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Graveminder

Graveminder

Titel: Graveminder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
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ich?«
    Der Scheinwerfer schien heller zu leuchten, und die Finger des Pianisten tanzten über die Tasten. Der Rhythmus des Schlagzeugs verlieh der Musik etwas Drängendes. Charlie öffnete die Schatulle.
    »Weil die Alternative einen Vertragsverstoß bedeutet.« Charlie griff in die Schachtel und holte eine Schriftrolle hervor. »Weil die Alternative heißt, dass die Toten euch alle umbringen.« Er zog die Rolle auseinander, entnahm der Schatulle einen Stift und tippte damit auf das Papier. »Unterschreiben Sie hier!«
    Charlie hielt ihm den Stift hin, und die Musiker verstummten alle gleichzeitig, als hätte sie jemand unterbrochen. Sie schienen – so wie ziemlich alles andere, seit Byron das Land der Toten betreten hatte – unter der Kontrolle des Mannes zu stehen, der ihn erwartungsvoll beobachtete. Byron brannte nicht darauf, von irgendjemandem kontrolliert zu werden. »Was ist meine Rolle dabei? Sie haben die Totenwächterin erwähnt, aber was soll ich Ihnen versprechen?«
    Charlie lächelte großmütig. »Genau das, was Sie sich wünschen, Byron. Das, was Sie sich seit Ellas Tod wünschen: Sie beschützen unsere Rebekkah. Sie lieben sie. Sie bewahren sie davor, den Tod zu ersehnen.«
    Byron starrte Charlie an. »Können Sie auf unsere Seite kommen?«
    »Wenn Undertaker und Graveminder ihre Arbeit erledigen, wird keiner der Toten in Ihre Stadt kommen. Ihre Kinder werden in der Stadt bleiben und sicher vor … nun ja, einigen Gefahren sein. Ihre Stadt wird stark und sicher sein und blühen – all dieser Kram.«
    »Das ist einfach die naturgegebene Ordnung des Lebens, Byron.« Williams Stimme klang müde. »Mach schon!«
    »Warum? Du erwartest, dass ich einfach …« Byron wich vom Tisch zurück. »Nein. Du kannst nicht klar denken, ich aber schon. Wir gehen.«
    Er machte kehrt und kam bis zur Tür. »Du hast mit den Toten getrunken, Sohn«, hörte er seinen Vater sagen. »Wenn du nicht unterschreibst, musst du bleiben.«
    Byron legte die Hand auf die Tür, öffnete sie jedoch nicht. Sein Vater hatte ihn wissentlich hergeführt und in diese missliche Lage gebracht.
    »Es tut mir leid«, setzte William leise hinzu. »Es gibt Traditionen, und dies ist eine davon.«
    »Ihr alter Herr hat recht.« Charlies Stimme hallte durch den ruhigen Raum. »Entscheiden Sie sich!«
    Langsam wandte sich Byron um. »Und wenn ich nicht unterschreibe?«
    »Sterben Sie. Es wird nicht wehtun, Sie bleiben einfach hier. Er sucht im Land der Lebenden nach einem neuen Undertaker. Seine Totenwächterin ist gestorben. Er hat seine Pflicht erfüllt.« Charlie stand nicht von seinem Stuhl auf. Keine Regung in der Miene des Toten verriet, was er dachte. »Ich kann Sie nicht zwingen. Wenn Sie bleiben, wird es Ihnen nicht an Zerstreuungen mangeln, und wenn Sie unterschreiben, werden Sie zwischen den Welten hin- und herwandern. Mir ist es letztlich einerlei.«
    Während Charlie sprach, hatten der Cellist und der Pianist erneut zu spielen begonnen, und das Mädchen sang leise. Sie sah nur Byron an.
    Er tat wieder einen Schritt auf den Tisch zu und sah seinen Vater an. »Wie konntest du …« Er verstummte, weil er nicht einmal mehr wusste, was er sagen wollte. »Hilf mir, das alles zu verstehen, Dad! Sag mir … irgendetwas .«
    »Nach Ella Maes Tod waren Maylene und ich uns einig, die Sache am besten zu verschieben und es dir erst zu sagen, sobald du bereit wärst … oder wenn es notwendig würde.« William sah genauso unerbittlich aus wie all die Jahre, in denen Byron Fragen gestellt hatte, ohne Antworten zu erhalten. »Sie war noch ein Kind. Wir durften es nicht riskieren, auch noch dich oder Rebekkah zu verlieren. Und nun ist es so weit.«
    »Ella ist deswegen gestorben?« Byrons Mund war trocken. Sein Herz schlug zu laut. »Sie hat es gewusst. Genau das wollte sie uns nicht sagen. Ich dachte … ich dachte alles Mögliche. Dass jemand ihr wehgetan habe, dass sie vielleicht etwas gesehen hatte oder … Aber es ging um das hier.«
    »Ja«, gestand William.
    Byron stolperte zum Tisch und ließ sich auf den Stuhl fallen, von dem er zuvor aufgestanden war.
    William kippte den Rest seines Whiskys hinunter. »Graveminder zu sein, ist eine Familienbürde.«
    »Bek ist nicht blutsverwandt mit Maylene.« Byron fand seine Worte töricht, aber es stimmte. Wenn Blutsverwandtschaft das Kriterium war, fiel die Rolle an Cissy oder eine ihrer Zwillingstöchter. Bei dem Gedanken verzog er das Gesicht.
    »Ah ja, Cissy«, sagte Charlie. »Sie würde

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