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Gray Kiss (German Edition)

Gray Kiss (German Edition)

Titel: Gray Kiss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Rowen
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gehen.“
    Der Dämon wedelte mit der Hand. „Bitte sehr.“
    Ich beobachtete, wie Bishop auf die Frau zulief. Noch griff er nicht nach seinem Dolch, aber wenn ihm keine andere Wahl blieb, würde er nicht lange fackeln.
    Am liebsten hätte ich ihm einen Grund genannt, wieso er das nicht tun durfte. Immerhin war die Frau hilflos und stand völlig neben sich. Aber andererseits war mir auch bewusst, dass es für sie keine Hilfe mehr gab. Das war eine Frau, mit der man nicht mehr vernünftig reden konnte. Sie war nur noch ein Monster, das von seinem Hunger getrieben wurde. Ein Monster, das andere verletzen und infizieren konnte.
    Sie war Trägerin einer gefährlichen Krankheit, die vernichtet werden musste.
    Und in diesem Moment näherte sich ihr ein wunderschöner Todesengel, um sie von ihrem Leid zu erlösen.
    Doch Bishop war noch gut und gerne drei Meter von ihr entfernt, da schrie sie laut auf, fasste sich an den Kopf und stürzte zu Boden. Auch ich begann fast zu schreien, als sie vor meinen Augen zu zerschmelzen begann. Es war wie eine Szene aus dem Zauberer von Oz - als die böse Hexe des Westens von Wasser getroffen wurde. Sie wurde immer kleiner und kleiner und versank im Boden, bis nichts mehr von ihr übrig war als ein Haufen Kleider.
    Das Ganze dauerte nicht einmal eine Minute.
    Ich zitterte heftig und blickte zu Kraven hinüber. Er sah grimmig aus, aber nicht überrascht - so wie ich.
    „Du hast so was schon mal gesehen“, meinte ich heiser. „Stimmt’s?“
    Er nickte. „Seit man die Quelle getötet hat, passiert das immer wieder einigen Grays. Und für sie öffnet sich das Schwarz auch nicht - sie sind einfach weg. Das erleichtert uns zwar auf der einen Seite unsere Arbeit, aber …“ Die Lippen aufeinandergepresst musterte er mich.
    Nein, er musste den Satz nicht beenden. Auch mir konnte dieses Schicksal zuteilwerden.
    „Bishop hat uns über die Stase informiert“, erklärte er. „Offensichtlich war die Frau nicht stark genug, um sich dagegen zur Wehr zu setzen.“
    Du veränderst dich oder du stirbst, hatte Stephen gesagt.
    Die arme Frau. Sie war einmal ein Mädchen wie ich gewesen, die von jemandem, der ihr Herz schneller schlagen ließ, geküsst worden war.
    Jetzt hatte ihr Herz aufgehört zu schlagen.
    „Das ist der Beweis. Wir müssen Stephen noch heute Abend finden“, erklärte Bishop voller Entschlossenheit, nachdem er wieder bei uns war. „Wir dürfen keine Zeit verlieren.“
    „Na klar“, spottete Kraven. „Wir lassen alles stehen und liegen, um die Seele des Gray-Mädchen aufzutreiben, nur damit sie nicht als Nächste als traurige Pfütze endet?“
    Bishop strafte ihn mit einem verächtlichen Blick. „Es gibt einen neuen Club, den ich mir mal anschauen möchte. Seit die Grays gemerkt haben, dass wir im Crave nach dem Rechten sehen, hängen sie lieber dort ab. Ich habe Cassandra und Roth schon mal vorgeschickt.“
    „Dann überlass ihnen das Feld“, schlug Kraven vor.
    „Nein, wir gehen auch hin.“
    Das war das erste Mal, dass ich von diesem neuen Club für Grays hörte. Aber natürlich war das logisch. Stephen musste ja auch irgendwo hingehen - seit er von der Uni wieder zurück war, hatte er eigentlich jeden Abend im Crave verbracht. „Wie hast du das rausgefunden?“
    „Von einem anderen Gray.“
    „Und wieso sollte er ausgerechnet dir davon erzählt haben?“
    Bishop sah mich fest an. „Sagen wir mal so: Ich kann sehr überzeugend sein, wenn ich möchte.“
    Kraven schnaubte. „Lass gut sein. Wir wollen doch unser empfindsames Gray-Mädchen nicht verschrecken.“
    „Warte“, wandte ich mich an Bishop. „Soll das heißen, du hast diesen Gray gefoltert?“
    „Manche Leute muss man eben davon überzeugen, dass sie einem helfen wollen. Und dieser Kerl war wirklich überhaupt nicht gesprächig.“ Er zuckte mit den Schultern. „Er hat die Information rausgerückt, das ist die Hauptsache. Ich habe die Info erhalten, hinter der ich her war.“
    Ich bekam eine Gänsehaut. „Das deute ich dann mal als ein Ja.“
    Kaum dachte ich, Bishop könnte mich nicht mehr erstaunen, wartete der Engel mit der nächsten Überraschung auf. Am schlimmsten daran war, dass ich ihm nicht mal einen Vorwurf machen konnte. Er hatte ja recht - manche Leute musste man erst überzeugen. Aber irgendwie fühlte es sich nicht gut an, dass er auf solche Methoden zurückgriff, nur weil er mich retten wollte.
    Ich schaute ihm tief in seine blauen Augen und wünschte, ich könnte jetzt seine Gedanken

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