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Graveminder

Graveminder

Titel: Graveminder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
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war sie nicht so dumm, das zuzugeben. Auf keinen Fall durfte sie Rebekkah als Familienangehörige betrachten, ebenso wenig wie sie eingestehen durfte, dass sie nichts dagegen gehabt hätte, Byron Montgomery näher kennenzulernen.
    Mit entschlossenem Blick marschierte Cissy über den Friedhof.
    »Was hat sie bloß für eine Laune …«, murmelte Teresa.
    »Unsere Großmutter, ihre Mutter , ist gerade gestorben.« Liz war sich nicht sicher, ob sie ihr nachgehen oder sich lieber heraushalten sollte. Ihre jahrelangen Bemühungen, zu Hause die Friedensstifterin zu spielen, erweckten in ihr den Wunsch, ihrer Mutter nachzugehen. Aber ebenso viele Jahre vergeblicher Versuche, sich den boshaften Angriffen ihrer Mutter zu entziehen, sprachen dafür, dass es klüger war, wenn jemand anders die Zielscheibe darstellte.
    »Sie weint nicht, Liz. Es juckt ihr in den Fingern, einen Streit vom Zaun zu brechen.«
    »Sollen wir ihr folgen?«
    Teresa verdrehte die Augen. »Mist, ich will nicht diejenige sein, die sie aufs Korn nimmt. Du weißt, dass sie unausstehlich wird, wenn Rebekkah herausfindet, dass sie die Totenwächterin ist. Dann endet jede Ratssitzung mit einem Wutanfall. Du kannst ihr gern nachgehen, aber ich rühre mich nicht von der Stelle.« Teresa lehnte sich an den Wagen. »Nach der Nachfeier können wir uns noch lange genug ihre Tiraden anhören.«
    »Vielleicht …«
    »Nichts da. Wenn du ihr hinterherlaufen willst, nur zu! Aber sie hat vor, sich die beiden vorzunehmen, und Grandmama Maylene ist nicht da, um sie zu beruhigen. Bringst du das fertig?« Teresa schüttelte den Kopf. »Ich habe keine Lust, mir ihren Ärger zuzuziehen. Das muss ich nicht haben – und du auch nicht. Sollen die beiden sich doch mit ihr auseinandersetzen.«

15. Kapitel
    Byron hatte sich ausschließlich darauf konzentriert, Rebekkah zu beobachten, und angenommen, alle Trauergäste seien schon gegangen. Als er Cissy zurückkommen und auf ihn zusteuern sah, verschluckte er eine ausgesprochen ungnädige Bemerkung. Hinter ihr standen die Zwillinge am Auto, und wie es aussah, stritten sie. Liz reckte die Hände zum Himmel und folgte ihrer Mutter. Teresa lehnte am Wagen und sah zu.
    Cissys Miene wirkte entschlossen, und er wappnete sich gegen ihren Zorn. Doch sie ging an ihm vorbei, ohne ihm einen Blick zu gönnen, und hielt auf Rebekkah zu.
    »Cecilia!« Byron packte sie am Arm. »Sie will eine Weile allein sein.«
    Cissy riss die Augen auf und befeuchtete sich die Lippen. »Aber sie muss es erfahren. Jemand sollte ihr von dem … davon erzählen, was passiert ist, und ich gehöre zu Maylenes Familie …«
    »Machen Sie sich deswegen keine Gedanken«, unterbrach er sie. Er legte einen Arm um sie und schob sie zum Wagen zurück. »Sie haben schon genug um die Ohren, Cissy. Lassen Sie sich von Ihren Töchtern heimfahren. Ich bringe Rebekkah nach Hause.«
    Byron sah Cissys Töchter an. Teresa beobachtete sie immer noch vom Wagen aus, und Liz stand nervös hinter ihrer Mutter. »Helfen Sie Ihrer Mutter bitte in den Wagen, Elizabeth!«
    Cissy starrte ihn wütend an. »Ich muss wirklich mit Becky reden. Sie sollte wissen, was passiert ist, und ich bezweifle, dass Sie es ihr gesagt haben. Haben Sie?«
    »Es ihr gesagt …« Byron schüttelte den Kopf angesichts der unangenehmen Erkenntnis, dass Cissy außer ihm offenbar die Einzige in Claysville war, der die Umstände von Maylenes Tod eine Diskussion wert waren. »Dies ist weder der richtige Zeitpunkt noch der rechte Ort dafür.«
    »Mama …«, begann Liz.
    Cissy versuchte, um Byron herumzutreten. »Ich finde, Becky sollte erfahren, was passiert ist.«
    Bei diesen Worten hob Liz geschlagen die Hände. Sie war die vernünftigere von Cissys Töchtern, aber auch so gescheit, sich nicht zur Zielscheibe des mütterlichen Temperaments zu machen.
    »Ich sagte nein. Nicht hier, nicht jetzt.« Byron legte die Hand fest um Cissys Ellbogen und schob sie auf den Wagen zu.
    Cissy starrte ihre Töchter – die sich nicht rührten, weder die am Wagen noch die neben ihr – zornig an, lenkte dann aber ein. »Schön. Ich treffe sie ja dann im Haus.« Sie zog ihren Arm aus seinem Griff. »Sie können mich nicht von ihr fernhalten, Junge.«
    Byron wusste nur zu gut, dass eine Antwort nicht das gewünschte Ergebnis hätte. Daher zwang er sich zu einem höflichen Lächeln und schwieg.
    Liz warf Byron einen erleichterten Blick zu. »Danke«, bildeten ihre Lippen lautlos.
    Byron wandte den drei Frauen den Rücken und

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