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Grave Mercy Die Novizin des Todes

Grave Mercy Die Novizin des Todes

Titel: Grave Mercy Die Novizin des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LaFevers Robin L
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PALAST sind, schnappt sich Duval den ersten Pagen, den er sieht. »Hier.« Er gibt dem Jungen eine Münze. »Geh und such Baron de Waroch, den, den man die Bestie nennt. Weißt du, wer er ist?«
    Die Augen des Jungen leuchten, und er nickt.
    Duval zaust ihm das Haar. »Sag ihm, er solle unverzüglich in meine Räume im Nordturm kommen.«
    Der Page macht eine schnelle Verbeugung, dann rennt er davon. Geschickt weicht er Höflingen und Dienern aus, die ihn kaum wahrnehmen. Duval ist still, während er mich durch den Palast zu seinen Räumen im Nordturm führt. Als wir sie erreichen, geleitet er mich durch ein Gewirr an Truhen und Möbelstücken in den Vorzimmern zu seinem Schlafgemach, wo ein Kammerdiener seine Kleider auspackt. Duval schickt den Mann schroff weg, und ich erröte, als mir klar wird, was der Diener denken muss.
    Duval setzt mich aufs Bett und dreht mich so, dass ich ihm den Rücken zuwende.
    »Ich bin keine Puppe, gnädiger Herr. Wenn Ihr mir nur sagen würdet, was Ihr zu tun beabsichtigt, könnte ich es selbst tun.«
    Seine einzige Antwort ist ein Ächzen, dann sinkt die Matratze ein, als er sich hinter mich setzt. Er ist so nah, dass ich seine Wärme spüre. Fröstelnd wegen der Wunde kann ich mich nur mit Mühe beherrschen, nicht bei dieser Wärme Zuflucht zu suchen.
    Er nimmt den geborgten Umhang von meinen Schultern, und ich schrecke auf, als die kalte Luft die Wunde brennen lässt.
    Duval schweigt so lange, dass ich beinahe zappele, aber ich mache mir Sorgen, dass die Bewegung mir Ungemach bringen wird. Als ich seine Finger auf meinem Hals spüre, zucke ich zurück, bevor ich mich daran hindern kann. »Was tut Ihr da?« Meine Stimme klingt unnatürlich hoch in meinen Ohren.
    »Ich entferne das ruinierte Mieder, damit ich mich um Eure Wunde kümmern kann.«
    »Nein, gnädiger Herr!« Ich springe vom Bett auf, wirbele herum und bringe mich schnell außer Reichweite. Panik flattert in meiner Brust. Er darf es nicht sehen. Er darf es nicht sehen.
    Duval schaut mich an, als sei ich wahnsinnig. »Wäre es Euch lieber, ich würde nach einem Arzt schicken?«
    »Nein!«, sage ich, und langsam habe ich das Gefühl, in der Falle zu sitzen. Ich habe nichts übrig für die höfischen Wundärzte, und sie werden Fragen stellen, die ich nicht zu beantworten wünsche. Aber ich kann es nicht ertragen, dass Duval meinen zerstörten Rücken sieht. »Wenn Ihr mich allein lassen würdet, kann ich mich selbst darum kümmern.«
    Er schnaubt ungläubig. »Wirklich? Ist das ein weiteres Wunder Mortains? Dass Seine Töchter in der Lage sind, sich hinreichend zu verrenken, um sich um ihren eigenen Rücken zu kümmern?« Seine Stimme nimmt einen sanft tadelnden Tonfall an. »Wenn Ihr Euch um das Gewand sorgt, ich bin mir sicher, dass die ehrwürdige Mutter es verstehen wird.«
    Aber natürlich ist es nicht das Gewand, das mir Sorgen macht. Meine Panik wächst, bis ich kaum mehr atmen kann. Jede Verhöhnung, die mir die Jungen aus dem Dorf an den Kopf geworfen haben, jede in meine Richtung gerufene Schmähung, jede Beleidigung hallt in meinem Kopf wider. Und diese Dinge kamen alle von Dorfbewohnern, Bauern, Leuten, die an Hässlichkeit und missgestalte Menschen gewöhnt waren. Duval ist von edlem Geblüt und wurde inmitten von Schönheit und Prunk bei Hof großgezogen. Ich kann es nicht ertragen, dass ich das Hässlichste sein soll, was er je gesehen hat. »Nein.« Ich mache einen Schritt rückwärts, entschlossen, außerhalb seiner Reichweite zu bleiben. »Ich brauche Eure Hilfe nicht.«
    Er runzelt die Stirn angesichts meiner Unvernunft. »Wenn wir uns nicht um Eure Verletzung kümmern, könntet Ihr durchaus die Beweglichkeit Eurer Schulter und Eures Armes verlieren, und wie würde das Eurem Gott oder Eurer Herzogin dienen?«
    Ich zische frustriert. Typisch Duval, das eine Argument zu finden, das mich an meine wahre Aufgabe hier erinnert. An meine einzige Aufgabe hier. Mein Dienst an Mortain kommt vor allem anderen. Es gibt keinen Platz für Keuschheit oder Scham. Vielleicht prüft der Gott mich gerade jetzt, um zu sehen, ob meine Eitelkeit stärker ist als mein Pflichtgefühl ihm gegenüber. Ich fühle mich nackt und schutzlos preisgegeben und kann nicht umhin zu murren: »Was weiß ein Mann überhaupt vom Nähen von Wunden?«
    Darüber lacht Duval unverblümt, und ein kleines, verborgenes Grübchen erscheint kurz in seinem Mundwinkel. »Wenn ein Mann erwartet, in der Schlacht zu überleben oder anschließend seinen

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