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Grave Mercy Die Novizin des Todes

Grave Mercy Die Novizin des Todes

Titel: Grave Mercy Die Novizin des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LaFevers Robin L
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wie möglich sauber zu wischen. Dann werfe ich mir den Umhang um die Schultern und verberge die Armbrust wieder unter meinen Röcken. Ich kann bereits das Klappern von Hufen auf Pflastersteinen hören und das aufgeregte Gebell der Jagdhunde. Nachdem ich mich davon überzeugt habe, dass alles so ist, wie es sein sollte, trete ich aus dem Raum in den Flur hinaus und begebe mich auf den langen Weg den Gang hinunter und weg von den Beweisen meiner Taten.
    Während ich durch die Palastflure gehe, ringe ich mit mir, ob ich in Duvals Residenz zurückkehren oder ihn draußen treffen soll. Am Ende komme ich zu dem Schluss, dass er wissen muss, was geschehen ist, und zwar möglichst schnell und besser von meinen Lippen als von denen eines Fremden. Außerdem muss irgendjemand die Leichen beiseiteschaffen.
    Die Nässe an meinem Rücken breitet sich aus, während die Verletzung brennt und zieht. Ich schaue hinter mich, um mich davon zu überzeugen, dass ich keine Blutspur hinter mir herziehe.
    Der Innenhof ist erfüllt von tänzelnden, schnaubenden Pferden; absitzenden Männern; bellenden, schwanzwedelnden Jagdhunden. Zwei große Hirsche hängen an kräftigen Tragbalken, und ich lächele unwillkürlich. Heute war offensichtlich ein guter Tag für die Jagd, im Palast wie außerhalb. Ich halte mich am Rand und suche nach Duval.
    Beinahe so, als hätte ich seinen Namen gerufen, fährt sein Kopf in die Höhe, und sein Blick findet meinen. Diese Verbindung zwischen uns gefällt mir nicht.
    Duval sitzt ab und kommt auf mich zu. »Was tut Ihr hier?«
    Ich sehe ihm gelassen in die Augen.
    »Bei Gott!«, sagt er. Ich wäre zutiefst beeindruckt von seiner Fähigkeit, meine Gedanken zu lesen, wäre es nicht so ärgerlich.
    Er beugt sich näher zu mir vor und neigt den Kopf, als wolle er mich küssen, und ich muss mir ins Gedächtnis rufen, dass er es einfach deshalb tut, damit niemand uns hören kann. »Wer?«
    »Nemours Wachen.«
    Eine dunkle Augenbraue schnellt in die Höhe. »Mehr als einer?«
    »Einer, weil er des Verrats schuldig war; der andere in Selbstverteidigung.«
    »Hat das Kloster Euch Befehle geschickt?«
    »Nein. Ich bin gegangen, um für Nemours’ Seele zu beten. Dann fühlte ich den Drang zu seinen Räumen zu gehen. Dort habe ich einen Wachposten gesehen, der ein Todesmal trug, und so habe ich gehandelt.«
    Ich kann den Ausdruck aufDuvals Gesicht nicht deuten. »Ich habe versucht, ihn zuerst zu befragen, gnädiger Herr, aber er hat nichts verraten. Zumindest nicht zu diesem Zeitpunkt.«
    Darauf stürzt Duval sich wie ein Hund auf einen hinuntergefallenen Knochen. »Habt Ihr in seiner Seele gelesen?«
    Ich nicke, dann schlucke ich, bevor ich weiterspreche. »Er ist mit einem Beutel Dukaten bezahlt worden, und jene, die ihn bezahlt haben, haben seine Frau und sein Kind festgehalten. Sein letzter Gedanke galt ihnen, ein schnelles Gebet, dass man sie am Leben lassen würde, jetzt, da er getan hat, was von ihm erbeten wurde.«
    »Er hat keine letzten Gedanken an jene erübrigt, die ihm den Befehl gegeben haben?«
    Ich schüttele den Kopf, dann zucke ich zusammen, da bei dieser Bewegung der Schnitt auf meinem Rücken brennt. »Er wusste es nicht. Der Mann, mit dem er zu tun hatte, trug eine Kapuze, die er tief ins Gesicht gezogen hatte, und sie haben sich immer in der Dunkelheit getroffen.«
    Duval seufzt. »Wo sind die Leichen? Ich nehme an, Ihr braucht meine Hilfe, um hinter Euch sauber zu machen.«
    »Sie sind in Nemours’ Räumen. Wenn Ihr Euch darum kümmern wollt, werde ich mich auf den Weg machen.«
    Zum ersten Mal bemerkt Duval den unvertrauten Umhang, den ich trage. »Wessen Umhang ist das?«
    Ich will die Schultern heben, da zucke ich wieder zusammen. »Er gehört einem der Männer, die ich …«
    Mit einem ungeduldigen Zungenschnalzen hebt Duval den Umhang von meinen Schultern, dann schnappt er nach Luft. Ich schaue hinter mich und sehe, dass mein Gewand mit Blut durchweicht ist. »Wir müssen Euch versorgen lassen«, sagt er und lässt den Mantel wieder fallen.
    »Solltet Ihr Euch nicht zuerst um die Leichen kümmern, bevor irgendjemand sie entdeckt?«
    Er denkt einen Moment lang nach, dann umfasst er sanft meinen Ellbogen. »Wir werden beides tun«, erwidert er, bevor er mich zum Palast führt.
    »Wohin gehen wir?«
    »In meine Räume hier. Wir werden Eure Wunde versorgen, und ich kann das Saubermachen überwachen. Obwohl ich der Bestie jetzt eine Gefälligkeit schulden werde.«

Zweiunddreißig
    SOBALD WIR IM

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