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Grazie

Grazie

Titel: Grazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Cain
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Pressekonferenz
fertig.«
    Er trat von dem Tisch zurück, und alle Polizisten standen auf
und begannen, den Raum zu verlassen. Susan starrte in ihren Kaffee. Sie
spürte, dass jemand an ihren Arm strich, und als sie aufblickte, stand
Lorenzo Robbins zwischen ihr und Claire. Er streckte Claire einen
Aktenordner entgegen. »Geht das jetzt an Sie?«, fragte er. »Es sind
meine Befunde über die Leichen im Park.«
    Susan fuhr herum. »Der Fall, an dem Archie gearbeitet hat?«
    Robbins sah Claire an. Claire zuckte die Achseln. »Nur zu. Sie
arbeitet jetzt praktisch hier.«
    »Es ist ein Paar«, sagte Robbins. »Ein Mann, eine Frau, beide
Ende zwanzig. Sind seit etwa zwei Jahren tot.«
    »Aha«, sagte Claire.
    Susans Blick wechselte zwischen ihr und Robbins hin und her.
»Und stehen sie nun in Zusammenhang mit dem Mord an Molly oder nicht?«,
fragte sie.
    Claire nahm die Akte und blätterte ihren Inhalt durch. »Ich
weiß es nicht. Es gibt einen Haufen kaputte Leute auf der Welt, und der
Park eignet sich außerordentlich gut als Müllkippe für Leichen.«
    »Was werden Sie also unternehmen?«, fragte Susan.
    Claire klappte den Ordner zu. »Es ist ein kalter Fall. Er kann
noch ein paar Tage warten.«
    Susan dachte an Mollys Leiche auf dem Tisch im
Leichenschauhaus. »Der Mord an Molly ist nicht kalt«, sagte sie.
    Claire rückte näher an Susan heran. Sie war kleiner aber
stärker, und Susan musste den Impuls unterdrücken, einen Schritt
zurückzuweichen. Der Raum hatte sich geleert, bis auf ein paar Beamte,
die noch um die Karte herumstanden. Claire senkte dennoch die Stimme.
»Archie ist mit Gretchen Lowell da draußen«, sagte sie zu Susan. Ihre
Stimme war beherrscht, ihr Blick ruhig, aber in ihrer Haltung lag etwas
Unerbittliches, das Susan die Kehle zuschnürte. »Sie hatte ihn die
ganze Nacht. Wie viele Nägel, glauben Sie, hat sie inzwischen in ihn
getrieben?«
    Susan hatte nicht vor, so leicht aufzugeben. »Mollys Tod
könnte mit dem Mord an Parker und dem Senator zusammenhängen.«
    Susan verdrehte frustriert die Augen. »Sie wurden nicht
ermordet, Susan. Vielleicht war es Selbstmord, vielleicht war es ein
Unfall. Aber wir haben keinen Hinweis darauf, dass es mehr gewesen sein
könnte.«
    Susan schüttelte den Kopf. »Gretchen Lowell hat Heather
Gerbers Leiche dort abgeladen, irgendein Mörder hat ein totes Pärchen
vor zwei Jahren dort abgeladen. Und jetzt Molly Palmer?«
    »Nur weil Sie Hufgetrampel hören, muss es kein Zebra sein«,
sagte Claire.
    »Was soll denn das heißen?«, fragte Susan.
    »Es ist fast immer ein Pferd.« Claire spreizte die Hände. »Das
Hufgetrampel.« Sie fuhr sich mit der Hand durch das kurze Haar. »Jetzt
muss ich mich zurechtmachen. Henry will mich bei der Pressekonferenz
dabeihaben.«
    Die Pressekonferenz. »Ich mich auch«, sagte Susan. »Ich bin
gleich fertig.« Sie begann, ihre Sachen zusammenzupacken, und stieß
dabei den Kaffeebecher um, dessen Inhalt sich über den Tisch ergoss und
die Karte bespritzte. Susan stieß erschrocken einen Schrei aus und lief
schnell um ein paar Servietten, die neben der Mikrowelle auf der
Küchentheke lagen.
    »Himmel«, sagte Claire. »Wir treffen uns draußen.« Sie drehte
sich um und verließ den Raum.
    Mike Flanagan und ein anderer Polizist hatten sich immer noch
mit der Karte beschäftigt, und Flanagan hob sie nun von dem nassen
Tisch hoch. Susan warf die Servietten in die Kaffeepfütze und machte
sich dann daran, die Spritzer von der Karte zu tupfen, die die beiden
Männer auf den Boden gelegt hatten.
    Sie hatte es geschafft, Kaffee bis ins zentrale Oregon
schwappen zu lassen. Santiam-Pass. Bend. Prineville. Beim Auftunken des
Kaffees achtete sie sorgfältig darauf, keine von den Zetteln zu
verschieben, die Straßensperren markierten. Dabei fiel ihr auf, dass es
an der Kreuzung der Interstate 5 und des Highway 22 keine Sperre gab.
»Am Highway 22 ist keine Straßensperre«, sagte sie.
    »Die 22 geht nirgendwohin«, erklärte Flanagan. »Nur hinauf in
die Berge.« Er nahm Susan die Karte aus der Hand und begann, sie
sorgfältig aufzurollen. »Und dort oben brennt es.«
    »Ich dachte, das hätten sie unter Kontrolle«, sagte Susan.
    »Der Wind hat gedreht«, erwiderte Flanagan. »Das Feuer brennt
auf einer Fläche von mehr als hundert Hektar. Wir brauchen keine
Straßensperre. Die Forstverwaltung hat die 22 heute Morgen dicht
gemacht.«

_46_
    A ls Archie aufwachte, lag er rücklings auf
einem Bett. Es war dunkel, aber die Tür stand offen, und

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