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Grazie

Grazie

Titel: Grazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Cain
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Mund schmeckte er einen Hauch Pfefferminz. »Es tut mir
leid«, sagte er, von sich selbst angewidert.
    Debbie saß lange schweigend auf dem Bett. Sie hatte das Laken
fest um sich gewickelt, ihre Knöchel waren weiß, wo sie es festhielt.
»Du gehst zu deiner Therapeutin«, sagte sie schließlich. »Morgen.« Sie
stand auf und lief ins Bad, das Laken nahm sie mit. Sie drehte den
Wasserhahn auf und sah Archie im Spiegel an, so wie er ihr Spiegelbild
betrachtete. »Oder ich schleife dich eigenhändig hin.«

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    R auchst du?«, fragte Susan.
    Es war dunkel im Zimmer. Susan hatte geschlafen, bis der
Geruch nach Zigarettenrauch sie aus einem rundum schönen Traum gerissen
hatte, in dem sie und Archie Sheridan ein Abenteuer in einer Stadt
hatten, die stark nach Atlantis aussah.
    »Mom?«, sagte sie.
    Ihre Mutter antwortete nicht.
    Susan schaltete die Nachttischlampe ein. In ihrem Licht sah
sie Bliss mit dem nackten Rücken zu Susan auf dem Rand ihres Betts
sitzen und die Zigarette knapp unter die Höhe der Matratze halten, um
die verräterisch glühende Spitze zu verstecken.
    Bliss' blonde Rastazöpfe waren zu einem Gewirr
zusammengebunden, das ihr fast bis auf die Hüfte fiel. Sie wandte sich
zu Susan um. »Nur ein paar Züge«, sagte sie und hielt die Zigarette
hoch. »Ich konnte nicht schlafen.«
    Susan setzte sich auf. »Du kannst hier drin nicht rauchen«,
sagte sie. »Das ist ein Nichtraucherzimmer. Du wirst den Alarm
auslösen. Halt sie aus dem Fenster.«
    Bliss setzte die Zigarette an den Mund und machte einen Zug.
»Die Fenster lassen sich nicht öffnen«, wandte sie ein.
    »Mom«, stöhnte Susan auf.
    Bliss seufzte und streckte sich, um die Kippe in einem leeren
Glas auf dem Nachttisch auszudrücken. Sie trug eine schwarze
Baumwollunterhose und rot-orange gestreifte Kniestrümpfe. »Du bist
schlimmer als die Bullen«, sagte sie.
    Susan sah auf die Uhr. Es war kurz nach 3.00 Uhr. Das konnte
ihre Chance sein, hier rauszukommen. Sie stieg aus dem Bett und schlich
in T-Shirt und Unterhose zur Zimmertür. Nicht gerade Fluchtkleidung,
aber vorläufig erkundete sie nur die Lage. Sie öffnete die Tür einen
Spalt weit und spähte hinaus. Bennett blickte in seinem Sessel sofort
auf und winkte.
    Mist. Der Typ ging wohl nie nach Hause. Er nickte nicht einmal
ein.
    Susan winkte zurück und bemühte sich, nicht allzu enttäuscht
auszusehen. »Ich kann nicht schlafen«, erklärte sie. Dann verschwand
sie wieder im Zimmer und warf sich aufs Bett.
    »Kann sein, dass ich gefeuert werde«, sagte sie. »Dieses
Mädchen, über das ich geschrieben habe, Molly Palmer – es ist
tot. Das war Mollys Leiche, die sie am Samstag im Park gefunden haben.«
    Bliss schaute interessiert auf. »Wie ist sie gestorben?«,
fragte sie.
    »Das wissen sie nicht«, sagte Susan. »Sie dachten, dass sie an
einer Überdosis gestorben ist. Aber der Senator ist tot. Und Parker.
Wiederum ein tragischer Unfall. Aber es muss einen Zusammenhang geben.
Und der Herald will die Geschichte nicht bringen.
Erst gab Ian als Grund an, dass Lodge eben gestorben sei und sie
wollten ein paar Tage warten, ehe sie ihn attackierten. Und jetzt sagen
sie, sie können die Geschichte nicht bringen, wenn Molly sie nicht
bestätigt.« Susan hatte Molly versprochen, dass alles gut gehen würde.
Sie hatte ihr vieles versprochen. Sie hätte alles gesagt, um sie zum
Reden zu bringen. »Ich glaube, sie werden unter Druck gesetzt«, sagte
sie.
    »Hast du Aufzeichnungen?«, fragte Bliss. »Bänder von
Interviews?«
    »Ich habe mein ganzes Material Archie gegeben«, sagte Susan.
    Bliss zog eine Augenbraue hoch. »Du hast die einzigen Beweise,
die deine Geschichte stützen, der Polizei gegeben?«
    Susan biss sich auf die Unterlippe. So hatte sie es
tatsächlich nie gesehen. »Ja.«
    Bliss schaltete die Nachttischlampe aus, und es wurde wieder
dunkel im Zimmer. »Manchmal glaube ich«, sagte sie, »du hast bei den
Demonstrationen, zu denen ich dich als Kind immer mitgenommen habe,
nicht das Geringste gelernt.«

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    M uss das alles wirklich sein?«, fragte
Sarah Rosenberg. Sie hatte sich einverstanden erklärt, Archie in aller
Frühe zu empfangen. Ihr Haar war noch nass vom Duschen, ein Gewirr
brauner Locken, das dunkle Flecken auf den Schultern ihres grauen
Rollkragenpullis hinterließ. Kein Make-up. Eine Kaffeetasse stand auf
einem Untersatz auf dem kleinen Tisch neben ihrem gestreiften Sessel.
Auf der Tasse war ein großes rotes Herz, dazu die Worte ›Die beste Mama
der

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