Grayday
mein Name Arjun Mehta ist. Ich bin in New Delhi aufgewachsen, im Augenblick aber NEU in Amerika. Entschuldigung, ich sage das alles in der verkehrten Reihenfolge. Ich möchte als Erstes vor allem anderen sagen, dass ich seit Ihrem ersten Film ein so großer Fan von Ihnen bin. Ich habe Naughty Naughty, Lovely Lovely achtmal gesehen und natürlich alle anderen auch, die meisten mehr als dreimal, aber weniger als siebenmal. Sie sind meine Lieblingsschauspielerin. Sie sind die Art Mädchen, das ich gern – natürlich nur in meinen Träumen – ich bin kein – ich bin nur – ich meine, das alles muss sich für Sie merkwürdig anhören, das heißt – richtig verrückt. Ich bin nicht verrückt. Meine Online-Befragung ergibt nein. Und ich bin kein Terrorist. Oh, das läuft schlecht. Es tut mir Leid. Das ist es, was ich sagen möchte. Es tut mir Leid. Ich hatte niemals vor, Sie zu kränken, denn Sie bedeuten alles für mich. Aber ich sollte meinen Job verlieren. Ich habe eine schlechte Entscheidung getroffen. Virugenix ist ein erstklassiges internationales Unternehmen, und ich wollte nichts weiter als eine Chance, meine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen, aber stattdessen wurde mir gesagt, ich würde meinen Job verlieren, und Darryl Grant, der Chef der Ghostbusters und, wenn Sie mich fragen, ein sehr schwieriger Mensch, ein böser Mensch, Darryl Grant wollte mir nicht zuhören. Wie sollte ich es ihm sagen? Wenn ich diesen Job verliere, muss ich in Schimpf und Schande zu meinen Eltern zurück. Inzwischen bin ich natürlich eine viel größere Schande. Was wird mit meinen Eltern geschehen? Und mit meiner Schwester, die diesen bengalischen Blödmann heiraten und nach Australien davonlaufen will. Ich habe versucht, es Darryl zu sagen. Ich habe angeboten, gratis zu arbeiten. Aber sie sagten, ich muss trotzdem gehen von wegen Letzter rein, Erster raus und weil ich Ausländer bin und so weiter. Ich hatte vor, eine kleine Störung auszulösen, nur ein kleines Problem, denn dann hätte ich eingreifen, es lösen und der Held sein können. Aber stattdessen bin ich hier, und sie nennen mich einen Terroristen und Meistgesuchten des FBI, und ich habe Angst, Miss Zahir. Ich habe das Gefühl, ich kann Ihnen das sagen. Sie sind ein verständnisvoller Mensch. Man sieht es an Ihren Augen, vor allem in Home of the Heart. Sie wissen, wovon ich rede, weil Sie sensibel und außerdem wunderschön sind, das sehe ich an Ihrer Darstellungskunst. Ich habe Ihre Fotos und Ihre Lieder ohne Genehmigung benutzt, weil sie unwiderstehlich sind und – und es tut mir Leid. Das ist wirklich alles.« Er langte nach vorn und schaltete die Kamera aus.
Der Bildschirm wurde dunkel, dann zeigte er plötzlich alte Nachrichtenaufnahmen, Material, das der Journalist beim Kopieren des Bandes nur zum Teil gelöscht hatte. Alle im Raum fingen auf der Stelle an zu reden. Er schade der Filmindustrie, dieser behan-chod, und besudele das Bild Indiens. Dieser Verrückte. Dieser Perverse. Gaby fand die Rede traurig, ja Mitleid erregend. Der Junge hatte das gehetzte Gesicht eines Menschen, der weiß, dass seine Verbindung zur Welt spinnwebendünn ist.
Die Einzige, die nichts gesagt hatte, war Leela Zahir. Sie starrte noch immer auf den Bildschirm, auf dem Panzer durch eine Stadt im Mittleren Osten rollten. Sie sah aus, als würde sie jeden Moment in Tränen ausbrechen. Als sie merkte, dass jemand sie beobachtete, blickte sie auf und brachte ein kleines gezwungenes Lächeln zustande. Gaby fand es schwer zu sagen, was deprimierender war, der Junge auf dem Videoband oder dieses Mädchen, dieser berühmte Filmstar, der so sehr nach Liebe lechzte, dass ihn die Verehrung eines verrückten Fans dermaßen berühren konnte. Plötzlich war Leelas Situation augenfällig. Was für ein Leben führte sie, an dieses Miststück von Mutter gekettet, von diesem Idiotenteam ständig herumgeschubst?
»Er sieht recht nett aus«, äußerte sie zaghaft.
Gaby zuckte die Achseln und tat, als sei sie mit ihrem Telefon beschäftigt.
Als die Streitigkeiten ihren Fortgang nahmen, sagte Leela, dass sie sich erschöpft fühle, und fragte ihre Mutter, ob sie auf ihr Zimmer gehen dürfe. Sie huschte nach draußen, wobei sie das Gesicht hinter ihrem Haar verbarg, ergriff kurz Gabriellas Hand und drückte sie. Die Pressereferentin bekam ein flaues Gefühl im Magen, das sie immer dann hatte, wenn jemand emotional etwas von ihr verlangte. Das Mädchen wollte sie doch wohl nicht in ihren Schlamassel
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