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Grazie

Grazie

Titel: Grazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Cain
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für eine Band warb, die
Archie nicht kannte, und ein Sweatshirt mit Kapuze; ihr türkisfarbenes
Haar war zu Zöpfchen hochgebunden. »Ach ja«, sagte sie, »ich weiß, ich
hab sie Ihnen gerade gegeben, aber ich brauche diese Aufzeichnungen zur
Lodge-Geschichte wieder.«
    Archie registrierte ihre Bitte kaum. Er hatte andere Dinge im
Kopf. »Ich muss gehen«, sagte er.
    Susan sah zu der zerkratzten Feuerschutztür zurück, die in die
Küche führte. »Wo ist Henry?«
    »Die kommen schon zurecht«, sagte Archie mehr zu sich selbst
als zu Susan. Er ging ein paar Schritte in Richtung Wagen, dann drehte
er sich um, lächelte Susan an und ließ die Zigarette fallen.
    »Archie?«, hörte er sie seinen Namen rufen, ihre Stimme war
merklich höher.
    Er ging weiter. Als er bei dem Wagen angekommen war, drehte er
sich wieder um. Er öffnete die Beifahrertür. Susan hatte die Hände in
die Hüften gestützt und den Kopf zur Seite geneigt. Zwischen ihnen
glühte die Zigarette, die er hatte fallen lassen, orangerot auf dem
Pflaster. Er hatte sie nicht ausgetreten. Er wollte die Chance, dass
sie seine DNA aus ihr gewannen, nicht zerstören.
    Er winkte Susan nicht zum Abschied. Es erschien ihm zu
makaber. Stattdessen drehte er sich einfach um und stieg in den Wagen.
    Die Übelkeit war wie fortgeblasen, und er war beinahe
erleichtert, überzeugt, dass es der beste Plan war. Abgesehen davon
würde ihnen die Zigarette später helfen.
    Falls sie eine Leiche identifizieren mussten.
    Der Wagen fuhr sofort an.
    Er spürte ihre Hand auf seinem Oberschenkel, ehe er ihre
Stimme hörte. »Hallo, Liebling«, sagte sie.
    Er sah zu ihr hinüber. Das blonde Haar war im Nacken
verknotet, die linke Hand lag auf dem Steuerrad. Sie war hinreißend und
entsetzlich und auf eine merkwürdige Weise voller Leben. Wenn es
funktionierte, würde es die Sache wert sein. Wenn nicht, nun, dann
hol's der Teufel.
    »Hallo, Gretchen«, sagte er.

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    D as Armaturenbrett des Jaguars hatte ein
Walnussfurnier und glänzte so stark, dass Archie sein Spiegelbild darin
sah. Es war verschwommen, und er wandte den Blick von seinem
abgezehrten Gesicht ab.
    »Nimm die Patronen aus deiner Waffe und wirf sie aus dem
Fenster«, sagte Gretchen. »Und dein Handy ebenfalls.« Ihre Stimme war
klar wie Glas und einschmeichelnd wie Musik.
    Archie sah sie an. Sein Herz klopfte heftig, Adrenalin
durchströmte seinen Körper. Es war angenehm. Als wäre er high. »Das ist
Umweltverschmutzung«, sagte er.
    Gretchen lächelte. Er hatte ihren Anblick vermisst. Sie war
vierunddreißig, wirkte aber irgendwie gleichzeitig jünger und älter.
Die makellose Haut. Die vollkommenen Gesichtszüge. Es war, als würde
man in einem Museum ein Bild betrachten, von dem man zuvor nur die
Postkarte kannte; der Kunstdruck in seiner Erinnerung kam dem Original
niemals gleich. »Die Polizei wird sie auf der Suche nach dir bis morgen
früh gefunden haben«, sagte sie.
    Er zog seine Waffe aus dem Halfter und ließ die Kugeln sanft
aus der Kammer in eine Hand fallen. Dann holte er sein Handy aus der
Tasche und legte es in dieselbe Hand. Gretchen drückte irgendwo im
Wagen einen Knopf, und sein Fenster glitt nach unten. Er streckte die
Hand hinaus und ließ die Kugeln und das Mobiltelefon auf die Straße
fallen.
    Gretchen bog links ab, in Richtung Fluss. »Netter Wagen«,
sagte Archie.
    »Ich hatte ein wenig Geld beiseitegelegt«, sagte sie. »Unter
einem anderen Namen.« Sie bewegte ihre Hand auf seinem Oberschenkel
leicht aufwärts, nur wenige Millimeter. »Schau ins Handschuhfach«,
sagte sie.
    Er öffnete das elegante Handschuhfach des Wagens. Es enthielt
fünf bernsteinfarbene Apothekenfläschchen mit Pillen.
    »Nimm die Pillen heraus«, sagte sie. »Im Becherhalter ist
Wasser.«
    Archie folgte ihren Anweisungen. Er griff nach der
Wasserflasche in der Halterung neben seinem linken Knie und schraubte
sie auf. Dann öffnete er eines der Arzneifläschchen. Selbst bei der
schwachen Beleuchtung im Wagen konnte er die Pillen identifizieren, er
kannte ihre Form und wusste, wie sie sich anfühlten. Er schüttelte vier
Stück aus der Flasche und schluckte sie mit Wasser.
    Daraufhin nahm Gretchen drei kleine, gelbe Pillen aus dem
Wechselgeldfach des Wagens und gab sie ihm.
    »Wofür sind die?«, fragte er. Sie fuhren jetzt auf dem Bill
Naito Parkway nach Süden. Der Fluss war links von ihnen. In den
Siebzigern hatte es eine Stadtautobahn direkt am Fluss gegeben, aber
man hatte beschlossen, sie abzureißen und einen

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