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Grazie

Grazie

Titel: Grazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Cain
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Park anzulegen, der
sich auf der gesamten Länge der Innenstadt am Ufer erstreckte. Es war
der Waterfront Park, wo Lodges Begräbnisfeier stattgefunden hatte.
    »Wir haben eine lange Fahrt vor uns«, sagte Gretchen.
    Sie wollte nicht, dass er sah, wohin sie fuhren. Das war ein
gutes Zeichen. Hätte sie vorgehabt, ihn gleich zu töten, könnte es ihr
egal sein.
    »Werde ich an eine Liege gefesselt sein, wenn ich aufwache?«,
fragte er.
    »Nein.«
    Er legte die Pillen auf die Zunge. Sie waren bitter. Aber
nicht wie die Vicodin. Es war ein anderer Geschmack. Er trank noch
einen Schluck Wasser, um ihn aus seinem Mund zu spülen.
    »Ich habe dich vermisst, Liebling«, sagte Gretchen.
    Archie lächelte und legte den Kopf an das Seitenfenster,
während sie auf die I-5 nach Süden fuhren. »Ja«, sagte er.

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    W as für ein Auto war es?«, fragte Henry.
    Susan fummelte mit zittriger Hand nach einer neuen Zigarette.
Henry war einen Moment, nachdem der silberne Wagen verschwunden war,
aus der Tür zur Gasse gestürzt. Und hatte sie seitdem die ganze Zeit
angebrüllt.
    »Ich sag doch, es war silbern«, antwortete Susan. Sie dachte
an die Farbproben, die ihre Mutter immer nach Hause brachte und für
mehrere Jahre an verschiedene Wände heftete, während sie ihre
Entscheidung traf. »Aber nicht blausilbern. Auch nicht gletscher- oder
metallisch-silbern. Und nicht neutral.« Sie überlegte angestrengt, wie
sie es erklären könnte, da sie in jeder Weise behilflich sein wollte.
»Es war silbern mit einem Schuss Grau, wie diese Seidenbluse mit den
langen Ärmeln, die ich manchmal trage. Teures Silber. Platin.« Dann
fiel es ihr ein. »Eine Spur heller als das MacBook Pro.«
    Henry war mit ihren Versuchen einer genaueren
Wagenbeschreibung offenbar nicht zufrieden. Die Adern in seinen
Schläfen pulsierten. »War es ein neues Auto?«
    »Ja … ich glaube«, sagte Susan. Er machte sie nervös.
Sie sah auf ihre Zigarettenpackung. Nur noch zwei übrig. Mist, warum
konnte sie nicht besser aufpassen?
    Henry legte eine Hand auf ihren Arm, und sie sah zu ihm
hinauf. »War es ein amerikanischer Wagen? Eine Limousine? Hatte das
Auto ein Nummernschild? Aufkleber? Wie viele Heckleuchten?«
    Susans Augen füllten sich mit Tränen. »Ich weiß es nicht.« Sie
zündete sich eine Zigarette an. Hinter Henry, auf der andern Seite der
Gasse, sah sie Debbie an der Tür zur Küche stehen. Die beiden
Polizisten, die turnusgemäß oben Dienst taten, standen bei ihr. Drei
Streifenwagen waren bereits eingetroffen und tauchten die Gasse in
disco ähnliches Blitzlicht.
    »Sie sind Reporterin, Herrgott noch mal«, sagte Henry.
    »Ich kenne mich mit Autos nicht aus«, sagte Susan. Sie holte
mühsam Luft und zog dann an ihrer Zigarette. »Ich kenne mich mit
Klamotten aus und mit Musik und mit Agritainment.«
    »Agritainment?«
    »Ich hab mal einen Artikel darüber geschrieben«, erklärte
Susan.
    Henry schloss die Augen.
    »Was hat er gesagt?«
    Das waren sie bereits durchgegangen. »Wie gesagt, er sagte:
›Die kommen schon zurecht‹, das war alles«, antwortete Susan.
    »Scheiße«, sagte Henry laut.
    Susan sah, wie sich Debbie von den anderen Polizisten löste
und zu ihnen rannte. Eine Hand lag auf ihrem Mund, als müsste sie ein
Aufschluchzen unterdrücken. »Was ist los, Henry?«, fragte sie. »Ist sie
es?«
    Susan blickte nachdenklich auf ihre Zigarette, dann fiel ihr
etwas ein. »Die Zigarette«, sagte sie. »Er hat seine Zigarette dorthin
geworfen.« Sie zeigte auf eine Stelle, drei, vier Meter weiter die
Gasse hinauf.
    Debbie schüttelte den Kopf. »Archie raucht nicht.«
    Susan ging zu der Stelle, wo Archie die Zigarette hatte fallen
lassen, Debbie und Henry folgten ihr. Sie fand sie rasch, sie war bis
auf den Filter hinuntergebrannt.
    Henry zog einen Plastikbeutel aus der Tasche, stülpte ihn um
und nahm die Zigarette damit auf.
    »Was geht hier vor?«, fragte Debbie.
    Henry sah die Zigarette an und rieb sich die Stirn. »Du
Idiot«, murmelte er. Er sah Debbie an. »Nicht du.« Er fuhr sich noch
mal mit der Hand übers Gesicht. »Archie wollte uns eine DNA-Probe
hinterlassen. Aber wir brauchen keine.« Er seufzte. »Weil wir seine
Milz in einer Flasche Formaldehyd in einer Asservatenkammer in der
Stadt aufbewahren.«
    Debbie begann zu zittern. »Wir waren glücklich«, sagte sie zu
niemand bestimmtem. »Wir haben uns geliebt.« Sie schluchzte und legte
die Hand auf Henrys Schultern, um sich zu stützen.
    »O Gott«, stieß sie hervor. »Was soll

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