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Grazie

Grazie

Titel: Grazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Cain
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aus einem
Flur, wie es schien, fiel Licht in den Raum. Ein Ventilator drehte sich
an der Decke, die Halterung war locker, sodass er bei jeder Umdrehung
leicht gegen die Decke schlug. Die Decke und die Wände waren aus
Zedernholz, wie in einer Hütte. Es gab eine Kommode, das gerahmte Bild
eines alten Rodeoplakats und ein Fenster mit geschlossener Jalousie. Er
war allein, aber er roch ein Feuer. Sie musste irgendwo in der Nähe
sein.
    Er hatte eine Zeit lang geschlafen. Er merkte es daran, dass
ihm der ganze Körper wehtat, dass er fror und zittrig war. Er brauchte
weitere Tabletten. Er stellte die Füße mit den Socken daran auf den
Teppich. Sie hatte ihm die Schuhe ausgezogen, er sah sie ordentlich
neben dem Bett stehen und bückte sich nach ihnen, um sie anzuziehen.
Sein Kopf pochte schmerzhaft, und er musste einen Moment innehalten,
ehe er sich wieder bewegen konnte. Dann schlüpfte er in die Schuhe,
band sie zu und setzte sich auf. Er legte die Hand an die Hüfte, seine
leere Waffe war noch da. Er blickte sich nach den Pillenflaschen aus
dem Wagen um, sah sie aber weder auf der Kommode noch auf dem
Nachttisch. Die Schranktür war auch aus Zedernholz. Er öffnete sie und
fand den Schrank voller Kleidungsstücke. Er fragte sich, wem sie wohl
gehörten, bis er erkannte, dass die Sachen alle neu waren. Sie hatte
sie für ihn gekauft. Entweder sie plante, dass er eine Weile hier sein
würde, oder sie wollte nur, dass er das glaubte. Cordhosen. Braune
Hosen. Blaue Hemden, weiße Hemden, Pullover und ein paar
Professorensakkos. Es sah genauso aus wie in seinem Schrank zu Hause.
Berechenbarkeit war immer einer seiner Fehler gewesen.
    Er ging zum Fenster und öffnete die Jalousie. Es dämmerte,
oder der Morgen brach an. Er sah nur Bäume. Ponderosa-Kiefern. Sie
wuchsen nicht westlich der Berge. Sie hatte ihn nach Osten gebracht.
Ins Hochland. Vielleicht waren sie noch in Oregon, vielleicht nicht
mehr.
    Er hörte Musik. Klassische. Sie war sehr leise, kam aber
eindeutig von irgendwoher aus dem Haus. Er warf einen Blick zum Fenster
zurück. Er könnte es öffnen. Hinausklettern. Fortgehen. Sie waren
möglicherweise meilenweit von allem entfernt, aber er konnte es
trotzdem schaffen. Er konnte seinen Plan immer noch aufgeben, konnte
sie immer noch verlassen. Versuchen, nach Hause zu kommen.
    Er dachte noch einen Moment darüber nach, dann drehte er sich
zu dem Licht um, das durch die offene Tür fiel, und ging in den Flur
hinaus. Es gab mehrere Türen. Der Boden war mit grauem Teppichboden
ausgelegt, die Sorte gesprenkelte Industrieware, die man in Miet- oder
Ferienhäusern verwendet. Die Musik kam vom Ende des Flurs, wo sich
dieser zu einem Wohnbereich öffnete.
    Er ging darauf zu.
    Eine Fensterreihe im Wohnzimmer ging auf eine Veranda und
weitere Bäume hinaus. Das Licht war eine Spur schwächer geworden. Es
war Abend, nicht Morgen. Eine Treppe mit einem schmiedeeisernen
Geländer führte zu einer Galerie über dem Wohnraum hinauf. Es gab eine
Ledersitzecke und einen Kamin mit einer riesigen steinernen Umfassung.
Ein Feuer knisterte im Kamin. Gretchen saß in einem Ledersessel davor,
mit einem Laptop auf dem Schoß. Sie trug ihr Haar offen und kein
Make-up, und der Schein des Feuers ließ ihre makellose Haut
engelsgleich erscheinen.
    Sie blickte zu ihm auf und lächelte. »Deine Pillen sind in der
Küche«, sagte sie. Sie neigte den Kopf nach links, und er folgte ihrem
Blick, wo er eine Stufe erhöht eine offene Küche sah.
    Die Pillenflaschen standen aufgereiht neben der Spüle auf der
Anrichte. Er ging hinüber und öffnete mehrere Küchenschränke, bis er
ein Glas fand. Er füllte es mit Wasser und nahm vier Vicodin. Dann
überlegte er und nahm eine weitere.
    »Willst du einen Drink?«, hörte er sie fragen.
    Er drehte sich um und sah, dass sie nun neben einer kleinen
Bar aus Rattan stand. Sie trug einen grauen Kaschmirpullover und eine
passende graue Hose, und sie lief in Strümpfen. Sie hielt eine Flasche
in die Höhe.
    Das war alles nicht real. Es geschah nicht wirklich. »Sicher«,
sagte er.
    »Ist Scotch okay?«
    »Klar«, sagte er. Er bewegte sich nicht, er hatte die Hände im
Rücken und hielt sich am Rand der Anrichte fest.
    Er sah ihr zu, wie sie den Drink eingoss, erst löffelte sie
Eis aus dem Behälter, dann schüttete sie den Whiskey darüber, kein
Wasser. Ihr glänzendes blondes Haar fiel ihr über die Schultern und
schwang leicht hin und her, wenn sie sich bewegte.
    Sie drehte sich zu ihm um und hielt ihm

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