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Grayday

Grayday

Titel: Grayday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hari Kunzru
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noch andere Exemplare dieser Datei, ja?«
    Guy versuchte seine Nerven unter Kontrolle zu bekommen. Das hätte nicht passieren dürfen. Wo doch bis dahin alles so gut gelaufen war. »Ja«, krächzte er.
    »Also, Sie können Ihr Büro anrufen.«
    »Dieses Scheißgerät. Ich schwöre, es ist ein Komplott.«
    »Vielleicht sollten wir einen Kaffee trinken«, schlug Yves vor.
    Monika machte ein mitleidiges Gesicht. »Guy, machen Sie sich keine Sorge. Die Sitzung ist erst morgen um zwei. Bis dahin können Sie den Film bekommen.«
    Guy blickte von einem Gesicht zum anderen. Alle lächelten mitfühlend. Sie wollten, dass er es schaffte. Er fühlte sich wie ein Kabel, das zu weit gedehnt worden war. Am liebsten hätte er sie angeschrien und ihnen gesagt, dass von diesem Auftrag alles abhing. Sein Unternehmen, seine Wohnung, seine Beziehung – alles. Ihm war zum Heulen. Stattdessen murmelte er eine Entschuldigung und ging auf die Toilette, wo er sich Wasser ins Gesicht spritzte und sich in eine Kabine einschloss. Dort saß er ein paar Minuten, während er versuchte, sich irgendwie wieder in den Griff zu bekommen. Warum hatte er kein Koks mehr? Das hätte geholfen. Verdammte Scheiße.
    Er schlug so fest er konnte mit der Faust gegen die Kabinentür.
    Der Schmerz war unerträglich. Hatte er sich vielleicht etwas gebrochen? Er klemmte die pochende Hand in seine Achselhöhle und fluchte leise vor sich hin. Nach einer Weile trat er aus der Kabine und ließ kaltes Wasser über die blessierte Hand laufen.
    Als er an den Tisch zurückkam, suchte Yves seinen Blick und machte das Zeichen mit dem nach oben gestreckten Daumen. Jemand hatte den Computer ausgeschaltet und weggepackt.
    »Signor Swift«, wandte sich Bocca mit überschwänglicher Höflichkeit an ihn, »machen Sie sich bitte keine Sorgen. Diese technischen Details sind unwichtig. Die Qualität der Ideen ist es, was uns interessiert.«
    »Wir sind beide von Ihrer Präsentation höchst beeindruckt«, fügte Frau Becker hinzu. »Ihre Überlegungen sind sehr klar.«
    »Vielen Dank.«
    »Natürlich«, setzte Bocca hinzu, »muss es noch ein offizielles Verfahren durchlaufen, aber inoffiziell kann ich sagen, dass wir eine Reihe von Präsentationen gesehen haben, und ihre Qualität war, äh – unterschiedlich. Meiner Meinung nach haben Sie keine ernsthafte Konkurrenz.«
    »Sie meinen …«
    Yves grinste.
    »Wir meinen gar nichts«, sagte Direktorin Becker. »Dies war ein inoffizielles Gespräch, und das sind Privatmeinungen. Sie sollten nicht denken, es wäre ein Versprechen gemacht worden.«
    »Aber die Schlüsselkarten haben mir sehr gefallen«, warf Bocca ein.
    »Und das Logo ist supergut.« Die Becker warf Guy einen unzweideutigen Blick zu. »Sie sind ein cooler Bursche, Mr. Guy Swift. Hier ist meine Karte, falls Sie vor der Sitzung noch irgendwelche Fragen haben sollten.«
    »Wollen wir noch einen Kaffee trinken?«, fragte Yves.
    »Yeah«, sagte Guy, indem er verstohlen seine Fingerknöchel massierte. »Kaffee. Großartig.«
    Eine halbe Stunde später verabschiedeten sie sich auf der Straße vor dem Seraphim voneinander. Bocca gab Guy einen Klaps auf den Rücken und versprach ihm Unterlagen über die Tätigkeit der SIS, die er sicherlich spannend finden werde. Frau Direktor Becker ließ ihn wissen, dass, sollte er kurzfristig irgendetwas brauchen, sie noch ein paar Stunden auf sei, um an einigen Akten zu arbeiten.
    Völlig erschöpft ließ er sich in den Beifahrersitz von Yves’ Wagen fallen.
    »Mein lieber Freund«, sagte Yves, der sich im Rückspiegel mit einem Kamm durchs Haar fuhr, »wir brauchen einen Drink.«
    Guy blickte unsicher zu ihm hinüber. »Ich weiß nicht, Yves. Ich denke, ich sollte versuchen zu schlafen.«
    Yves deutete mit Gesten Unverständnis an. »Seien Sie nicht albern. Die Konferenz findet erst am Nachmittag statt, und den Vertrag haben Sie bereits so gut wie in der Tasche. Kommen Sie schon, Guy. Seien Sie nicht so ernst. Ich kenne diese Leute. Sie müssen so tun, als wären sie vorsichtig, aber sie mögen Sie. Diese Frau wollte, dass Sie sie begleiteten. Ich weiß nicht, vielleicht in einen Besenschrank. Egal wohin. Sie würde alles tun, was Sie sagen.«
    Guy gelang ein mattes Lächeln. Yves schlug ihm ausgelassen auf die Schulter. »Sie müssen sich entspannen. Wenn Sie sich müde fühlen, gucken Sie mal ins Handschuhfach. Da ist was drin, was hilft.«
    »Wirklich?« Guy öffnete das Handschuhfach des Wagens. Darin fand er ein kleines Lederetui, dessen

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