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Graveminder

Graveminder

Titel: Graveminder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
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Ds Lachen folgte ihm die Treppe hinauf.

33. Kapitel
    »Rebekkah?«
    Sie wandte sich von der Straße ab und erblickte Byron, der mit großen Schritten über den kurzen Flur auf sie zukam. Sie war verwirrt, müde und verängstigt. Ihre Rippen schmerzten von dem Streifschuss, und ihr Kopf war so voller Sorgen, dass sie sie kaum noch auseinanderhalten konnte. Doch in diesem Augenblick trat alles andere in den Hintergrund.
    Auf der Schwelle zwischen dem Raum und dem Balkon blieb er stehen. »Bist du in Ordnung?«
    Während er sprach, musterte er sie. In seiner Miene lag keine Zärtlichkeit, und die Kälte in seinem Blick jagte ihr einen Schauer über den Rücken.
    »Ja.« Sie trat auf ihn zu. Mit einem Mal fühlte sie sich in dem Kleid befangen und war sich seiner – ganz anders als beim Betreten des Tunnels – nicht mehr sicher. Und sie fühlte sich schuldbewusst, obwohl sie nichts weiter getan hatte, als mit Charles zu essen. »Bring mich nach Hause! Bitte!«
    »Das habe ich vor.« Byrons Stimme war nicht wärmer als sein Blick.
    »Bist du denn in Ordnung?«, fragte sie.
    »Das werde ich sein, sobald wir von hier verschwunden sind.« Er wandte ihr die Seite zu und behielt sowohl den Flur als auch den Balkon im Auge. In der rechten Hand hielt er einen Revolver mit hellem Griff und trug einen schmierigen Seesack über der Schulter, mit dem sie ihn noch nie gesehen hatte. Sein Hemd war mit Blutspritzern gesprenkelt.
    »Ich habe keine Ahnung, wie ich den Ausgang finden soll … weder aus dem Haus noch aus dieser Welt«, gestand sie.
    »Bleib einfach bei mir!« Er griff in die Tasche und zog zwei Patronen hervor. Dann klappte er die Trommel des altmodischen Revolvers aus.
    Sie sah zu, wie er zwei leere Hülsen entfernte und Kugeln in die zwei Kammern schob.
    Er rückte den Riemen des Seesacks auf seiner Schulter zurecht. »Bleib neben mir, ja? Wenn … wenn jemand auf uns schießt, gehst du hinter mir in Deckung.«
    »Aber …«
    »Hier drüben sind Kugeln nur für dich eine Gefahr. Mir kann nichts passieren.« Er fing ihren Blick auf. »Versprich es mir!«, verlangte er.
    Sie nickte. Wie hatte Maylene das geschafft?, fragte sie sich. Ihr war ja nicht im Geringsten klar gewesen, dass ihre Großmutter ein solches Leben geführt hatte.
    Byron schritt den Flur in Charles’ Haus entlang. Weder der dicke Teppich unter den Füßen noch die aufwendige Decke aus geprägtem Metall oder die Wandmalereien vermochten Byrons Aufmerksamkeit zu fesseln. Auf der obersten Stufe einer geschwungenen Freitreppe, an die sich Rebekkah nicht erinnern konnte, blieb er stehen.
    Sie war ohnmächtig gewesen, als man sie hergebracht hatte.
    »Bleib bei mir!«, erinnerte Byron sie.
    Am Fuß der Treppe wartete Charles. Als Rebekkah und Byron sich näherten, trat er einen Schritt vor.
    »Meine liebreizende Rebekkah, es war mir ein Vergnügen.« Charles nahm ihre Hand und hob sie an die Lippen. »Ich hoffe doch, dass Sie mir mitteilen, falls etwas nicht zufriedenstellend war. Unser Essen? Mein Bett?«
    Sie riss ihre Hand los. »Nur Sie.«
    Charles nickte. »Dann werde ich mir größere Mühe geben. Beim ersten gemeinsamen Mahl kann man sich nicht immer von seiner besten Seite zeigen.« Dann wandte er sich an Byron, der steif daneben stand. »Undertaker.«
    Rebekkah hatte geglaubt, Byrons Ton könne nicht kälter werden, doch jetzt war er geradezu eisig. »Charlie. Muss ich auf dem Weg zum Portal mit einem Angriff rechnen? Oder sind wir sicher?«
    »Vermutlich nehmen sich die Leute einstweilen zusammen. Aber beschützen Sie unser Mädchen auf jeden Fall! Mein Reich ist gefährlich.« Charles ging zur Tür und öffnete sie. »Und hinterlassen Sie mir nicht allzu viele Leichen, die ich dann wegräumen muss.«
    Zwei Männer lagen zusammengebrochen rechts und links neben der Tür. Rebekkah keuchte auf und schlug eine Hand vor den Mund. Sie sah von den Männern zu Byron und dann zu Charles.
    Mit undeutbarer Miene lehnte Charles sich an den Türrahmen. »Geben Sie auf Ihren Rocksaum acht, meine Liebe!«, sagte er nur. »Blut hinterlässt Flecken.«
    Byron legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Komm weiter, Beks!«
    Der Byron, den sie kannte, war kein Mensch, der herumlief und andere erschoss, doch als sie ihn ansah, dachte sie an die zwei Kugeln, die er in die Trommel des Revolvers nachgeladen hatte. Was passierte, wenn man jemanden erschoss, der schon tot war? Hatte Byron den Männern ihr Leben im Jenseits genommen? Gab es verschiedene Realitätsebenen

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