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Grazie

Grazie

Titel: Grazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Cain
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Wagen hatte irgendwelche besonderen Reifen. Warte, ich schau
mal in meine Notizen …«
    Susans Mund wurde trocken. »Sabre?«, sagte sie leise.
    »Ja«, antwortete Derek. »Was sind das für Dinger?«
    »Keine Ahnung«, sagte Susan. »Hör zu, ich muss Schluss machen.«
    »Okay. Ian schickt jemanden rüber. Um dich und deine Mom zu
interviewen.«
    »Sag Ian, er soll sich ins Knie ficken«, erwiderte Susan. Sie
holte die Haarbürste aus der Handtasche und begann, sich das Haar zu
bürsten. Die Sauerstoffmaske summte auf dem Behandlungstisch nutzlos
vor sich hin.
    »Ich werde mir eine andere Formulierung ausdenken«, sagte
Derek. »Bürstest du schon wieder dein Haar?«
    Henry kam zur Tür herein und kratzte sich am Kopf.
    »Ich muss Schluss machen«, sagte Susan und legte auf.
    »Was ist los?«, fragte Henry.
    Susan fing an, Schubladen in den Schränkchen des
Untersuchungszimmers aufzuziehen. »Es gibt eine Texaco-Tankstelle am
Highway 22 – ein Tankwart hat gestern Abend um elf einen
silbernen Jaguar mit Sabre-Reifen gesehen. Passt zeitlich.«
    »Mills Crossing?«, fragte Henry.
    Susan hielt überrascht inne. »Ja.«
    »Wir erledigen auch ein bisschen Polizeiarbeit. Flanagan hat
sich gerade bei Claire gemeldet. Wir haben Tankstellen im ganzen
Bundesstaat anrufen lassen. Ein solches Auto bemerken die Leute
manchmal.«
    Susan öffnete eine weitere Schublade und fand, wonach sie
gesucht hatte – eine Kühlpackung. »Und was unternehmen Sie
jetzt?«, fragte sie. Sie drückte die Packung, bis sie brach und langsam
kalt wurde.
    »Einen Polizisten mit einem Bild von Gretchen hinschicken.«
Susan zog den Reißverschluss ihrer Handtasche zu und hängte sie sich
über die Schulter. »Wo wollen Sie hin?«, fragte Henry.
    Susan hielt sich die Kühlpackung ans Gesicht. »Ich muss
tanken«, sagte sie.
    »Sie müssen Sauerstoff tanken und sich ausruhen«, erwiderte
Henry. »Da oben brennt es. Bis Sie dort wären, wird Mills Crossing
wahrscheinlich schon evakuiert sein.«
    Susan sah Henry an. Ihr Gesicht schmerzte. Sie hatte ein
Gefühl, als müsste sie sich jeden Moment übergeben. »Bennett wollte
verhindern, dass ich die Molly-Palmer-Geschichte schreibe.«
    Henry fuhr sich mit dem Zeigefinger über die Oberlippe. »Kann
sein.«
    »Das hätte er sich sparen können«, sagte Susan. »Der Herald hat sie bereits begraben. Ich werde Archie finden. Ich fahre
in die Berge hinauf, Waldbrand hin oder her. Sie können
hierbleiben …«, sie ging bis zur Tür und drehte sich zu ihm
um, »… oder mitkommen.«
    »Susan«, sagte Henry.
    »Hm.« Susan drehte sich um.
    Henry lächelte sie an. »Willst du nicht beim Arlington Halt
machen und was anziehen?«
    Susan sah an sich hinunter, sie trug noch immer die grüne
Krankenhauskleidung. »Klar.«

_58_
    L ass uns wieder ins Schlafzimmer gehen«,
sagte Archie. Er stand auf und streckte die gelb verfärbte,
geschwollene Hand nach ihr aus. Sie sah verletzlich aus, wie sie da auf
dem Sofa lag, ohne Make-up, das angebrochene Schlüsselbein im
Ausschnitt der Bluse sichtbar. Vielleicht hatte irgendetwas oder
irgendwer sie in ein Ungeheuer verwandelt. Oder sie war einfach so.
Archie interessierte es nicht mehr. Es spielte keine Rolle. Der
schwarze Schatten rückte näher. Er musste schnell handeln.
    Sie nahm seine Hand, stand auf, und er führte sie um das Sofa
herum.
    »Ich versuche, brav zu sein«, sagte Gretchen. »Das weißt du,
oder?«
    »Ja«, sagte Archie sanft.
    Sie waren nun in der Nähe des Treppengeländers, und Archie
blieb stehen, um sich den Schuh zu binden. Beim Niederknien holte er
die Handschellen hervor, die er im Badezimmer versteckt und dann in
einen Socken gestopft hatte. Er hatte auf ihren Hochmut gesetzt, als er
annahm, dass sie ihn nicht durchsuchen würde. Das war ihr großer
Fehler – sie glaubte, ihn vollkommen zu beherrschen. Aber das
stimmte nicht. Nicht ganz.
    Mit einer schnellen Bewegung ließ er eine Hälfte der
Handschellen um Gretchens schlankes rechtes Handgelenk schnappen und
schloss die andere um das schmiedeeiserne Treppengeländer. Sie
reagierte sofort, riss den gefangenen Arm hoch und zerrte an den
Handschellen, als wäre sie auf dem Meeresgrund angekettet und müsste
ertrinken. Es war purer Instinkt. Wie ein Tier in einer Falle. Archie
benutzte den Augenblick, um einen Schritt zurückzuweichen, außerhalb
ihrer Reichweite. Sie riss den Kopf hoch und sah ihn an. Ihre Lippen
waren feucht, ihre Augen glühten. Sie schlug nach ihm, ihre
Fingerspitzen

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