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Grazie

Grazie

Titel: Grazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Cain
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zu
seiner Überraschung Henry und Debbie davor stehen. Sie sahen aus, als
wollten sie gerade zu ihm hereinkommen.
    Archie blieb abrupt stehen. »Ich wusste gar nicht, dass du
hier bist«, sagte er zu Henry. Er sah Debbie auf der Suche nach einer
Erklärung an, aber sie wich seinem Blick aus.
    »Ich wollte mit Debbie sprechen«, sagte Henry.
    Archie drehte das leere Glas in der Hand. »Was ist los?«,
fragte er langsam.
    Henry warf einen Blick in Richtung Wohnzimmer, wo die Kinder
waren. Archie hörte ein Video laufen.
    »Können wir uns in deinem Arbeitszimmer unterhalten?«, fragte
Henry.
    Archie sah auf das Glas hinunter, das er in der Hand hielt.
Die Pillen, die als harter Klumpen in seiner Kehle steckten, begannen
zu brennen. »Ich wollte mir gerade etwas Wasser holen«, sagte er.
    »Ich bringe es dir«, sagte Debbie. Sie trat vor und nahm ihm
das Glas ab.
    »Wollt ihr beide heiraten, oder was?«, fragte Archie.
    Henry lächelte nicht. Er blickte erneut in Richtung
Wohnzimmer, zu den Kindern, dann sah er Archie an. »Gehen wir in dein
Büro«, wiederholte er.
    »Okay«, sagte Archie. Er ging zurück in sein Arbeitszimmer und
setzte sich an den Schreibtisch. Im Fernsehen waren Farbaufnahmen von
Lodge als junger Mann zu sehen, als er zum ersten Mal ins Amt gewählt
worden war. Die Akten über die vermissten Personen waren neben der
leeren Box auf Archies Schreibtisch gestapelt. Er hatte bereits einige
Ideen, wie er diesmal bei Gretchen in Bezug auf ihre Verbrechen
vorgehen wollte, aber er hatte das Gefühl, es war nicht der richtige
Zeitpunkt, dieses Thema zur Sprache zu bringen.
    Henry setzte sich nicht. Er ging bis zur Mitte des Zimmers und
blieb stehen. Er fuhr sich mit der Hand über den kahlen Schädel. »Ich
habe Gretchen heute verlegen lassen.«
    Die Pillen in Archies Hals fühlten sich wie eine Faust an.
»Was?«
    Henry sah ihm in die Augen. »Ich habe heute einen
Verlegungsbefehl veranlasst, damit Gretchen nach Lawford gebracht wird.«
    Archie forschte in Henrys Gesicht nach einer Erklärung. »Aber
das liegt im östlichen Oregon.«
    Henry rührte sich nicht. »Du wirst sie nicht mehr sehen
können«, sagte er schlicht. »Du bist von ihrer Besucherliste
gestrichen. Kein Kontakt. Keine Briefe, weder rein noch raus. Keine
Anrufe. Keine Besuche. Punkt.«
    Archie fühlte, wie er den Boden unter seinen Füßen verlor. Er
schluckte heftig, um die Pillen hinunterzuzwingen, aber sie saßen fest.
Er spürte seine Magensäure brennen. Er schüttelte den Kopf. »Das kannst
du nicht.«
    »Es ist bereits erledigt«, sagte Henry leise.
    »Ich rufe den Bürgermeister an«, sagte Archie. Er hustete und
legte die Hand aufs Brustbein.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Henry.
    »Ich brauche nur etwas Wasser«, sagte Archie, und seine Augen
tränten.
    »Debbie«, rief Henry, »wo bleibt das Wasser?« Er drehte sich
wieder zu Archie um und ließ die breiten Schultern sinken. Archie hatte
ihn nie bekümmerter gesehen. Und nie entschlossener. »Ich habe mit
Buddy gesprochen«, sagte er. »Er ist auf meiner Seite.«
    Buddy Anderson war vor Archie der Kopf der Task Force Beauty
Killer gewesen. Er hatte sie als Polizeichef und als
Bürgermeister immer unterstützt. Nicht aus Altruismus natürlich, Buddy
kannte nur den Wert von guter Publicity.
    »Was ist mit dem Projekt zur Identifizierung der Opfer?«
    »Sie kann mit jemand anderem reden«, sagte Henry. »Oder eben
nicht. Das ist die Sache nicht wert.«
    »Ich muss sie sehen«, flehte Archie. Er hasste es, wie er sich
anhörte. Verzweifelt. Henry, Debbie, Buddy – alle hatten ihn
verraten. Er blickte auf und sah Debbie mit dem Glas in der Hand in der
Tür stehen. »Bitte!«
    Henry blieb unerschütterlich. »Nein. Es ist schon alles in die
Wege geleitet. Sie wird morgen verlegt. Bis dahin ist sie in
Isolationshaft. Es ist vorbei.«
    Nein. Das konnte Henry nicht tun. Archie war der Leiter der
Soko Beauty Killer gewesen. Sie konnten ihn nicht einfach von dem Fall
ausschließen. Archie griff nach dem Telefon auf seinem Schreibtisch und
tippte die Gefängnisnummer ein, die er auswendig kannte. Die Pillen
brannten. Er hustete. »Hallo, Tony. Hier ist Archie Sheridan. Ich muss
mit Gretchen sprechen. Ich fahre jetzt los. Können Sie dafür sorgen,
dass sie bereit ist?«
    Es gab ein leichtes Zögern. »Sie ist in der Isolationszelle.
Keine Besucher.«
    Archie schloss die Augen. »Können Sie ihr ein Telefon bringen?«
    Neuerliches Zögern. Er tat Archie leid.
    »Wir haben Anweisung, Sie

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