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Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition)

Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition)

Titel: Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Bomm
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eigenen
Einschätzungen auf den jungen Kollegen abgefärbt hatten. Der Staat konnte noch
so viel verbieten, gemacht wurde, was machbar war. Verbote waren nur dazu da,
das Volk zu beruhigen. Die meisten Sauereien liefen ohnehin im Verborgenen ab – ob bei den Gen-Manipulationen oder bei der
Kernkraft-Lobby, die es meisterlich verstand, Störfälle kleinzureden oder gar
ganz zu verschweigen. Da durfte es für jemanden, der über entsprechende Beziehungen
und Geld verfügte, doch nur eine Kleinigkeit sein, sich so ein Mittel, um
Atemstillstand herbeizuführen, zu besorgen. Erst recht, wenn ein Apotheker mit
im Spiel war.
    Jedenfalls musste es jemand gewesen sein, der genau
wusste, dass Karin Waghäusl zu einer bestimmten Zeit mit dieser Gondel
hochfahren würde. Der Täter war mit ihr entweder gemeinsam gekommen – dann wären sie beide befreundet oder bekannt gewesen – , oder er hatte sie abgepasst. Häberle bemerkte, dass er
sich viel zu sehr auf einen männlichen Täter konzentrierte. Natürlich konnte
diese Art von Mord auch eine Frau bewerkstelligen. Und danach sah es sogar eher
aus, dachte er. »Wenn man die Protokollauszüge der Innsbrucker so liest, könnte
man meinen, das sei eine ziemlich illustre Gesellschaft, die sich dort auf
dieser Hütte trifft«, fasste er seine bisherigen Eindrücke zusammen.
    »Und wenn Sie diese ganzen Buchtitel bei der Waghäusl
hinzunehmen, wird es noch verrückter«, ergänzte Linkohr. »Der drohende
Weltuntergang scheint sie ziemlich beschäftigt zu haben.«
    »Wer weiß, vielleicht hatten die Mayas ja doch recht«,
ging Häberle darauf ein. »Haben Sie jemals gesehen, wozu die in der Lage waren?
Die gewaltigen Bauten, die später der Urwald verschlungen hat? Auf der
Yucatán-Halbinsel in Mexiko?«
    Linkohr
überlegte, warum ihn dies sein Chef ausgerechnet jetzt fragte.

35
     
    Christoph
Falkenstein war an diesem traumhaft schönen Samstagvormittag gleich nach
Betriebsbeginn mit der Seilbahn hochgefahren. Auf dem schmalen Pfad, der zu
Josefinas Hütte hinüberführte, blies ihm noch ein kühler Wind entgegen, in dem
die taunassen Gräser wogten. Die Sonne schien knapp über die Berggipfel hinweg,
die im Osten aufragten.
    Falkenstein hatte zwar insgeheim noch einen Funken
Hoffnung gehabt, auch Karin dort zu treffen. Aber nach allem, was in den
Radionachrichten verbreitet worden war, bestand eigentlich keinerlei Zweifel
mehr, dass sie die Tote aus der Seilbahn war. Er hatte sich deshalb auf eine
triste Stimmungslage eingerichtet und ein paar einfühlsame Worte überlegt, um
sie alle über Karins Tod hinwegzutrösten. Bereits beim Näherkommen sah er einen
jungen Mann auf der Terrasse stehen. Allein schon wie er sich am Geländer
festhielt und gedankenversunken zur südlichen Bergkette hinüber schaute,
verhieß nichts Gutes. Die Szenerie hatte etwas tief Trauriges an sich – trotz des strahlenden Sonnenscheins.
    Nach
den Fotos, die ihnen der junge Student von sich per E-Mail geschickt hatte,
konnte es nur Mullinger sein. Als der Theologe die Hütte beinahe erreicht
hatte, rief er dem Mann ein freundliches »Grüß Gott« zu. Doch der Angesprochene
drehte sich nicht einmal um.
    »Sind
Sie der Student, der so interessante E-Mails geschrieben hat – über
die Bedeutung mystischer Orte für den Tourismus?«, fragte Falkenstein, nachdem
er die Terrasse betreten hatte. Die Frage hatte gereicht, um endlich die
Aufmerksamkeit des jungen Mannes zu erregen.
    Mullinger
drehte sich langsam um und erschrak. Dieses Gesicht hatte er schon einmal
gesehen – auch wenn jetzt tief in die Stirn eine Wollmütze gezogen war.
    »Wir
kennen uns«, grinste Falkenstein. »Gestern Vormittag hab ich Sie gleich erkannt – und
vielleicht ein bisschen erschreckt.«
    »Sie … «,
Mullinger wusste nicht, was er sagen sollte. Dieser Mann, der vor ihm stand,
hatte ihn gestern tatsächlich schockiert.
    »Ich
war der, der Sie im Bad gestern gefragt hat, ob Sie auch zum Weltuntergang
kommen.« Er reichte dem jungen Mann die Hand zur Begrüßung.
    »Dann
sind Sie … vermutlich der Pfarrer«, kombinierte Mullinger.
    »Bin
ich. Sag einfach Christoph zu mir«, lächelte ihn Falkenstein aufmunternd an.
»Ich hab nur sehen wollen, wie du reagierst. Nix für ungut.«
    Mullinger
lachte verlegen und wusste nicht, was er antworten sollte.
    »Und
ich kann dir auch gleich noch ein Geheimnis verraten: Der andere, der dich
ebenfalls angesprochen hat, gehört auch zu uns.«
    Mullinger
musste kurz überlegen. Dann fiel es

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