wulf einige Seifenpäckchen und Zahnbürsten, sowie zwei altertümliche Rasierapparate. Er warf alles in einen Rucksack und half den Kindern die Lebensmittel in alten Pappkartons und Plastikkisten zu verstauen.
Murphy ging währenddessen mit ernstem Gesicht durch die Wohnung. Er betrachtete eine kleine Sammlung von Porzellanfiguren, sowie helle Flecken an den Wänden, an denen einmal Bilder gehangen hatten. Er wirkte gebeugt und alt und er vermied es, in die Richtung der anderen zu blicken. Er wollte sich noch ein letztes Mal in seine alte Welt zurückversetzen, mit all ihren Schmerzen und Tränen.
Wulf hielt kurz in seiner Arbeit inne und beobachtete den alten Mann. Er wusste nur zu gut, was in Murphy vorging und hatte selbst den Schmerz gespürt als er mit dem Wissen, nie wieder zurückzukehren, aus seinem Haus in Deep River gegangen war. Das Gefühl, das Letzte zu verlieren, dass man im Leben noch besaß, kann sich wie Feuer in die Seele brennen und dem Verstand jeglichen Antrieb rauben, in einer grauen Welt wie dieser weiterzuleben.
Wulf konnte sich vorstellen, dass Murphy in jeder Ecke des Zimmers seine Audrey stehen sah. Er erinnerte sich an Zeiten, in einem anderen Leben, deren Farben längstens verblasst waren. Seine Sehnsucht versuchte diese kostbaren Erinnerungen festzuhalten, doch sein Verstand flüsterte ihm in endloser und brutaler Monotonie zu, dass es das alte Leben nicht mehr gab. Es war mit dem Untergang der Welt verschwunden und hinterließ nur eine leere Hülle ohne Kraft und Hoffnung.
Wulf hatte es selbst erlebt. Er wäre in diesem Feuer fast verbrannt. Wie schlimm mochte es dann für den alten Mann sein, der das Haus mit seinen eigenen Händen erbaut und sein halbes Leben in den Hügeln verbracht hatte? Er wagte nicht, darüber nachzudenken. Stattdessen packte er eine weitere Kiste mit Konservendosen und trug sie in den Flur. Daryll und Demi halfen schweigend. Sie sahen müde aus, ihre Gesichter wirkten alt und grau. ›Kein Kind sollte seine Jugend überspringen‹, dachte Wulf verbittert. Er dachte dabei an Mikey, der seine Kindheit nur viel zu kurz erleben durfte.
Als er die Kiste vor der Eingangstür abstellte und sich umdrehte, sah er Murphy aus einem der Zimmer kommen. Er trug ein gerahmtes Foto und einen braunen, zerschlissenen Stoffbären unter dem Arm.
»Alles in Ordnung?«
»Alles in Ordnung«, flüsterte der alte Mann. Wulf hatte das Gefühl, dass er mit dem Foto sprach.
Murphy ging an ihm vorbei, legte das Foto und den Bären auf eine der Kisten und strich mit dem Daumen über das staubige Glas des Bildes. Wulf konnte einen jungen Mann erkennen, der eine hübsche, lächelnde Frau im Arm hielt. Vor ihnen, mit den Händen der Eltern auf jeder Schulter, stand ein etwa zehnjähriger Junge, der dem Fotografen die Zunge herausstreckte.
»Ist das deine Familie?«
Murphy hielt inne, als hätte er vergessen, dass er nicht alleine war. Dann nahm er das Foto, erhob sich und zeigte es Wulf. »Das sind meine Frau Audrey und mein Sohn Jeff.«
»Deine Frau ist hübsch«, sagte Wulf und verfluchte sich im selben Moment. Audrey war nicht hier. Und in dieser Welt bedeutete das nicht, dass sie nur zum Einkaufen gegangen war.
»Ja, das war sie«, flüsterte Murphy mit einer Stimme wie Sandpapier. Sein Daumen strich unablässig über das Glas.
»Ich hatte auch einen Jungen«, sagte Wulf leise und schaffte es nicht, seinen Blick von dem Foto

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