Green Franchising
Zugehörigkeit zu Gruppierungen, mit denen man sich identifizieren kann, stehen im Zentrum. Je stärker die Globalisierung fortschreitet, je komplexer die Welt wird, je weiter die Digitalisierung Platz im Leben einnimmt, je schneller immer neue Informationen auf die Menschheit einwirken, desto größer scheint auch der Wunsch nach sozialem Kontakt und nach Zugehörigkeit zu sozialen Bezugsgruppen zu sein.
Der in Chemnitz geborene deutsche Psychoanalytiker Fritz Riemann (1902–1979) hat dieses Phänomen als menschlichen Grundkonflikt 1961 in seinem Buch »Grundformen der Angst«, einer tiefenpsychologischen Studie, beschrieben. Er stellte darin vier Persönlichkeitstypen dar. Wir versuchen, diese auf die Greenfranchise-Pyramide zu übertragen. So steht der Wunsch nach Sicherheit und Zugehörigkeit (also die Bedürfnisebenen zwei und drei) der Angst vor Vereinnahmung gegenüber. Der Wunsch nach Selbstentwicklung und Loslösung (also die Bedürfnisebenen fünf und sechs), zu denen wir später noch kommen, stehen der Angst des Alleinseins gegenüber. Der Mensch schwankt nun zwischen den jeweiligen beiden Polen. Er sucht die soziale Gemeinschaft und Zugehörigkeit. Ist er akzeptierter Teil von ihr, entsteht in ihm die Angst vor zu viel Nähe. Zu viel Sicherheit und Zugehörigkeit vereinnahmen ihn. Es entsteht das Bedürfnis, auszubrechen und sich abzuwenden. Er wird für Angebote empfänglich, die ihm Selbstentwicklung und Loslösung versprechen. Andererseits können Menschen, die Selbstentwicklung und Loslösung anstreben und leben, von dem Gefühl des Alleinseins und Losgelöstseins überwältigt werden. Aus Angst vor dem Alleinsein, durch zu viel oder zu intensive Selbstentwicklung und Loslösung, suchen sie nach Sicherheit und Zugehörigkeit.
Auf der dritten Bedürfnispositionierungsebene für Greenfranchise-Systeme geht es folglich um ein soziales Aufnehmen und Teilhabenlassen. Der Anspruch lautet: »Wir gehen den Weg gemeinsam.« Im Hintergrund steht die Meinung, dass große Probleme und Entwicklungen nur gemeinsam angegangen werden können, da gemeinsam schneller Besseres erreichbar ist. Sozial positionierte Franchise-Systeme sind viel in Clubs, Foren und Netzwerken engagiert. Sie interagieren on- und offline und entwickeln auf Crowdsourcing-Plattformen mit verschiedensten Projektteams neue Lösungen. Interaktions- und Kommunikationsfähigkeit, soziale Kompetenz, Sympathie und Verbindlichkeit sind die passenden Schlagworte. Ein typisches Statement eines auf der dritten Bedürfnisebene positionierten Greenfranchise-Systems könnte lauten: »Wir freuen uns, dass es uns über unsere Entwicklungs-Plattform gelungen ist, in nur drei Wochen gemeinsam so herausragende Lösungen entwickelt zu haben.«
Gesellschaftliche Aufgabe eines auf dieser Ebene positionierten Systems könnte es sein, Plattformen zu schaffen und zu moderieren, auf denen gemeinsam gesellschaftliche Probleme bearbeitet und gelöst werden.
2.3.4 Nachhaltige Markenpositionierung auf der vierten Bedürfnisebene
Die vierte Bedürfnisebene ist von Ich-Bedürfnissen bestimmt. Achtung und Ansehen spielen hier die großen Rollen, begleitet von Leistung, Macht, Ruhm, Status und Stärke. Die wichtige, unbedingt notwendige Aufgabe der Marke des Franchise-Systems ist es, Wertschätzung für seine Anspruchsgruppen zu kommunizieren und zu leben. Wie auch in der klassischen Bedürfniswerte-Analyse sagt ein Unternehmen, das sich hier positioniert hat: »Wir sind einzigartig.« Das wäre noch immer eine Art eigenkonzentriertes Hersteller- oder Leistungsdenken. Das Unternehmen erklärt, warum es so einzigartig und besonders ist, um dadurch mehr Ansehen, Macht und Status zu generieren. Auf einer höheren Entwicklungsstufe kann das Unternehmen, das einen Schritt weiter geht, sagen: »Ihr seid einzigartig.« Die Haltung dahinter lautet: »Wir achten die Einzigartigkeit jedes einzelnen Menschen.« Jetzt kommt aber der wichtige Unterschied zum Klassischen Franchising. Das Einzigartige, worauf das Unternehmen und mit ihm der Kunde und die Kundin so stolz sein können, ist anderer Natur als bei klassischen Unternehmen. In Greenfranchise-Systemen, die auf der vierten Bedürfnisebene positioniert sind, geht es in erster Linie nicht um materielle Luxusgüter höchster Qualität oder Seltenheit, sondern um den Wert, der durch das eigene Engagement für die Gesellschaft geleistet wird. Als Beweis dienen Auszeichnungen, Ehrungen und gewonnene Preise. Kennzeichnend sind der
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