Grayday

entlangzog, dessen weißer Sand, worauf Abdullah stolz hinwies, aus der Karibik importiert worden war. Die Wagentür wurde von einem Filipino in dunkelrosa Pumphosen, einem rosa ärmellosen Pullover mit Schottenmuster und einer zu großen Schlägermütze geöffnet. An seine Brust war ein Namensschild geheftet, das ihn als Gary auswies. Neben ihm stand Carolyn, eine Singapurerin, die als Forschungsreisende mit rosafarbenem Tropenhelm gekleidet war. Gemeinsam führten sie Guy und Abdullah in die Eingangshalle. Sobald Guy sich angemeldet hatte, ein zeitraubender Vorgang aufgrund eines Fehlers im Reservierungssystem des Hotels, gab Abdullah ihm seine Geschäftskarte und sagte, er würde am Morgen wiederkommen und ihn zu seiner Unterredung mit Mr. Al-Rahman fahren. Unterdessen solle er es sich in seinem Zimmer bequem machen. Abdullahs Höflichkeitsfloskeln klangen seltsamerweise Befehlen sehr ähnlich. Als er den ganzen Namen auf der Karte las, wurde Guy der Grund dafür klar. Abdullah bin Osman Al-Rahman war kein normaler Chauffeur. Hier handelte es sich offensichtlich um eine Familie, die es gern sah, wenn ihre jüngeren Mitglieder ganz unten anfingen.
    Der Aufzug brachte Guy und einen rosafarbenen südasiatischen Pagen ins zwanzigste Stockwerk. Kaum hatte er sein Zimmer gefunden und war Bruce losgeworden, schleuderte er seine Sachen aufs Bett und schaltete den Fernseher ein. Fast sofort wurde an seine Tür geklopft. Doug, ein dunkelhäutiger junger Mann, vielleicht Indonesier, kam mit einem Obstteller. Hätte er sonst noch Wünsche? Guy meinte nein. Eine Minute später wurde wieder geklopft. Calvin mit einem Reservebademantel. Dann kam Keiran, um seine Kissen aufzuschütteln. Immer endete es damit, dass sie ihm direkt in die Augen sahen und dieselbe Frage stellten: »Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?« Nach dem vierten Mal reagierte er nicht mehr auf das Klopfen.
    Das Telefon läutete, und eine Stimme fragte, ob er zu seiner Zufriedenheit untergebracht sei. Einen Augenblick dachte er, es handele sich erneut um einen Zimmerservice-Stricher, bis die Stimme sich als Abdullah zu erkennen gab und nach seiner Schuhgröße fragte. Er sagte sie ihm. Erst als er den Hörer aufgelegt hatte, fragte er sich, wozu.
    Bei siebzehn zur Auswahl stehenden Restaurants (libanesisch, argentinisch, das Wiener Café, der britische Pub Dhow and Anchor …) aß er schließlich in der Grillbar Main Street USA, in der es eine New-Orleans-Woche gab. Das Lokal war mit Fahnen voll gehängt, und in der Mitte des Raumes stand im Zweidrittel-Maßstab das Modell eines Mississippidampfers. Er setzte sich an einen kleinen Tisch, und Carey-Ann, die vielleicht Chinesin war und als rosafarbene Norman-Rockwell-Eisverkäuferin gekleidet war, reichte ihm eine Speisekarte. Er wählte den Gumboeintopf und schaute sich um. Eine Gruppe älterer Männer in Hawaiihemden drängte sich mit ihren Instrumenten auf einer Eckbühne und spielte leichten Jazzfunk. Über ihnen hing ein Schild mit der Aufschrift Verkauf Hier Entlang, was er für einen Moment als den Namen der Band missverstand.
    Um ihn herum waren kleine runde Tische angeordnet, an denen jeweils ein Geschäftsmann in Hemdsärmeln saß. Jeder Geschäftsmann hatte vor sich ein Handy, eine Speisekarte und ein großes Glas Saft, aus dem ein Cocktailsonnenschirmchen und schräg zwei Strohhahne ragten. Guy aß seinen Burrito und betrachtete die Reihe karibischer Palmen vor dem Fenster. Nachher nahm er in seinem hell erleuchteten Bad zwanzig Milligramm eines ärztlich verordneten Beruhigungsmittels ein und ging früh schlafen. Beim Geschnatter eines TV-Nachrichtensenders fiel er in tiefe Bewusstlosigkeit.

    Am nächsten Morgen weckte ihn ein Klopfen an der Tür. Er zog seinen Bademantel über und ließ Burt herein, der ihm eine eingepackte rechteckige Schachtel »mit freundlichen Grüßen von Mr. Al-Rahman« brachte. Gähnend packte Guy sie aus und fand ein Paar Golfschuhe und einen Reklamezettel, der seine Aufmerksamkeit auf bestimmte Details ihrer technischen Eigenschaften lenkte, zu denen eine auf Temperaturen reagierende wasserdichte Außenhaut und eine Luftsohle mit sichtbarer Ferse gehörten. Der Anblick der Schuhe brachte sofort seine Gedärme in Aufruhr, und er nahm Abdullahs morgendlichen Anruf in zusammengekrümmter Haltung auf der Toilette entgegen.
    »Aber Sie verstehen offenbar nicht. Ich habe Anschauungsmaterial dabei. Eine PowerPoint-Demonstration. Du lieber Himmel, es gibt