Grayday
Hotel zu verlagern und von ihrem Büro telefonisch Hilfe anzufordern. Schließlich packte sie eine besonders enervierende Massenblattreporterin bei den Jackenaufschlägen und fragte sie, was zum Teufel sie alle hier täten.
»Ja, das stimmt«, sagte sie wenige Minuten später zu Dan Bridgeman. »Es gibt ein Videoband. Von dem Terroristen. Nein, ich weiß nicht, was er sagt, aber offensichtlich ist es eine Botschaft an Leela.«
An eine Fortsetzung der Dreharbeiten war nicht zu denken. Leela war ins Burginnere geflohen. Rocky tobte und schrie jeden an, der in seine Reichweite kam, er solle den Set verlassen. Gaby zog sich hinter den Tresen der Snackbar zurück. Wenig hilfreich drängte Iqbal sich zu ihr durch und begann ihr Vorhaltungen zu machen, dass sie die Kontrolle über die Lage verloren habe. Sie tat alles, um höflich zu bleiben. Draußen gelang es dem Produktionsleiter nicht, zwei Fotografen daran zu hindern, über die Brücke auf die Insel vorzudringen, und es gab eine kurze Schlägerei zwischen ein paar Kabellegern und einem portugiesischen Nachrichtenteam, das einen Reflektor verrückt hatte.
Gaby, die hinter dem Tresen stand und das Gewühl beobachtete, hatte das Gefühl, als hätte sie die Samstagnachtschicht in der Bar der Hölle. Miss Film Buzz versuchte, ihre Aufmerksamkeit zu erregen, indem sie katzenfreundlich winkte und lächelte. Irgendwoher hatte sich die Frau eine Schottenmütze besorgt, die auf ihrer Frisur hockte wie ein Black-Watch- Schwalbennest. Durch das Fenster sah Gaby ganz kurz Rajiv Rana, der von einer Gruppe asiatischer Teenager umringt war. Offenbar versuchten sie, ihm sein Hemd auszuziehen.
Schließlich suchte sie das Weite, und sagte jedem, der sich an ihre Kleider klammerte, dass die Pressekonferenz jetzt im Clansman’s Lodge Hotel abgehalten werde. Sie fand Rob D. und brummte ihn an, er solle einen der Produktionslieferwagen umdrehen und zur Flucht bereitstellen. Sie schafften es, Leela hineinzuschieben, bevor sie entdeckt wurde, aber Rob musste sich trotzdem den Weg zentimeterweise durch eine Menschenmenge bahnen, die Kameras zu den Fenstern hochhielt und an die Scheiben klopfte.
Blitze und Winseln der Verschlüsse. Leela, die tief in ihren Sitz sank. Ihre Mutter, die lächelnd zackige kleine königliche Winkbewegungen in die Objektive vollführte.
Im Hotel verriegelte der Direktor die Türen. Auf der Rasenfläche davor baute eine Reihe von Fernsehreportern ihre Kameras zu Aufnahmen auf, indem sie den See als Kulisse benutzten. Gaby nahm Anrufe entgegen und versuchte, eine Kopie des Videobandes des Terroristen zu bekommen.
»Wir müssen es uns ansehen, bevor wir etwas unternehmen können … Nein, das kann ich Ihnen nicht versprechen, aber es liegt in Ihrem Interesse, weil nichts geschehen wird, bis wir es uns angesehen haben … ja … ja …«
Schließlich hatte einer der Kameramänner ein Einsehen mit ihr und schob ein VHS-Band durch den Briefschlitz. Das Produktionsteam drängte sich in Iqbals Suite und schloss die Tür. Mit zugezogenen Vorhängen und zwanzig Leuten im Raum war die Hitze erdrückend. Zunächst wollte Leela nicht zusehen. »Ich habe es gesehen«, sagte sie. Dann gab sie nach und setzte sich mit gekreuzten Beinen und die Hand ihrer Mutter haltend auf das Bettende. Vivek schob das Band in das Gerät und drückte auf »Play«.
Ein mageres indisches Gesicht erschien auf dem Bildschirm. Eine Hand langte nach vorn und regulierte die Einstellung. Die Bildqualität war schlecht, aber Gaby sah, dass er eine Brille trug und ziemlich jung war, Anfang zwanzig vielleicht. Er hatte sich auf seinem Sitz zusammengekauert und die Knie an die Brust hochgezogen. Es war unmöglich festzustellen, wo er sich befand. Irgendwo drinnen. In einer Wohnung?
Er sah nicht wie ein international gesuchter Terrorist aus.
»Dies ist für Miss Leela Zahir persönlich«, begann er. Seine Stimme war leise und unsicher. »Wenn sonst jemand das hier sieht und das große Glück hat, sie zu kennen, würden Sie es bitte weitergeben? Es ist wichtig. Also, ähm, vielen Dank, Miss Zahir, für Ihre Aufmerksamkeit. Ich hoffe, es erreicht Sie, denn es könnte etwas geschehen, was mich hindert, es persönlich zu erklären, und ich möchte, dass Sie wissen, wie Leid es mir tut. Natürlich übernehme ich nicht die Verantwortung für alles Schlechte in der – Entschuldigung, vergessen Sie das. Ich weiß, ich habe Ihren guten Namen in Verbindung gebracht mit – oh, ich sollte zuerst mal sagen, dass
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