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Grazie

Grazie

Titel: Grazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Cain
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und quadratisch und stand in der Mitte eines Parkplatzes. An
der Ostseite des Gebäudes hing ein Geldautomat, an dem man immer noch
Geld bekam.
    Sie hatten ein bisschen Arbeit in den Laden gesteckt: alten
Teppichboden herausgerissen, die Kassenschalter entfernt und dafür
Schreibtische und Computer mit Flachbildschirmen installiert. Aber es
sah immer noch aus wie eine Bank. Der alte Tresorraum existierte noch.
Die ehemalige Schalterhalle wurde immer noch von Neonlampen erleuchtet,
die hell genug waren, dass man auf einem Überwachungsvideo jeden Pickel
eines Bankräubers zählen konnte. Kein sehr schmeichelhaftes Licht.
Susan zog an ihrem T-Shirt. Sie war sofort mit Henry aufgebrochen und
hatte keine Zeit gehabt, sich umzuziehen. Jetzt bedauerte sie es, dass
sie nicht wenigstens einen BH angelegt hatte.
    Claire Masland setzte sich neben Susan an den Konferenztisch
im alten Pausenraum der Bank. Der Raum war voller Polizisten. Niemand
hatte geschlafen. Es roch wie in der Umkleidekabine einer
Sportmannschaft nach dem Training. Susan setzte einen Pappbecher Kaffee
an den Mund. Sie hatte ihn sich aus einer Thermoskanne auf der Theke
eingeschenkt. Er schmeckte nach Haselnuss. Was waren das für
Polizisten, die aromatisierten Kaffee tranken?
    »New Kids on the Block?«, sagte Claire.
    Susan sah auf ihr T-Shirt hinunter. »Es ist ironisch gemeint«,
sagte sie.
    »Okay«, sagte Henry. »Fangen wir an.« Er entrollte eine Karte
von Oregon auf dem Konferenztisch. Sie war mit verschiedenfarbigen
selbstklebenden Zetteln bedeckt. »Die Straßensperren sind
gekennzeichnet«, sagte er. »Wir haben Fahndungsplakate an allen
Flughäfen, Häfen, Bahnhöfen und Busbahnhöfen. Die Fotos der beiden
wurden überallhin verschickt. Die Medien berichten laufend.« Er rieb
sich den Nacken und schaute in die Runde. »Haben wir etwas übersehen?«
    Jeff Heil betrachtete über Henrys Schulter hinweg die Karte.
»Glauben Sie denn, dass sie immer noch im Bundesstaat ist?«, fragte er
skeptisch. Die Karte zeigte nur einen kleinen Streifen von Washington
oben und Kalifornien unten, sowie auf der rechten Seite die Grenze zu
Idaho, die vage an ein menschliches Profil erinnerte, das auf den
Pazifik hinausschaute.
    »Letztes Mal ist sie nicht weit gefahren«, sagte Claire.
    »Vielleicht sollten wir alle Keller in Gresham durchsuchen«,
sagte jemand anderes.
    Henry schüttelte den Kopf und sah auf die Karte. »Glaubt
nicht, dass ich diese Möglichkeit ausgeschlossen habe«, sagte er. Er
atmete tief durch. Dann ließ er den Blick durch den Raum schweifen, bis
er auf Lorenzo Robbins vom Büro des amtlichen Leichenbeschauers fiel.
Er war hereingekommen, während Henry redete, und stand direkt an der
Tür. »Was wissen wir über das Herz?«, fragte er ihn.
    Robbins verschränkte die Arme und lehnte sich an die Tür. Er
hatte mehrere Aktendeckel unter den Arm geklemmt. Susan kannte ihn
nicht persönlich, aber sie hatte ihn schon ein paarmal laufen sehen.
Mit seinen Dreadlocks fiel er auf. »Es ist das Herz eines Mannes, Mitte
dreißig. Wir haben eine Übereinstimmung mit einer DNA-Probe aus dem
Haus des verschwundenen Transportwärters. Er heißt Rick Yost.«
    »Können Sie sagen, wie er gestorben ist?«, fragte Henry.
    »Nicht an einem Herzinfarkt«, antwortete Robbins.
    Henry seufzte schwer und ging weiter. »Wie sieht es mit der
Munition und den Handy-Batterien aus?«, fragte er Mike Flanagan.
    Susan horchte auf. Davon war bisher nichts an die Medien
herausgegeben worden. Sie hob die Hand.
    Henry sah es und stöhnte. »Wir haben Archies Handy-Batterien
und ein paar Kugeln in einem Rinnstein nicht weit vom Park gefunden«,
erklärte er. »Können wir Fragen vorerst zurückstellen?«
    Susan ließ die Hand sinken und griff nach ihrem
Haselnusskaffee.
    »Nur seine Fingerabdrücke«, sagte Flanagan. »Er muss die
Sachen aus dem Auto geworfen haben.«
    Susan hasste Haselnusskaffee beinahe so sehr wie Vanillekaffee
und alle anderen aromatisierten Kaffees. Aber sie trank dennoch einen
Schluck. Nur Archies Abdrücke. Er war aus freien Stücken in den Wagen
gestiegen. Und dann hatte er die Batterien und die Kugeln eigenhändig
aus dem Wagen geworfen.
    »Okay«, sagte Henry und rieb sich den Nasenrücken. »Wir
behalten das vorläufig für uns.« Er blickte in die Runde der
versammelten Beamten. Er sieht müde aus, dachte Susan. Die blauen Augen
waren blutunterlaufen, die Stoppeln, die seinen kahlen Schädel
sprenkelten, waren grau. »Machen wir uns für die

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