Grave Mercy Die Novizin des Todes
Land in einen Krieg stürzen oder sie zu einer Ehe verurteilen, die zu furchtbar ist, um auch nur darüber nachzudenken. Wenn wir nicht zusammenarbeiten, verringern wir diese Möglichkeiten noch weiter.«
Natürlich hat er recht, aber trotzdem, es wäre ein gefährliches Übereinkommen. Ich kann nicht umhin zu denken, dass die Äbtissin es niemals gutheißen würde. Ich weiß nicht, wie sehr sie von Duvals Schuld überzeugt ist oder ob sie und Crunard es mir danken werden, wenn ich beweise, dass sie unrecht haben. Aber ich habe in jeder Richtung ermittelt, ob Anzeichen für Verrat vorliegen, um ihren Verdacht zu bestätigen, und der einzige Beweis, den ich gefunden habe, ist soeben sauber widerlegt worden. Was Duval sagt, klingt außerdem überzeugend, vor allem da ich offene Feindseligkeit zwischen ihm und seiner Mutter beobachtet habe.
Es ist ein schmaler Grat, auf dem zu wandeln Duval mich bittet, sowohl die Bedürfnisse der Herzogin als auch die meines Klosters im Auge zu behalten. Denn obwohl ihre Ziele die gleichen sind, fürchte ich, dass ihre Methoden sich sehr voneinander unterscheiden. Wenn ich mich irre, riskiere ich es, das Vertrauen des Klosters zu verlieren, und das bedeutet mir mehr als alles andere auf der Welt. Trotzdem, ich habe keine andere Wahl. Denn die Herzogin befindet sich in einer ernsten Notlage, und wenn es ihr nicht gelingt, die Unabhängigkeit ihres Landes zu wahren, wird das Kloster gewiss leiden. »Ich stimme Euch zu, gnädiger Herr.«
Er lächelt, und obwohl es weit nach Mitternacht ist, ist es so, als sei die Sonne gerade herausgekommen. »Hervorragend«, sagt er. »Folgendes müsst Ihr für mich tun.«
Früh am nächsten Morgen reiten Duval und ich hinaus aufs Land. Louyse bittet ihn, es noch einmal zu wiederholen, als er einen Picknickkorb verlangt, den wir mitnehmen können. Offensichtlich ist das ganz untypisch für ihn, und ihre weisen, alten Augen sehen mich fragend an, einen Ausdruck der Freude darin.
De Lornay und die Bestie erwarten uns draußen; ihre Pferde sind frisch und scharren im morgendlichen Tau mit den Hufen. Duval leiht mir eine gescheckte graue Stute für den Tag, und ich stecke ihr ein Stückchen Apfel zu, das ich vom Tisch stibitzt habe.
Die Hufe unserer Pferde klappern auf den kalten Pflastersteinen, während wir auf das nördliche Tor zureiten. Die Stadt ist noch überfüllter, als sie es am Tag unserer Ankunft war; sämtliche bretonische Adlige – und viele französische – haben sich innerhalb ihrer Mauern einquartiert und warten darauf zu sehen, welches Drama sich bei der Zusammenkunft der Staatsmänner abspielen wird. Die Anspannung in der Stadt ist geradezu mit Händen zu greifen.
Während wir durch die Straßen reiten, wirft de Lornay den Kopf in den Nacken und lacht, als habe Duval etwas besonders Scharfsinniges gesagt. Duval selbst grinst, und die Bestie dreht ihr hässliches Gesicht zu mir und lächelt. Ich lächele zurück. Für die Leute sind wir eine glückliche kleine Gruppe, auf dem Weg, einen schönen Herbsttag zu genießen.
Aber natürlich sind wir das nicht.
Duval ist sich vollauf im Klaren darüber, dass wir vielleicht in eine Falle reiten, aber die Situation der Herzogin ist so verzweifelt, dass wir das Risiko eingehen. De Lornay und die Bestie markieren die Wehrhaftigkeit der Unternehmung. Mich haben sie als Täuschungsmanöver mitgenommen, denn gewiss würde der ernste, wackere Duval die Stadt zu einer solchen Zeit nicht zum bloßen Vergnügen verlassen, es sei denn, er wäre vollkommen vernarrt in seine neue Mätresse.
Sobald wir die Stadt hinter uns haben, reiten wir nach Norden durch den Wald, der Guérande umgibt, und unser Frohsinn ebbt ein wenig ab. Es ist ein frischer, kühler Morgen, und ich bin dankbar für den pelzgefütterten Umhang, den Schwester Beatriz mir geschickt hat. Meine Gedanken hüpfen und flattern, genau wie die nahen Vögel, die die letzten Gaben des Herbstes suchen, bevor der Winter Einzug hält. Ich sage mir, dass ich, wenn die Äbtissin von diesem Ausflug erfährt, einfach erklären werde, dass ich Auge und Ohr des Klosters war, genau wie sie mich geheißen hat. Sie braucht nicht zu wissen, dass ich zugestimmt habe, mit Duval zusammenzuarbeiten. Tatsächlich weiß ich selbst nicht, ob ich es wirklich ernst gemeint habe oder ob ich nur zugestimmt habe, um ihn zu beschwichtigen und in seine Pläne eingeschlossen zu werden. So oder so, ehe ich nicht etwas tun muss, das in direktem Konflikt mit den
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