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Gray Kiss (German Edition)

Gray Kiss (German Edition)

Titel: Gray Kiss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Rowen
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langsam, wurde mein Verstand wieder klar.
    Er legte seine Hände auf meinen Rücken und zog mich noch enger an sich. Ich hatte die Augen geschlossen, konnte mir aber trotzdem nicht vormachen, dass ich einen anderen küsste. Kraven hatte einen so einzigartigen Duft an sich - so angenehm herb und männlich, mit Untertönen von Rauch, als hätte er sich ein paar Stunden an einem Lagerfeuer aufgehalten. Er war so groß wie Bishop, hatte dieselbe Statur und war doch so anders, so ganz …
    Zack!
    Ich suchte die Straßen ab. Ich suchte etwas.
    Nein, das war gar nicht ich. Das war Bishop. Wieder sah ich alles durch seine Augen, aber diesmal war es keine Erinnerung. Es war jetzt, denn ich konnte nur beobachten und nicht fühlen, was er empfand. Er warf einen Blick auf Connor, der in der Nähe auf dem Bürgersteig hockte.
    „Das war knapp“, meinte Connor und schaute Bishop mit seinen kupferfarbenen Augen an.
    „Zu knapp. Das verdammte Schwarz arbeitet nicht mehr richtig.“ Bishop betrachtete den Dolch in seiner Hand. Ich erschrak, als ich bemerkte, dass die Klinge voller Blut war. Er hatte gerade jemanden getötet. Einen Gray vielleicht. Das Schwarz musste sich bereits aufgetan und ihn verschlungen haben.
    Connor erhob sich und fuhr sich mit einer Hand über das kurz rasierte Haar. „Entweder es schnappt sie uns weg und erwischt uns fast selbst noch, oder es öffnet sich überhaupt nicht. Wie kann das sein?“
    „Keine Ahnung.“ Plötzlich schnappte Bishop nach Luft. „Hol Zach!“
    Connor musterte ihn alarmiert an. „Was ist los?“
    „Ich spüre sie. Sie muss in der Nähe sein.“
    „Wer? Von wem redest du? Samantha?“
    Bishop nickte. „Sie braucht mich.“
    „Ich dachte, der Location-Link zwischen euch funktioniert nicht mehr.“
    „Manchmal schon. Jetzt zum Beispiel.“
    Misstrauisch schaute Connor ihn an. „Du weißt, was Cassandra gesagt hat. Du sollst dich von Samantha fernhalten.“
    „Es ist mir egal, was Cassandra sagt. Geh jetzt, ich komme später nach.“ Und dann rannte er los, weiter die Straßen absuchend.
    Er suchte nach mir.
    Er hatte diese Fähigkeit, mich zu finden - seit wir uns das erste Mal berührt hatten. Die anderen besaßen diese Fähigkeit nicht, nur Bishop. Ich fragte mich, ob das mit seiner speziellen Aufgabe im Himmel zu tun hatte - das hätte jedenfalls Sinn ergeben. Ein Auftragsmörder musste in der Lage sein, sein Opfer aufzuspüren.
    Mir war allerdings klar, dass es nicht immer klappte, vor allem, wenn Bishop mal wieder verwirrt war. Sobald er in seiner Konzentration beeinträchtigt war. Oder wenn ich zu weit weg war.
    Aber manchmal funktionierte es auch perfekt.
    Er war näher, als ich dachte. Gleich um die Ecke von dem Haus mit dem Eisentor. Er lief daran vorbei, ohne es zu beachten.
    Zwei Blocks weiter blieb er abrupt stehen.
    Er starrte mich. Und ich sah mich durch seine Augen - voller Entsetzen. Ich stand an die Außenwand eines italienischen Restaurants gelehnt, die Arme um den Dämon geschlungen und ließ mich von ihm küssen.
    Ich erinnerte mich gar nicht daran, dass ich mich so an Kraven klammerte. Wahrscheinlich war es so.
    Ohne uns aus den Augen zu lassen, näherte sich Bishop uns und streckte die Hand aus, um …
    Zack!
    Kraven stolperte nach hinten und drehte sich zu seinem wütenden Bruder um. Ich wischte mir den Mund mit dem Handrücken ab und sank erschöpft an die Hauswand. Mir war schwindelig und ich fühlte mich schwach, ich konnte mich kaum auf den Beinen halten und kaum fassen, was hier gerade abging.
    „Was zum Teufel machst du da?“ Bishop klang boshaft. Seine Augen glänzten knallblau. Doch er schob seinen Dolch wieder zurück in das Futteral.
    Einen Moment lang hatte ich damit gerechnet, dass er seinen Verstand verloren hätte und seinem Bruder den Dolch in die Brust rammen würde. Zu seinem wahnsinnigen Blick hätte es jedenfalls gepasst.
    Ich atmete tief ein - und mein Hunger kehrte zurück. Diesmal war er ganz konkret auf den Engel gerichtet. Ich spürte seine Wärme und presste mich enger an die Wand. Ich ballte die Hände zu Fäusten, damit ich sie nicht nach ihm ausstreckte. Kravens Kuss hatte nur kurzzeitig geholfen. Der Hunger war immer noch da.
    Ich musste mich sammeln. Rasch schloss ich die Augen und versuchte, mich zu beruhigen.
    „Tja, was mache ich wohl?“, überlegte Kraven amüsiert, was den wütenden Engel zur Weißglut bringen musste. „Meine Arbeit, was denn sonst? Wieso? Wonach sah es denn aus?“
    „Deine Arbeit, ach ja?“

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