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Gray Kiss (German Edition)

Gray Kiss (German Edition)

Titel: Gray Kiss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Rowen
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Gift spritzte aus jedem Wort. Als Bishop sich mir zuwandte, verschwand all seine Wut. „Bist du in Ordnung?“
    „Was?“ Ich blinzelte ihn an, verwundert. Nach seinem furiosen Auftritt hatte ich mit dieser Frage ganz und gar nicht gerechnet.
    Er streichelte mein Gesicht und strich die Haarsträhne zurück, die mir in die Stirn gefallen war. Sofort waren wir beide wie elektrisiert.
    „Oh, ich bitte dich“, hörte ich Kraven. „Ich habe sie nicht dazu gezwungen, wenn du das meinst.“
    Meine Wangen brannten.
    „Was war hier los?“, fragte Bishop in scharfem Ton.
    „Ich musste sie offensichtlich küssen.“ Der Dämon stand lässig an der Wand. „Sie hatte wieder so einen Fressanfall wie neulich abends im Crave.“
    Ich zitterte. „Bitte, Bishop …“
    Er keuchte. „Was ist?“
    „Es tut mir leid, doch … du bist zu nah.“ Ich war kurz davor durchzudrehen. Ich konnte nur noch seinen Mund anstarren.
    Er schluckte, sein Adamsapfel hüpfte auf und ab. Dann hielt er meine Arme fest und schaute mich an. Er war nahe genug, dass ich seinen Herzschlag wahrnehmen konnte. Wie gestern Abend in meinem Zimmer. Gefährlich.
    Aber heute Abend war da ein einsachtzig großer Unterschied.
    „Oh-oh. Ich glaube, du hast ihn in deinem Spinnennetz gefangen, Gray-Mädchen. Erlaube, dass ich der unglückseligen Fliege behilflich bin.“ Kraven packte Bishops Hemd und zerrte ihn aus meinem Hunger-Orbit heraus. Seine Wärme verschwand schlagartig, und schon wurde mir eiskalt.
    In Bishops Augen las ich eine Art unkontrollierbare Sehnsucht. Er fluchte leise und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Rasch wandte er den Blick ab.
    „Ganz genau“, sagte Kraven. „Ihr solltet euch voneinander fernhalten.“
    „Verrätst du mir jetzt endlich, was hier los war?“, fuhr Bishop ihn an.
    Meine Beine gaben nach und ich rutschte an der Wand nach unten. Aber immerhin konnte ich wieder einen klaren Gedanken fassen. „Du hast nicht mitbekommen, wie ich eben fast jemanden angegriffen hätte. Ich habe es nicht mehr im Griff, Bishop. Es wird immer schlimmer. Und das jagt mir eine Höllenangst ein.“
    „Was hast du denn überhaupt hier zu suchen?“
    Ich seufzte laut. „Ich konnte nicht einfach zu Hause sitzen und warten, bis andere Leute meine Probleme lösen. Natürlich bin ich auf der Suche nach Stephen. Zum Glück war Kraven in der Nähe, als ich beinahe die Kontrolle verloren hätte.“
    Bishop lächelte düster und warf seinem Bruder einen warnenden Blick zu. „Mein großer Bruder, immer so aufmerksam. Vor allem, wenn es um dich geht, Samantha.“
    Kraven hielt die Hände hoch. „Ich will nur helfen.“
    „Komm, probieren wir es noch mal.“ Bishop streckte mir eine Hand hin, die ich vorsichtig beäugte. „Alles okay. Mir geht es wieder besser.“
    „Wirklich?“ Ich nagte an meiner Unterlippe, nahm seine Hand und ließ mich von ihm hochziehen. Sofort danach nahm er seine Hand weg, bedauernd, und schaute wieder seinen Bruder an.
    „Ah, der charmante Anblick des Todes“, spottete Kraven. „Den kenne ich gut. Aber du musst wirklich nicht eifersüchtig sein, nur weil deine Freundin und ich uns geküsst haben. Also, diese von deinen Freundinnen.“ Er sah mich an. „Was war das heute? Lipgloss mit Erdbeergeschmack? Lecker.“
    „Danke für deine Hilfe.“ Meine Wangen brannten vor Scham. „Und jetzt fahr zur Hölle.“
    „Kenn ich auch schon.“
    Bishop durchbohrte ihn mit seinen Blicken. „Wieso sollte ich eifersüchtig sein? Es war doch toll von dir, dass du die Lage gerettet hast. Du bist ein Held.“
    Das nannte man Sarkasmus.
    Nur leider stimmte es. Kraven hatte mir geholfen. Er hatte die Lage gerettet.
    Und das wusste auch Bishop. Er musste akzeptieren, dass es nötig gewesen war, auch wenn es ihm allem Anschein nach ganz und gar nicht gefiel.
    Ich schlang meine Jacke enger um mich, denn ich fror. Wenn ich nicht gerade Bishop berührte - und das wäre in diesem Moment eine sehr schlechte Idee gewesen - fror ich bis auf die Knochen. Und heute war erst der 29. Oktober. Es konnte unmöglich so kalt sein, wie es mir vorkam.
    Die Kälte ist eines der Anzeichen für die Stase, sagte ich im Stillen zu mir. Genau wie der Hunger. Beides wird schlimmer .
    Ich sah hinauf in den Nachthimmel, der sternenverhangen war. Keine Lichtsäule. Keine Jagd nach neuen Teammitgliedern.
    „Blondie hat gemeint, du sollst heute Nacht ohne sie auf Patrouille gehen - und sie hat dich auch ermahnt, dich von den Gray-Mädchen fernzuhalten“,

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