Graveminder
ein schönes Chaos anrichten, aber es wäre unterhaltsam. Ihre Elizabeth ist allerdings gar nicht so übel. Mögen Sie sie?«
»Warum?« Byron kostete von seinem Scotch. Er besaß das zarte Aroma und die leichte Salznote, die dafür sprachen, dass er aus den nördlichen Highlands stammte – eine seiner Lieblingssorten. Wahrscheinlich ist das auch kein Zufall, dachte er. Ist überhaupt etwas Zufall?
»Wenn Ihre Bek stirbt, wird es eine der anderen. So funktioniert das – Dienstweg und so. Maylene war ein schlaues altes Mädchen. Sie bestimmte Rebekkah zur Nachfolgerin, aber wenn sie den Dingen ihren Lauf gelassen hätte … In einer Familie mit so vielen Frauen ist nicht alles vorhersehbar. Dann würde eines der Mädchen Ihre Partnerin … Sie unterschreiben doch, oder, Byron? Dass Sie zurückgehen, dafür sorgen, dass das Mädchen sicher ist und alles? Dass Sie Ihre Aufgabe erfüllen?«
»Sie sind ein Mistkerl.« Trotzdem streckte Byron die Hand aus.
»Guter Junge.« Charlie reichte ihm den Stift und strich die Schriftrolle glatt. »Gleich hier auf der Linie, Sohn.«
Einen Moment lang hielt Byron inne. Seine Finger nestelten am Rand der Rolle herum.
»Unterschreib!«, wies William ihn an. »Die Bedingungen ändern nichts an der Wahrheit: Entweder du unterzeichnest, oder du bleibst hier. Du kannst es später lesen und nach einer Lücke in den Klauseln suchen. Das tun wir alle. Aber das ändert nichts daran, es zu tun.«
Byron fuhr mit dem Finger über die Spalte mit den Namen.
1953–2011 William B.
1908–1953 Joseph
1880–1908 Alexander
1872–1880 Conner
1859–1872 Hugh
1826–1859 Timothy
1803–1826 Mason
1779–1803 Jakob
1750–1779 Nathaniel
1712–1750 William
Bei einigen Unterschriften standen die Buchstaben eng beieinander, andere wirkten zittrig. Byron fragte sich, wie viele der Männer auf der Liste so ahnungslos gewesen waren, wie er sich fühlte, wie viele sich wohl gefragt hatten, ob sie gerade den Verstand verloren. Wie konnten sie es ertragen, ihre Söhne zu diesem Los zu verurteilen?, fragte sich Byron. Wie hatte sein Vater das fertiggebracht? Kurz blickte er zu ihm auf. William zuckte weder zusammen, noch wandte er den Blick ab
»Ich habe nicht den ganzen Tag lang Zeit«, drängte Charlie. »Doch, eigentlich schon, aber ich langweile mich allmählich. Unterschreiben Sie, oder schicken Sie Ihren Vater zurück, um einen neuen Undertaker zu suchen. Rebekkah braucht einen Partner, und ehe der sie hierher in mein Reich bringt, ist sie nur ein Schatten dessen, was sie werden muss. Die Toten werden sie sehen, aber sie wird weder wissen, wer sie sind, noch was sie selbst tun muss. Sie können sie verletzen. Werden Sie entweder ihr Partner, oder geben Sie Ihren Platz frei.«
Byron hatte nicht vor, sie – oder seinen Vater – im Stich zu lassen oder sich mit dem Tod abzufinden. Er kritzelte seinen Namen unter den seines Vaters.
Charlie blätterte die Seite um, und auf der nächsten las Byron Die Barrow-Frauen , gefolgt von einer weiteren Liste. Dieses Mal waren die Namen alle in derselben Schrift eingesetzt. Keine Unterschriften, sondern einfach eine Liste jener Frauen, die ausgewählt worden waren, um eine Rolle auszufüllen. Sie hatten keine echte Wahl gehabt.
2011 Rebekkah
1999 Ella
1953–2011 Maylene
1908–1953 Elizabeth Anne (Bitty genannt)
1880–1908 Ruth
1872–1880 Alicia
1859–1872 Maria
1826–1859 Clara
1803–1826 Grace
1779–1803 Eleanor
1750–1779 Drusilla
1712–1750 Abigail
Byrons Blick blieb an Ellas durchgestrichenem Namen hängen. Sie hatte die eine sein sollen. Er umklammerte den Rand des Papiers. »Warum? Wieso haben die Frauen keine Wahl?«
»Ich hatte nicht vor, Ihnen alles leicht zu machen.« Charlie rollte das Schriftstück zusammen, legte es wieder in die Schatulle und verschloss sie.
Die Kellnerin kam herbei und trug die Schachtel weg.
Unvermittelt stand Charlie auf. »Sie können gern bleiben und die Show genießen.« Er nickte den beiden Männern zu und setzte den Hut auf. »Bis bald, William.«
Sobald Charlie gegangen war, füllte sich die Bar. Die zuvor private Atmosphäre verflog, und tote Männer und Frauen setzten sich an die Tische. Viele von ihnen nickten William zu.
Byron wandte sich an seinen Vater. »Ich habe Fragen.«
»Ich weiß
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