Grayday
Informationsbroschüren. Wie soll ich denn auf einem Golfplatz Informationsbroschüren aushändigen?«
Abdullah sagte, dass sein Onkel ein Mann sei, der Golf über alles liebe, und dass die Ortswahl dem Charakter des Gesprächs entspreche. Dagegen sei schlechterdings nichts einzuwenden.
Während sie in dem Golfcart herumhüpften, überlegte Guy, dass dies alles letzten Endes Yves Ballards Schuld war. Als Guy Tomorrow* gründete, wollte er das tun, was er kannte und beherrschte: sich für die britische Wirtschaft im Jugendbereich ins Zeug legen und gelegentlich auch mal andere Altersschichten erreichen. Stattdessen hatten ihn Ballard und die anderen Transcendenta-Partner in eine andere Richtung gestoßen. Sie hatten einen Empfang in Barcelona gegeben, auf dem Kanapees in der Form von Dotcom-Logos gereicht wurden und die Kellner als Antonio Gaudi gekleidet waren. Er hatte an einer Bar am Swimmingpool gestanden, und sie hatten ihn gebeten, sich eine wirklich weltweite Marken-Werbeagentur vorzustellen, die sich auf die lokalen Bedürfnisse transnationaler Kunden konzentrierte. Wenn Tomorrow* sich an diesem Punkt platziere, würde es das synergetische Auftreten von etwas potenzieren, damit das Feedback auf was anderes maximieren und jedermann an den Zielpunkt eines Ortes stellen, an dem sie alle sein wollten. Oder so ähnlich. Sie stünden, erzählten sie ihm, auf dem Gipfel der neuesten Kondratjew-Welle. Transcendenta, neun Monate alt, wurde bereits mit Hunderten von Millionen taxiert. Wer war Guy, um Einwände zu erheben? Und so fand er sich jetzt nicht mit zwei Nightclub-PRs in eine West-End-Toilette gequetscht, sondern auf der anderen Seite der Welt in einem schwankenden Elektrofahrzeug, mit dem ihn ein reicher Junge mit Todessehnsucht herumkutschierte. Unmittelbar vor einem Golfspiel, das er absolvieren musste.
Zwei Männer warteten am ersten Tee auf sie, beide in makelloses Prince-of-Wales-Schottenkaro gekleidet. Als der Wagen schlingernd zum Halten kam, wurde Guy fast geblendet von einem Funkeln am Handgelenk des Älteren, das sich bei näherem Hinsehen zu einer in Diamanten gefassten Rolex Oyster auflöste. Muammar bin Ali Al-Rahman, ein schwer gebauter Mann von über sechzig, gab Guy die Hand und stellte ihm Mr. Shahid vor, seinen stellvertretenden Marketingdirektor. Mr. Shahid lächelte kurz.
»Willkommen, willkommen«, sagte Al-Rahman. »Wie gefällt Ihnen mein Platz?«, fragte er und machte eine ausholende Geste, die den Golfplatz, das Clubhaus und einen ziemlichen Teil des Meeres einschloss.
Guy nickte heftig. »Er ist wunderschön, Mr. Al-Rahman. Sehr eindrucksvoll. Und was für einen herrlichen Tag wir heute haben. Ich verstehe, dass Sie lieber hier sind statt im Büro zu hocken.« Die beiden Männer lachten, wobei unter ihren üppigen Schnurrbärten teure kieferorthopädische Arbeiten sichtbar wurden.
Abdullah holte von der Rückseite des Golfcarts einen Sack mit Schlägern und blieb respektvoll an der Seite stehen. Guy lehnte die Einladung ab, als Erster abzuschlagen. Er wusste, lange würde er nicht verschont bleiben, aber in diesem Augenblick erschien jede Verzögerung von Vorteil. Wenn er ehrlich wäre (ein Zustand, den er für die Dauer seines Aufenthalts in Dubai zu umgehen gehofft hatte), war Golf nie seine Sache gewesen. Das war ein Sport, den er nie ausgeübt oder auch nur im Fernsehen verfolgt hatte. Dieser blinde Fleck in seinen Freizeitaktivitäten machte sich jetzt erstmals in seiner Karriere nachteilig bemerkbar. Denn Mr. Al-Rahman war der Besitzer eines Freizeitkonzerns, der auf Golfhotels spezialisiert war und vierundzwanzig Häuser von Osaka bis nach Britisch-Kolumbien über die ganze Welt verstreut besaß.
Al-Rahman schlug seinen Ball die Mitte des Fairway hinunter. Shahid tat dasselbe, wobei sein Schlag diplomatischerweise ein kleines Stück vor dem seines Chefs landete. Sie sahen Guy erwartungsvoll an, der erkannte, dass dies einer jener entscheidenden Momente war, in denen man entweder in böser Absicht weitermacht oder darauf vertraut, dass Ehrlichkeit einem durchhilft.
Er beschloss, sich irgendwie durchzumogeln.
Beim ersten Schlagversuch hackte er ein großes Stück Rasen aus dem Boden. Beim zweiten slicte er den Ball weit nach links in Richtung aufs Wasser. Er lachte unsicher.
»Pech«, sagte Mr. Shahid in einem leicht fassungslosen Ton.
»Pech«, bestätigte Mr. Al-Rahman.
Er brauchte neun Schläge bis zum ersten Grün.
»Vielleicht«, sagte Mr. Al-Rahman, der ihn
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