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Grazie

Grazie

Titel: Grazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Cain
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allen Medien.
Die ganze Welt weiß, wie sie aussieht. Wir kriegen sie.«
    »Was ist mit dem Herz?«, fragte Archie. Er bekam das Bild des
Herzens nicht aus dem Kopf, das in der Essensbox gelegen hatte.
    Henry wischte sich Fett vom Schnauzbart. »Sie glauben, dass es
männlich ist.«
    Claire sah von dem Buch auf. »Woher wissen sie das?«
    »Es hatte einen kleinen Penis«, sagte Henry.
    Niemand lachte.
    »Ich versuche nur, die Stimmung aufzuhellen«, verteidigte sich
Henry.
    Archie sah, wie Claire ihm einen tadelnden Blick zuwarf.
    Henry blickte zu Boden und aß noch etwas. Diesmal schluckte er
hinunter, ehe er sprach. »Wie geht es den Kindern?«, fragte er Archie.
    Es war eine Frage, die Archie nicht beantworten konnte. Die
Kinder waren den ganzen Nachmittag an Debbie gehangen. Sara hatte nicht
einmal allein auf die Toilette gehen wollen. Mit ihm dagegen hatten sie
kaum gesprochen.
    Archie räusperte sich. »Ich muss mich wieder an die Arbeit
machen«, sagte er. »Susan hat unsere erste unbekannte Tote im Park als
Molly Palmer identifiziert.«
    Henrys Essstäbchen verharrten reglos über dem Pappkarton.
»Ach, du lieber Himmel.«
    »Ja«, sagte Archie, schloss die Augen und rieb sich den
Nasenrücken. »Behaltet es vorläufig für euch.«
    »Wer ist Molly Palmer?«, fragte Claire.
    Es klopfte wieder an der Tür, dreimal, zögerlich, in
gleichmäßigen Abständen. »Officer Bennett, Sir«, sagte eine Stimme.
    Henry öffnete die Tür, und Bennett schaute herein. Er war
nicht so schmutzig wie nach seiner Rutschpartie in die Schlucht am
Fundort von Molly Palmers Leiche, aber er hatte immer noch diesen
erschrockenen, ängstlichen Gesichtsausdruck. Er sah Archie an. »Susan
Ward möchte Sie sprechen, Sir.«
    »Soll reinkommen«, sagte Archie.
    Susan trat in den Raum. Ihr türkisfarbenes Haar war nass und
gerade nach hinten, hinter die Ohren gekämmt, was sie viel jünger
aussehen ließ. Sie trug eine Trainingshose und ein Sweatshirt der
University of Oregon, und sie schleppte einen schweren Karton.
    »Geht es Ihnen und Ihrer Mutter gut?«, fragte Archie.
    Susan antwortete nicht. Sie trug einfach den Karton herein und
stellte ihn vor Archie auf das Kaffeetischchen.
    »Was ist das?«, fragte Archie.
    »Alle meine Notizen und Bänder über Lodge«, sagte Susan.
»Jemand hat ihn getötet. Jemand hat ihn und Parker getötet. Und Molly.
Und wahrscheinlich diese blonde Frau im Park.« Sie ließ den Blick durch
den Raum mit den drei anderen Polizisten wandern. »Finden Sie heraus,
wer.«

_30_
    E s war zwei Uhr morgens, und Henry und
Claire waren endlich nach Hause gefahren. Der Arlington Club war schon
tagsüber ein ruhiger Ort. Nachts war er wie eine Krypta. Archie ging
den Inhalt von Susans Karton durch. Es gab CDs mit Aufzeichnungen von
Interviews, die Susan mit Molly Palmer geführt hatte, mit Leuten, die
sie als Teenager gekannt hatten, und mit einer Reihe von Leuten, die in
einem Zusammenhang mit dem Fall standen, darunter frühere und jetzige
Mitarbeiter des Senators und selbst der Bürgermeister. Susans
Geschichte würde hohe Wellen schlagen. Und viele Leute wussten, dass
sie in Vorbereitung war.
    Archie hörte sich eine der Aufzeichnungen auf seinem Laptop an
und blätterte dabei die zwölf Reporterblöcke durch, die Susan mit in
den Karton gelegt hatte. Ihr Gekritzel war fast unleserlich und
durchsetzt mit zufälligen Notizen wie ihrer Take-away-Bestellung an dem
entsprechenden Tag oder den Namen von Bands, die sie sich merken wollte.
    Dann sah er einen unterstrichenen Namen mit einem Fragezeichen
dahinter. John Bannon?
    Es war ein Name aus der Vergangenheit.
    Was wusste Susan über John Bannon? Und was wusste John Bannon
über Molly Palmer?
    Die Schlafzimmertür ging auf, und Debbie kam heraus. Sie trug
einen Bademantel des Arlington Clubs, ging zu Archie und setzte sich
neben ihm auf die Sofalehne. »Kommst du ins Bett?«, fragte sie.
    »Bald«, antwortete er.
    Archie sah, wie Debbies Blick auf sein Handy fiel, das in
Reichweite auf dem Kaffeetisch lag. Ihre Miene verfinsterte sich.
    »Erwartest du einen Anruf?«, fragte sie.
    Die Wahrheit war, dass Archie alle paar Minuten auf das Handy
geblickt hatte, weil er wollte, dass Gretchen wieder anrief.
»Vielleicht«, sagte er.
    Debbie beugte sich vor und drückte auf die Ausschalttaste des
Handys, bis das Licht ausging. »Das Miststück soll eine Nachricht
hinterlassen«, sagte sie und warf das Gerät auf das Kissen neben ihm.
Dann wandte sie sich Archie zu und berührte

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