Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr
stampften in der beengten Umgebung hin und her und
schlugen mit böser Heftigkeit die Schwerter aneinander, jeder bemüht, den anderen an einer Schwachstelle zu erwischen. Sie umkreisten einander langsam
und schwer atmend, die Augen konzentriert, die Gesichter nass vom Schweiß. Rose lächelte. Brett war
kalt und grimmig. Erneut gingen sie aufeinander los,
hieben und parierten und attackierten, fast zu schnell,
als dass der Blick ihnen hätte folgen können. Rose
war der unumstrittene Champion der Arena auf Logres gewesen, in keinem ihrer zahlreichen Kämpfe
besiegt, aber Brett hielt stand und mehr. Sie duellierten sich jetzt ohne Pause seit beinahe vierzig Minuten, und keiner hatte den anderen auch nur berühren
können – ein neuer Rekord.
Rose hatte beschlossen, Brett im Kampf zu unterweisen, nachdem sie seine kläglichen Leistungen gegen die Sturmtruppen auf Unseeli miterlebt hatte.
Brett wusste zwar, wie er sich verteidigen konnte –
schwer vorstellbar, im Slum von Logres aufzuwachsen, ohne Grundkenntnisse mit den meisten Waffen
zu erwerben –, aber er war kein Kämpfer und jederzeit der Erste, der das eingestand. Ein zu weiches
Herz, hätte er gesagt und dazu gelächelt und die
Achseln gezuckt. Brett glaubte fest daran, dass es
kein Problem auf der Welt und im Universum gab,
das man nicht am besten löste, indem man Reißaus
nahm. Er glaubte auch an das Prinzip, anderen Leuten, wo immer möglich, das Kämpfen zu überlassen,
während er sich unschuldig am Rand herumtrieb und
Ausschau nach verlockenden Gegenständen hielt, die
nur darum bettelten, dass ein Bursche mit flinken
Fingern sie an sich nahm. Brett war Dieb, Betrüger
und überzeugter Feigling, und seiner Einschätzung
nach waren das genügend Berufe für einen Einzelnen.
Aber Rose wollte davon nichts wissen. Nach wie
vor war sie sich über ihre Gefühle Brett gegenüber
nicht ganz schlüssig, aber sie wollte eindeutig nicht,
dass er sich um Kopf und Kragen brachte, ehe sie zu
einer Entscheidung gelangt war. Also übernahm sie
es, ihm alles beizubringen, was sie über die Handhabung von Schwertern wusste, und das war eine Menge! Brett erhielt dabei keinerlei Mitspracherecht, und
auch das war nichts Neues.
Und so verbrachten sie den größten Teil der Reise
zum alten Lepraplaneten Lachrymae Christi mit wüsten Duellen auf der Brücke der Herwärts. Brett lernte
äußerst schnell – nicht zuletzt, weil Rose absolut bereit war, ihm eine ordentliche Verletzung zu verpassen, falls er nicht Acht gab –, und es dauerte nicht
lange, da waren sie beide fast gleichwertig. Niemand
sonst hätte Roses zahlreiche Fähigkeiten so rasch
meistern können, aber die telepathische Verbindung
zwischen ihnen, die auf Bretts Einnahme der verdammten Esperdroge zurückging, bestand auf tiefen,
dunklen und unerwarteten Ebenen fort. Rose brauchte ihm nur einmal etwas zu zeigen, und es war, als
hätte er es schon immer gewusst. Das Schwert schien
in seiner Hand lebendig, so reaktionsfreudig wie eine
Geliebte, und je mehr er lernte, desto leichter fiel ihm
alles zu. Jetzt brauchte er nur noch Übung, um die
Reflexe zu schulen und Muskeltonus aufzubauen,
und Rose schärfte seine Fähigkeiten auf die einzige
Art, die sie beherrschte: indem sie bei jedem Duell
ihr Möglichstes tat, um ihn umzubringen. Brett tat im
Gegenzug das Gleiche; das gebot die Höflichkeit.
Und so stampften sie umher, machten Ausfälle und
parierten, legten in jeden Hieb alles, was sie draufhatten, und kämpften noch lange weiter, nachdem
jeder andere längst hätte aufhören müssen.
Aber schließlich ertönte das vorab eingestellte
Wecksignal von den Komm-Paneelen der Brücke,
und sie trennten sich voneinander und senkten
schwer atmend die Schwerter. Sie hatten auf die harte Tour gelernt, dass sie ein Wecksignal brauchten,
denn zuzeiten führte die Intensität des Duells sie an
einen fernen Ort – wo nichts mehr von Bedeutung
war außer dem Klirren des Stahls und der Suche
nach Herzblut, und wo sie einander bis zur völligen
Erschöpfung bekämpft hätten, ehe einer von ihnen
aufzugeben bereit war. Jetzt steckten sie die Schwerter weg und nickten einander respektvoll zu, während
sie wieder zu Atem zu kommen versuchten. Brett
zog ein Taschentuch mit dem Monogramm einer anderen Person hervor und wischte sich das Gesicht ab.
Rose betrachtete ihn fast liebevoll.
»Ihr seid ein guter Schüler, Brett. Ich kann Euch
nicht mehr viel beibringen. Aber Ihr
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