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Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr

Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr

Titel: Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PacTys
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urteilen, holten die Paragone allmählich
auf. Emma machte die Gedankenbombe scharf, ließ
sie fallen und rannte weiter. Die Bombe explodierte,
als die Paragone die Stelle erreichten. Die bösartigen
Energien zuckten durch ihre Gedanken und unterbrachen jede geistige Aktivität in ihrem begrenzten
Wirkungsbereich. Die Paragone stoppten unsicher,
als sowohl Elf wie auch Wirt nicht mehr weiterwussten. Als die Elfengeister die Kontrolle zurückerlangten, war ihre Beute längst auf und davon.
In den Katakomben hinter dem Plenarsaal des Parlaments, in den vielen kleinen Zimmern, wo die eigentliche Regierungsarbeit geleistet wurde, bastelten
Anne Barclay und der Klon James am Text seiner
nächsten großen Rede. Die Verdammungsrede gegen
die Esper war wirklich gut angekommen, und Finn
wünschte, dass James mit einer Fortsetzung in den
Startlöchern war. James hegte keinerlei starke Gefühle gegenüber den Espern, weder positive noch negative; er sagte einfach, was man ihm zu sagen auftrug,
empfand aber doch eine gewisse Erleichterung darüber, dass sie nicht mehr da waren und ihn nicht
mehr gefährden konnten. Jeder Esper, der dicht genug an ihn herankam, hätte ihn demaskieren können.
Er hasste sie nicht und wollte sie auch nicht unbedingt tot sehen; er wollte einfach nur, dass sie aus
seinem Leben verschwanden. James war im Grunde
kein seichter Charakter, nur unerfahren, aber das lief
aufs Gleiche hinaus. Er konnte Dinge nur dann als
wichtig einstufen, wenn sie ihn persönlich betrafen.
Seine nächste große Rede sollte ein Aufruf an das
Hohe Haus werden, den Fremdwesen das Stimmrecht abzuerkennen und die Reisefreiheit für Fremdwesen im Imperium »für die Dauer des Ausnahmezustands« aufzuheben. Die meisten fremden Völker
hatten ihre Abgeordneten ohnehin schon zurückgezogen, aber diese Maßnahme würde die Reine
Menschheit glücklich machen, und Finn brauchte
einen weiteren Sündenbock als Brennpunkt für öffentliche Ressentiments, da die Elfen fort waren.
Außerdem konnte sich die Menschheit in Anbetracht
des anrückenden Schreckens keine potenziellen Gegner im Rücken erlauben. Am besten unterwarf und
beherrschte man alle fremden Völker, und diese Rede sollte eine wichtige Etappe auf dem Weg dorthin
markieren. Wieder machte sich James nichts daraus.
Er kam einfach Befehlen nach.
Anne hatte die Rede bald in Form gebracht und
lehnte sich zurück. Sie streckte genüsslich den neuen
Körper und schenkte James ein Lächeln, in dem gerade mal ein Hauch Ärger mitschwang. »Wisst Ihr,
das ginge alles viel schneller, falls Ihr hin und wieder
etwas beisteuern würdet, mir zum Beispiel helfen
würdet, die Worte für Euren speziellen Rederhythmus zurechtzufeilen. Sogar andere Worte wählen
würdet, die besser zu Eurem persönlichen Stil passen. Es ist Euch gestattet, Meinungen zu haben. Ihr
braucht nicht nur ein Sprachrohr für Finns Worte zu
sein.«
»Wirklich?«, fragte James. »Ich dachte, genau dazu wäre ich geschaffen worden. Finn hat schon bei
mehreren schmerzhaften Gegebenheiten sehr deutlich gemacht, dass er keine eigenständigen Gedanken
von mir wünscht. Ich bin nur eine Marionette, durch
die Finn öffentliche Reden hält. Also fühle ich mich
insgesamt am sichersten, wenn ich nicht darüber
nachdenken muss, was ich sage – wenn ich einfach
meine Rolle spiele und mich nicht frage, wer ich eigentlich bin. Oder was ich womöglich selbst denken
würde, falls ich je die Chance dazu erhielte. Ich bin
nicht James. Je mehr ich über meinen Vorfahren lese,
desto deutlicher wird, dass er diesen ganzen Mist keinen Augenblick lang geschluckt hätte. Er war immer
sein eigener Herr und stolz darauf. Aber falls ich nicht
James bin, wer dann? Wer bin ich, wenn das Licht
ausgeht und niemand mehr da ist außer mir?«
Er wurde jetzt lauter und klang zunehmend erregt.
»Gebt mir einen Redetext, den ich vortragen soll,
und alles ist gut. Fordert mich auf, mich in Pose zu
werfen, ein Lächeln zu zeigen, den künftigen König
zu geben, und ich schaffe das. Leichte Sache. Kein
Problem. Aber sogar jetzt, wenn ich einfach mit
Euch rede, klingen meine Worte mehr nach James
Feldglöck als die paar armseligen Gedanken, die mir
sonst durch den Kopf gehen. Es ist leichter, James zu
spielen, als ich selbst zu sein – wer immer das sein
mag. Gibt es überhaupt noch ein Selbst in mir?«
Inzwischen war er beinahe in hysterischen Tränen
aufgelöst. Anne tröstete ihn, wie sie es immer tat,

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