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Grazie

Grazie

Titel: Grazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Cain
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gewusst
hatte. Wahrscheinlich.
    »Um sechs ist eine Pressekonferenz«, sagte Ian. Er trug Jeans
und ein T-Shirt. »Willst du sie machen?«
    »Ja«, sagte Susan. Versuchte er sie nur abzulenken?
    »Dann fahr nach Hause.«
    Susan wollte nicht nach Hause fahren. Und ganz bestimmt wollte
sie nicht in den Arlington Club zurück. »Ich warte auf eine Quelle«,
sagte sie.
    »Fahr nach Hause, Susan«, sagte Ian freundlich. »Ruh dich ein
wenig aus. Geh unter die Dusche. Zieh dir frische Sachen an. Sei um
sechs im Justizpalast.« Er legte ihr die Hand auf die Schulter. »Ich
weiß, dass dir Archie Sheridan wichtig ist.«
    Susan erstarrte, als ihr klar wurde, was er dachte. »Ich
schlafe nicht mit ihm«, sagte sie rasch.
    Ian hob beide Hände. »Geht mich nichts an.«
    »Nein«, sagte Susan. Sie schüttelte den Kopf. »Mach nichts
Geschmackloses draus.« Sie mochte es nicht, dass er auf diese Weise von
Archie dachte, als wäre er nur ein weiterer Mann, in den sie sich
unpassenderweise verknallt hatte. »Er ist ein Freund.« Sie langte unter
den Schreibtisch und zog das Netzkabel ihres Laptops mit einem Ruck
heraus. »Es ist nicht so, wie es mit uns war.«
    Derek erschien mit einer Tasse in jeder Hand. In einer steckte
ein Plastiklöffel, und sie enthielt so viel Milch, dass es wie Nesquick
aussah. Der andere Kaffee war schwarz. Er gab ihr den schwarzen.
    »Schwarz und ohne Zucker, richtig?«, sagte er.

_45_
    S usan stand vor der Tür von Debbie Sheridans
Zimmer im Arlington und wollte klopfen. Bennett sah ihr von seinem
Stuhl aus aufmunternd zu.
    Sie hatte fast den Mut aufgebracht, es zu Ende zu
führen – sie wollte sehen, wie es Debbie ging, ohne
aufdringlich zu wirken –, als die Tür geöffnet wurde und Henry
Sobol vor ihr stand. Susan erhaschte noch einen Blick auf Debbie, die
mit geröteten Augen auf dem Sofa saß, die Kinder links und rechts an
sie geschmiegt, ehe Henry die Tür hinter sich schloss.
    »Jetzt ist es gerade nicht so günstig«, sagte er und sein
Tonfall ließ wenig Spielraum für etwas anderes.
    Susan fuhr sich mit der Hand durch das türkisfarbene Haar.
»Was gibt es Neues?«, fragte sie.
    Sie sah Henry an, dass er ebenfalls nicht geschlafen hatte. Er
trug dieselben Sachen wie am Vorabend, und auf seinem rasierten Schädel
machte sich ein Schatten von Haarwuchs bemerkbar. Seine Stimme war
schwer und tonlos. »Um sechs gibt es eine Pressekonferenz«, sagte er.
    »Es ist nicht Ihre Schuld«, sagte Susan. Sie bereute ihre
Worte im selben Moment, fuhr aber dennoch verlegen fort. »Dass Sie
nicht bei ihm waren. Er hätte immer eine Gelegenheit gefunden, sich
fortzustehlen, wenn er es wollte.«
    Henrys blaue Augen verdüsterten sich. Er blickte zu der
geschlossenen Tür zurück und senkte die Stimme zu einem Knurren. »Er
hat sich nicht fortgestohlen. Sie hat ihn gewaltsam entführt,
verstanden?«
    Susan trat einen kleinen Schritt zurück. »Ja.«
    Henry zog die mächtigen Augenbrauen hoch und wandte sich zum
Gehen.
    »Ich will dabei sein.«
    Henry blieb stehen. »Was?«
    Susan straffte die Schultern ein bisschen. »Ich will bei der
Ermittlung dabei sein«, sagte sie. »Das ist mein Preis.« Die Worte
waren aus ihr gesprudelt, ehe sie sie zurückhalten konnte. »Ich kann
Ihnen helfen. Ich komme Ihnen auch nicht in die Quere. Ich will nur
einfach etwas tun.«
    Henry strich sich mit der Hand über den Kopf und schloss kurz
die Augen. »Kommen Sie mir nicht ausgerechnet jetzt mit so einem
Scheißdreck.«
    »Ich mach alles öffentlich«, sagte Susan, die zunehmend
selbstsicherer wurde. »Es sei denn, Sie gewähren mir Zugang zu den
Ermittlungen. Ich kenne Archie. Ich weiß eine Menge über den Fall
Beauty Killer. Ich kann dazu beitragen, sie zu finden.« In diesem
Augenblick glaubte sie sogar, was sie sagte. Molly war tot. Die
Lodge-Geschichte war aufgeschoben. Aber hier konnte sie helfen. »Ich
muss mithelfen, sie zu finden. Bitte.«
    Natürlich hätte Susan Archie nie verraten. Aber sie setzte
darauf, dass Henry dieses Risiko nicht einging. Sie wollte, dass er
zustimmte und gleichzeitig wollte sie, dass er sie zwang, ihre Karten
aufzudecken. Denn wenn er zustimmte, bedeutete es, dass er ihr nicht
traute.
    »Einverstanden«, sagte er. »Sie sind dabei.«
    Susan war seit dem Abschluss des
Heimweg-Würger-Falls nicht mehr in den Büros der Soko gewesen. Sie
befanden sich in einem alten Bankgebäude, das die Stadt gekauft und der
Polizei als zusätzlichen Büroraum überlassen hatte. Das Haus war
einstöckig

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