Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr
solange ihre Einschaltquoten so
blieben, wie sie waren. Douglas erläuterte ihr ganz
höflich, dass eine Verabredung zum Abendessen nicht
in Frage kam. Aus Sicherheitsgründen hatte Finn Durandal es für nötig befunden, dem König jedes Verlassen des Palastes zu verwehren. Außer um das Parlament aufzusuchen, und das auch nur unter dem Schutz
von Finns Wachleuten. Schätzchen zog eine hübsche
Schnute, runzelte die perfekte Stirn und lächelte dann
strahlend. Kein Grund zur Sorge, sagte sie.
Und innerhalb einer halben Stunde klopfte sie an
die Tür zu seinen Privatgemächern und hatte das
Abendessen gleich dabei. Als Douglas öffnete,
rauschte sie gleich hinein, gefolgt von einem halben
Dutzend Kellnern aus jenem sehr modischen Restaurant, die Wagen mit allem vor sich herschoben, was
man für ein ausgewachsenes Bankett benötigte. Es
gab mehrere Hauptgänge, Nebengänge, Zwischengänge und eine Auswahl Häppchen, um die Speisenden zu beschäftigen, während sie erwogen, welchem
Gang sie sich als Nächstes zuwenden wollten. Allein
der Duft hätte schon eine sechsköpfige Familie für
einen Monat satt gemacht. Hätte irgendjemand sonst
das Restaurant gebeten, ein solches Mahl außer Haus
zu liefern, hätte man ihm nur ins Gesicht gelacht; für
Schätzchen Mackenzie hingegen war keine Mühe zu
viel. Sie eilte geschäftig im Zimmer herum, erteilte
den Kellnern Anweisung, wo was aufzustellen war,
und sorgte dafür, dass alles zu ihrer Zufriedenheit
geregelt war, ehe sie die Rechnung mit geübtem
Schwung unterschrieb. Dann gab sie allen Kellnern
Autogramme, hauchte dem jüngsten einen Kuss auf
die Wange, nur um ihn erröten zu sehen, und
scheuchte sie alle hinaus. Die Tür fiel hinter ihnen
ins Schloss, und Douglas und Schätzchen blickten
einander an.
»Ich wusste nicht, was Ihr mögt, also habe ich alles mitgebracht«, erklärte Schätzchen.
»Das sehe ich.« Douglas betrachtete sie nachdenklich. »Wie seid Ihr an den Wachen vor meiner Tür
vorbeigekommen? Gewöhnlich haben sie strikte
Anweisung, niemandem Eintritt zu gewähren.«
Schätzchen lächelte. »Reiner Charme, Darling!
Und mehrere tiefe Atemzüge. Mit Ausschnitt dringt
man selbst dorthin vor, wo ein Sicherheitspass nicht
mehr hilft. Sollen wir anfangen?«
Sie setzten sich an Douglas’ Esstisch einander gegenüber. Schätzchen nahm sich großzügig von allen
verfügbaren Speisen und türmte sie auf ihren Teller,
während Douglas dabei vorsichtiger zu Werke ging.
Er versuchte immer noch, aus dem schlau zu werden,
was hier ablief. Sachkundig öffnete er die Weinflasche, nahm sich einen Augenblick Zeit, um dem ausgezeichneten Jahrgang Anerkennung zu zollen, und
schenkte in zwei hohe, schmale Gläser ein. Schätzchen belohnte ihn mit ihrem typischen breiten Lächeln. Er war froh, dass er sich zuvor entschieden
hatte, sich zurechtzumachen. Es wäre ihm zuwider
gewesen, hätte sie ihn so gesehen, wie er sich früher
privat gegeben hatte. Wie sich die Sache traf, bildeten sie ein umwerfendes Paar: er mit seinem schönen
Gesicht und den goldenen Haaren, Schätzchen mit
den berühmten sinnlichen Zügen und einer gewaltigen Mähne aus reinem weißen Haar, das ihr über die
bloßen Schultern fiel. Man musste zugeben, dass sie
die ergötzlichsten Schlüsselbeine besaß …
»Seid Ihr sicher, dass Ihr auch genug habt?«, fragte Douglas, als Schätzchen endlich damit fertig wurde, sich den Teller zu beladen.
Sie lachte entspannt. »Die Freuden eines flinken
Stoffwechsels, Darling. Ich verbrenne alles in Form
nervöser Energie. Außerdem glaube ich von jeher
daran, dass man seine Gelüste befriedigen sollte. Alles andere ist unnatürlich und ungesund.«
»Und Ihr speist ständig in diesem Stil?«
»Oh verdammt, nein! Meine Agentin bekäme einen Anfall, falls sie mich jetzt sähe. Mein Vertrag
enthält sehr strenge Klauseln in Bezug auf mein Gewicht. Aber das hier ist ein besonderer Anlass, und
so …«
»Ist es das?«, fragte Douglas.
»Oh ja«, versicherte Schätzchen ihm und lächelte
ihn über das Weinglas hinweg an. »Trinkt schon,
Darling. Ihr möchtet doch nicht zurückbleiben,
oder?«
Douglas musste lächeln. Auf ihre naive Art war
Schätzchen so unaufhaltsam wie eine Naturgewalt.
Sie fiel glücklich über ihren Teller her und schlang
alles mit gesundem Appetit herunter, und Douglas
verzehrte sein ausgesprochen exzellentes Mahl in
etwas bedächtigerem Tempo, damit er seine Tischgefährtin unauffällig mustern
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