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Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition)

Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition)

Titel: Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Bomm
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Waghäusl treffen wollten. Denn dass die seit Freitag
tot ist, ist Ihnen ja bekannt.«
    Siegler
räusperte sich. »Ach – Sie wussten also nicht, wer hier heute Abend wen treffen sollte?«
    Linkohr schüttelte den Kopf. »Nicht konkret, nein. Aber
jetzt werden Sie mir sicher verraten, wen Sie hier treffen wollten.«
    Siegler kniff die Lippen zusammen, sah sich um, als
befürchte er, jemand könne hören, was er sagte, und entschied sich dann zu
einer Erklärung: »Der Treffpunkt hier ist eigentlich zufällig gewählt. Weil ich
heut’ bei einem Kongress in Ravensburg war, und Bad Waldsee sozusagen gleich um
die Ecke liegt, hab ich vorgeschlagen, dass man mal außerhalb der Hochschule
und weit weg von Geislingen gemütlich plaudert.«
    Linkohr wartete gespannt, dass Siegler endlich einen
Namen sagen würde.
    »Sie
war ja ohnehin auch in der Gegend und hat gewisse Bezüge zu dieser Stadt hier«,
erklärte der Rektor, während die Bedienung nach seinen Essenswünschen fragte,
und er sich für knusprige Hähnchenbrust mit Gemüse in Lemon-Chilisoße nach
Singapurer Art entschied.
    »Darf
ich kurz nachhaken, wen Sie mit ›sie‹ meinen?«, fragte Linkohr, nachdem die
Bedienung wieder verschwunden war.
    »Ach
so, ich dachte, Sie wüssten, um wen es sich handelt« – er sah
seine beiden Gesprächspartner entrüstet an – »gemeint ist natürlich die Frau Kollegin Platterstein. Ihr war viel daran
gelegen, mich gleich Anfang dieser Woche zu treffen. Deshalb haben wir uns für
heute hier verabredet.«
    Linkohr
brauchte ein paar Augenblicke, um zu begreifen: Wenn er den Zettel aus Karin
Waghäusls Auto richtig deutete, war also auch die Schwägerin zu dem Treffen mit
dem Hochschul-Rektor eingeladen gewesen. Und wer noch?, hämmerte es in seinem
Kopf.

98
     
    Der schmale Zufahrtsweg zum
Hintereingang war nicht beleuchtet. Er zweigte von der steil abwärts führenden
innerstädtischen Straße ab und führte zur hangabwärts gewandten Seite des
Blumengeschäfts. Aufgrund der Topografie hatte der Architekt seinerzeit zwei
Untergeschosse konzipieren müssen, die zur Bergseite hin vollständig im
Erdreich verschwanden, zum Tal hin aber den Eindruck eines mehrstöckigen
Gebäudes erweckten.
    Die
schwarz gekleidete Gestalt, die an diesem späten Juni-Abend über den
geschotterten Weg auf das Grundstück gekommen war, um dort mit dem üppigen
Bewuchs zu verschmelzen, unsichtbar für jeden Beobachter, trat nur vorsichtig
auf, um keinerlei Geräusche zu verursachen. Nur wenn von der nahen Straße
Motorenlärm herüberdrang, beschleunigte die Person ihre Schritte. Augenblicke
später war das hölzerne Tor erreicht. Geübte Finger fischten aus einer
mitgebrachten Stofftasche geeignete Werkzeuge, die es innerhalb weniger Minuten
ermöglichten, das einfache und angerostete Schloss zu öffnen. Glücklicherweise
fuhren vorn auf der Straße zu dieser späten Stunde noch genügend Autos, sodass
die Wartezeiten bis zum nächsten Motorengeräusch nur kurz waren. Dann gingen das
kurze Klicken und ein zweimaliges metallisches Scheppern im Umgebungslärm
unter. Als die Verriegelung gelöst war, ließ sich die schwere Holztür einen
Spalt nach außen öffnen. Wieder verharrte die Person, um ein nahendes Auto
abzuwarten, falls die verrostete Türkonstruktion beim weiteren Öffnen knarzte.
    Augenblicke später verschwand die schwarze Silhouette in
dem Gebäude. Drinnen wurde eine kleine Taschenlampe mit schmalem LED-Strahl
angeknipst. Er reflektierte an vielen Gartengeräten, an Schaufeln und Rechen,
aber auch an Vasen und Plastikgefäßen. Ein Summton lag in der Luft, vermutlich
von der Heizungsanlage. Eine Alarmanlage, da war sich die eingedrungene Person
sicher, gab es hier nicht. Schließlich war ein Blumengeschäft nicht gerade ein
Ort, an dem Reichtümer lagerten, die einen Einbruch lohnend erscheinen ließen.
    Kein vernünftiger Mensch käme auf die Idee, nachts in
diese Räume einzudringen. Wenn es da nicht etwas gäbe, das möglicherweise mehr
wert war als Bargeld und Schmuck.
    Auch Birgit Landau, die mit ihrem Mann das oberste
Geschoss bewohnte, war seit Tagen von solchen Gedanken getragen. Sie schlief
unruhig, wurde von jedem noch so geringen Geräusch aufgeschreckt und musste in
diesen Nächten sehr oft an die verwinkelten Räume tief unten im Erdreich
denken. Ja, was sie dem Lokaljournalisten Sander am Nachmittag noch gesagt
hatte, entsprang keinesfalls der Fantasie eines gestressten und überreizten
Gehirns. Sie hatte wirklich

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