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Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr

Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr

Titel: Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PacTys
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streben.
Das geschieht nun mal, wenn man als Frau ohne
rund um die Uhr reichende Betreuung durch Schönheitstechniker auskommen muss. Ich bin nicht mehr
so jung wie früher, weißt du. Sobald eine Frau ein
bestimmtes Alter erreicht, muss sie eine Menge Zeit
darauf verwenden, sich zu pflegen, oder alles fällt
mitten in der Nacht auseinander und sie sieht auf
einmal wie die eigene Mutter aus, sobald sie aufwacht. Das ist eine Tatsache.«
»Für meinen Geschmack siehst du gut aus«, sagte
Lewis. »Du siehst toll aus. Ich würde nichts daran
verändern.«
»Du sagst einfach die nettesten Sachen, Liebster.« Jesamine küsste ihn geistesabwesend auf die Wange und
fuhr dann damit fort, sich im Spiegel zu betrachten.
Lewis seufzte, war jedoch vernünftig genug, es
lautlos zu tun. Selbst seine begrenzten Erfahrungen
mit Frauen lehrten ihn, dass er sich hier auf gefährliches Gelände vorwagte. Frauen erblickten sich selbst
nie so, wie sie wirklich waren; insgeheim verglichen
sie sich mit irgendeinem imaginären perfekten Abbild ihrer selbst, das sie sich in der Jugend zugelegt
und von dem sie sich nie wieder befreit hatten. Jesamine Blume war berühmt als eine der zauberhaftesten Frauen in einem Imperium voller schöner Frauen,
und hier betrachtete sie finster das eigene Spiegelbild, als hätte sie sich gerade Hängebacken und einen
Schnurrbart zugelegt.
Lewis nahm sich selbst in Augenschein und hatte
keinerlei Illusionen. Er war für Ausdauer gebaut,
nicht für Schnelligkeit, und die Muskeln für den Gebrauch, nicht für Posen. Er fuhr mit den Fingerspitzen einer Hand ohne Hast über die diversen neuen
Narben, die er sich seit dem Aufbruch von Logres
zugelegt hatte. Es waren schon etliche zusammengekommen, durch Schwerter und Schusswaffen und
Explosionen – Stellen, an denen ihn der Tod im Vorbeigehen kurz gestreift hatte. Narben waren für Lewis neu. Als Paragon auf Logres hatte er automatisch
Zutritt zu Regenerationsmaschinen gehabt, sodass
selbst die schlimmsten Verletzungen nie eine bleibende Spur hinterließen. An Bord der Herwärts fand
man keinen Regenerationstank. Hier musste er auf
natürlichem Weg heilen, und er verabscheute es. Es
war langsam und unbequem, es störte ihn beim
Nachdenken – und es hinterließ Narben.
Als wäre er nicht schon hässlich genug gewesen.
Jesamine deckte seine Hand sacht mit der eigenen
ab, als er gerade über eine lange Narbe an der linken
Flanke strich. »Die hast du erhalten, als du mich in der
Halle der Verräter im Blutturm beschützt hast. Ich
weiß es noch. Du hast für mich so viel durchgemacht!«
»Du bist es wert«, sagte Lewis. »Ich war nie richtig glücklich, nie richtig lebendig, ehe ich dir begegnete.«
Jesamine lachte leise und legte ihm einen Arm um
die Taille. »Du verstehst dich darauf, immer das
Richtige zu sagen, mein Liebster. Aber wenn das alles hier vorbei ist, kommst du schnurstracks in einen
Regenerationstank und wir sehen zu, dass wir diese
scheußlichen Narben loswerden.«
»Sie dienen einem Zweck«, wandte Lewis ein, und
seine harten Züge fielen in vertraute düstere Linien
zurück. »Sie ermahnen mich – vorsichtiger zu sein,
nachdenklicher in allem, was ich tue, weil ich hier
draußen so leicht sterben kann – und du genauso.
Falls du umkommen solltest … ohne dich würde ich
nicht weiterleben wollen.«
Sie küsste ihn, damit er aufhörte, solche Sachen zu
sagen, und anschließend betrachtete sie ausgiebig
sein Gesicht und folgte dessen rauen Linien mit einer
sanften Fingerspitze. »Du hast ein Gesicht wie eine
Naturgewalt, Lewis. Hart, unerbittlich, aber nicht
unattraktiv. Du hättest es ändern lassen können – gut
aussehend und anonym wie alle anderen. Warum
hast du es nie geändert?«
»Weil ich dann gar nicht mehr nach mir selbst
ausgesehen hätte. Genauso gut könnte ich mir eine
Maske aufsetzen. Eine Lüge vor mir hertragen. Bei
mir ist das, was man sieht, weitgehend auch das, was
man bekommt. Ich habe mein Aussehen aus dem
gleichen Grund nie geändert wie Anne. Weil wir
stolz auf uns selbst sind.«
Beide wandten sich gleichzeitig vom Spiegel ab
und setzten sich gemeinsam aufs Fußende des Bettes.
Manches war zu bereden, was sie bislang vor sich
herschoben, aber jetzt war die Zeit gekommen. Sie
spürten es. Lewis sprang wie immer als Erster ins
kalte Wasser.
»Wir können nicht nach Haden fahren. Wir sind
nicht bereit, Jes. Noch nicht.«
»Ja. «
»Warst du schon mal auf Lachrymae

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