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Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr

Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr

Titel: Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PacTys
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mitzusingen, vermochte aber den fremden Mustern und subtilen
Klangverschiebungen nicht zu folgen. Ihre Stimme
kontrastierte mit solch fremden Klängen und zerbrach daran.
Endlich erreichten sie die Missionsstadt. Der
Dschungel fiel auf einmal zurück, als hätten sie einen
Raum verlassen und direkt einen anderen betreten,
und die Stadt breitete sich vor ihnen auf ihrer gewaltigen Lichtung aus. Lewis und seine Gefährten standen am Waldrand eine Zeit lang nur herum und
nahmen den Anblick der Stadt in sich auf, die zu erreichen sie so viel Zeit und Mühe gekostet hatte. Die
Missionsstadt war keine von Menschen errichtete
Anlage, kein totes Etwas aus Stahl und Glas und Beton; es war eine richtige Lachrymae-Christi-Stadt,
eine riesige biotechnisch erzeugte Wesenheit, gezüchtet, nicht gebaut, entworfen von menschlichem
Denken, aber nach Bestellung ausgeführt von der
lenkenden Intelligenz des Roten Hirns aus den Rohstoffen des Scharlachdschungels. Die Stadt war ein
Lebewesen, in dem Menschen wie Kinder in den liebevollen Armen der Mutter hausten.
Riesige ausgehöhlte Bäume, gewaltig wie Wolkenkratzer, ragten in den bewölkten Himmel, ihr Innenleben ein hölzerner Bienenstock aus Wohnraum.
Warme organische Lichter schienen aus Hunderten
von Fenstern in der dunklen Rinde der hoch ragenden Bäume. Filigrane Laufgänge aus gewebten Ranken verknüpften alle Stockwerke und breiteten sich
wie ein dunkelrotes Netz zwischen den Bäumen aus,
das Bindegewebe einer lebenden Stadt. Die tiefer
liegenden Behausungen bestanden aus massigen
Kürbissen oder riesigen ausgehöhlten Früchten oder
Blattbauten in flammenden Rosatönen. Und überall
sah man Blumen und mächtige Rosenblattkonstruktionen und ungeheure organische Formen, die mit
warmen, freundlichen Lampen leuchteten. Es war
eine Stadt, und sie lebte. Die Gefährten spürten ihre
Wärme und hörten ihren Atem. Und Männer und
Frauen gingen hier ihrem Leben nach, als wäre diese
Umgebung das Natürlichste auf der Welt.
Lewis steckte das Schwert weg und trat vor, und
die anderen folgten ihm. Keiner hatte etwas zu sagen;
in einem Imperium, dessen Goldenes Zeitalter von
Wundern strotzte, war dies hier immer noch etwas
ganz Neues und Wundervolles. Menschen sahen sie
kommen und verschwanden ohne Eile in der jeweils
nächsten Behausung. Irgendetwas stimmte an den
Leuten nicht ganz, aber Lewis konnte es nicht greifen. Am Stadtrand blieb er stehen und hielt nach irgendeinem Hinweis Ausschau, was jetzt zu tun war.
»Ich vermute, unsere Heimat wirkt beeindruckend
auf Fremde«, sagte ein warme, erheiterte Stimme.
»Aber Ihr solltet sie erst mal im Frühling anschauen!
Dann wird hier alles so richtig lebendig.«
Alle drehten sich scharf um und erblickten eine
kleine, stämmige Frau, die sie anlächelte. Lewis hatte
sie gar nicht kommen gehört. Er zwang sich, die
Hand vom Griff der Pistole zu nehmen.
»Ihr habt es schön hier«, sagte er. »Ich hatte ja
keine Ahnung …«
»Wir platzieren keine Werbung. Wir möchten
keine Schaulustigen anlocken. Hier ist alles sehr
effizient aufgebaut, wisst Ihr. Das Pflanzenleben
ernährt sich vom Kohlendioxid, das wir ausatmen,
und den Stoffwechselprodukten, die wir im
Dschungel abladen. Wir sind alle Teil einer großen
Symbiose.«
»Dann seid Ihr wohl Hellen Adair?«, fragte Lewis.
»Kurz und richtig, Todtsteltzer. Wurde aber auch
Zeit, dass Ihr endlich eintrefft. Wir erwarten Euch
seit Tagen.«
»Wieder mal Tobias Mond?«, fragte Jesamine,
und Hellen nickte lächelnd.
»Er kann manchmal tatsächlich in die Zukunft blicken. Was allerlei philosophische Fragen aufwirft,
über die wir, einem ruhigen Leben zuliebe, meist
nicht nachzudenken versuchen. Und das ist also ein
Echsenmann.«
»Lewis«, flüsterte Brett ihm drängend ins Ohr, »sie ist nackt!«
»Vertraut mir, das ist mir aufgefallen«, murmelte
Lewis zur Antwort.
Hellen Adair war blond und recht hübsch und hatte eine gute, wenn auch etwas zu muskulöse Figur;
und sie trug keinen Fetzen Kleidung am Leib. Die
Haut war von leuchtendem Rosa, von einer Tönung
also, die Lewis gewöhnlich nur mit Zahnfleisch in
Verbindung brachte, und als einzigen Schmuck trug
sie ein paar blütenbesetzte Ranken um die Taille. Sie
lächelte die Besucher an.
»Niemand belastet sich hier mit Kleidung. Warum
sollten wir? Die Stadt sorgt für alle unsere Bedürfnisse, und der Regen und das bisschen sonstige Wetter in unserem ausgewogenen Ökosystem bereiten
uns keinerlei

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