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Grazie

Grazie

Titel: Grazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Cain
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würde sein Team es später
finden. Mit den Fingerabdrücken von ihnen beiden darauf. Saufkumpane.
»Hast du wirklich als Schwester in der Notaufnahme gearbeitet?«, fragte
er.
    Gretchen neigte den Kopf und lächelte, dann knöpfte sie den
dritten Knopf von oben an seinem Hemd auf und schob die Hand hinein.
Ihre Finger über dem Unterhemd fanden rasch die Narbe, wo sie ihn
aufgeschnitten hatte, um seine Milz zu entfernen. Sie zog die
Augenbraue hoch. »Zweifelst du an meinen medizinischen Fähigkeiten?«
    Archie spürte seinen Atem schneller gehen, seine Brust hob und
senkte sich. Er trank noch einen Schluck. »Übung macht den Meister«,
sagte er.
    Sie behielt die Hand in seinem Hemd und legte ihr rechtes Bein
über sein linkes, sodass sich ihre Oberschenkel berührten.
    Er überlegte krampfhaft, was er sagen könnte, und plötzlich
fiel ihm der Laptop ein. »Woran hast du vorhin gearbeitet?«, fragte er.
    Seine Frage schien sie nicht zu überraschen. Er wusste, sie
hatte darauf gewartet, dass er fragte. »An einem Geschenk für dich.«
    »Deine Autobiografie?«, fragte er.
    »Etwas Ähnliches. Du wirst einfach abwarten müssen.« Sie
streckte die Hand aus und strich ihm eine Haarsträhne hinters Ohr.
»Denkst du noch an mich?«, flüsterte sie.
    Archie konnte kaum sprechen. »Ja.«
    Sie brachte ihr Gesicht genau vor seines, ihre Augen funkelten
im Feuerschein des Kamins. »Glaubst du, Henry ahnt etwas?«
    Er trank seinen Scotch leer und stellte das Glas auf die
Armlehne des Sessels. »Nein«, sagte er. Es war ein merkwürdiges Gefühl,
darüber zu sprechen. Er hatte das Geheimnis so lange bewahrt. War ihr
im Gefängnis gegenübergesessen, wissend, was sie wusste, und wovon sie
nichts sagte. Es nagte an ihm. »Henry hat eine zu hohe Meinung von mir,
um etwas zu ahnen.«
    »Er hat dich nie danach gefragt, warum es immer so spät
wurde?«, sagte sie lächelnd. »Wieso ich deine Handynummer hatte?« Sie
zog eine Augenbraue hoch. »Er hat dich nie gefragt, aus welchem Grund
du an dem Abend, an dem ich dich entführt habe, tatsächlich zu mir
gekommen bist?«
    Archie zuckte kraftlos die Schultern. »Ich brauchte
psychiatrischen Beistand wegen der jüngsten Leiche.«
    »Und wenn eins zum andern führte«, sagte sie, ehe sich ihre
Stimme verlor.
    »Ich hatte meine Frau nie betrogen«, sagte Archie. »Ich liebte
meine Familie.« Wie oft hatte er sich das in den letzten drei Jahren
vorgesagt? Und noch immer konnte er ihnen nicht in die Augen sehen. Er
war überzeugt, dass sein Sohn es wusste. Niemand sonst ahnte etwas.
Aber Ben wusste, dass Archie sie verraten hatte.
    Gretchens Atem war ein federleichter Hauch an seiner Wange.
»Du warst überarbeitet, Liebling«, sagte sie. »Du brauchtest ein
Ventil.« Sie bewegte ihren Mund genau über sein Ohr, ein Schauder lief
ihm bei ihren Worten über den Rücken, dann nahm sie sein Ohrläppchen in
den Mund und biss hinein. Der Schmerz war angenehm, etwas, das er
spüren konnte. Sie saugte einen Moment an seinem Ohrläppchen, und er
fühlte, wie sich sein Puls beschleunigte.
    »Viele Männer haben Affären«, sagte sie.
    Archie versuchte zu lächeln. »Nur dass sich meine als die
Person herausstellte, die ich jagen sollte.«
    Gretchens Stimme war voller Anteilnahme. »Wenn man sündigt,
geht es selten ohne Komplikationen ab«, sagte sie.
    Sie beugte sich über ihn und küsste ihn. Ihre Zungen trafen
sich, und er schmeckte den Scotch. In diesem Moment gab es nur sie, die
Hitze ihres Mundes, ihre warme Hand, die noch immer an seinem
Rippenbogen lag. Sicherlich konnte sie sein Herz fühlen, seinen Puls,
seine Erektion, die an ihr Bein drückte.
    Sie löste die Lippen von seinen und zog den Kopf ein Stück
zurück, sodass sie sich in die Augen blicken konnten. »Würdest du es
ungeschehen machen, wenn du könntest? Jene erste Nacht, in der du zu
mir nach Hause gekommen bist?«
    Es war 2.00 Uhr nachts gewesen. Er war von einem Tatort
gekommen. Er hätte nach Hause zu seiner Frau fahren können, aber
stattdessen war er zu Gretchen gefahren. Er hatte es geplant. Er hatte
auf der Fahrt zu ihr darüber nachgedacht. Und als Gretchen in ihrem
Nachthemd die Tür öffnete, hatte er einen Schritt ins Haus gemacht, und
dann hatte er sie geküsst.
    Er war es gewesen. Er hatte die Affäre begonnen.
    Er hatte alles selbst herbeigeführt.
    Und er hatte jeden Moment ausgekostet. Und später dann, als
sie ihn folterte, hatte er nicht umhin gekonnt, zu denken, dass er es
verdient hatte. Dass ihn nun seine

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