Gregor Bd. 5 - Gregor und das Schwert des Kriegers
Ratte in die Luft heben und fallen lassen konnten. Immer wieder pickte er die härtesten Kämpfer heraus und rettete damit nicht nur Gregor, sondern noch anderen Menschen das Leben. Und im Verlauf der Schlacht hörte Gregor immer wieder, wie verzweifelte Menschen »Ares!« riefen, in der Hoffnung, er könne sie in letzter Sekunde vor dem Angriff einer Ratte retten. Trotz der widrigen Umstände empfand Gregor eine gewisse Genugtuung darüber, dass sein viel geschmähter Freund nun endlich Anerkennung fand.
Es war schwer zu sagen, wie viel Zeit vergangen war – vielleicht eine halbe, vielleicht eine Dreiviertelstunde –, als die Menschen riefen: »Die Huscher sind drin! Die Huscher sind drin!« Das bedeutete wohl, dass die Huscher es in den Tunnel geschafft hatten. Gregor hatte sie nicht richtig gesehen, wusste also auch nicht, wie es ihnen ging. Vermutlich nicht besonders gut.
Kurz darauf erging der Befehl, sich in den Tunnel zurückzuziehen. Ripred brüllte Gregor schnell »Du nicht!« zu, also blieb er, wo er war. Das wurde jedoch immer schwieriger, denn jetzt stand er schon bis zu den Knien in blutiger Asche und konnte sich kaum noch halten. Um ihn herum strebten Menschen und Fledermäuse zum Tunnel, alle trugen Verwundete. Wiederholt hörte er, wie jemand rief: »Keine Fackeln! Im Tunnel keine Fackeln!«, und fragte sich, was das wohl sollte. Diejenigen, dieFackeln dabeihatten, warfen sie wie Wurfspeere in die Armee der Ratten und sorgten damit für Chaos.
Im Rückzug waren Menschen wie Fledermäuse schnell, binnen Minuten waren nur noch etwa zwanzig am Tunneleingang übrig und hielten dort noch eine Weile die Stellung. Doch unter dem Druck der Ratten mussten auch sie langsam weichen. Bald wurde sogar die Frontlinie, die nach wie vor aus Perdita, Gregor, Ripred und dem hünenhaften Fremden bestand, in den Tunnel gezwungen.
»Flieger, hinein!«, rief Perdita. Ares und die letzten beiden Fledermäuse sausten über die Rattenarmee hinweg, schleuderten Fackeln in die Menge und verschwanden dann im Tunnel.
Gregor war erst wenige Schritte im Tunnel, als ihn ein ungutes Gefühl beschlich. »Wieso keine Fackeln?«, schrie er, aber niemand hatte Zeit, ihm zu antworten. Vielleicht gab es in dem Tunnel eine leicht entflammbare Pflanze. Irgendein komisches Moos oder so. Das Licht aus der Höhle wurde schwächer. Er musste sich also ganz auf die Taschenlampe verlassen, die er an seinen Arm geklebt hatte. Er schaltete sie ein und war ein wenig beruhigt, als er sah, wie viel Licht sie spendete. Aber was war mit den anderen? Ripred brauchte zum Kämpfen kein Licht. Er konnte mithilfe von Ultraschallortung »sehen«, ebenso wie die näher kommenden Ratten. Perdita konnte wahrscheinlich von Gregors Taschenlampe profitieren. Aber für den Hünen mit dem Breitschwert auf Ripreds anderer Seite dürfte es schwierig werden.
»Zieh dich zurück! Es ist zu dunkel für dich!«, sagte Ripred zu dem Hünen, der darauf nur mit einem Schwall von Flüchen antwortete.
Gregor riss die zweite Taschenlampe von seinem Gürtel und schaltete sie ein. »He! Du da am anderen Ende!«, rief er. Keine Antwort.
»York«, half Perdita ihm.
»He, York!«, rief Gregor. Der Mann sah ihn an und Gregor warf ihm die Taschenlampe zu. »Zwischen die Zähne!« Er hatte keine Zeit, sie an Yorks Arm zu befestigen oder auch nur zu erklären, was eine Taschenlampe war. Aber York schien zu verstehen. Er riss sich den Mundschutz vom Gesicht, klemmte die Taschenlampe zwischen die Zähne und schlug weiter drauflos.
Irgendwo hinter ihm mussten Soldaten sein, die ihm Deckung gaben, aber Gregor konnte niemanden sehen. Als die Ratten sie weiter in den Tunnel drängten, gab es bis auf die Taschenlampen überhaupt kein Licht mehr. Und weil Gregor mit den Ratten fertig werden und gleichzeitig darauf achten musste, dass Perdita nicht im Dunkeln stand, hatte er keine Zeit, sich umzusehen. Bis jetzt hielt er sich, aber er hatte das dumpfe Gefühl, dass in der Finsternis sein Selbstvertrauen schwand. Ein Rattenschwanz hätte um ein Haar seine Taschenlampe zerschmettert. Eine Klaue erwischte das Klebeband und hätte es beinahe abgerissen. Gregor merkte, dass die Ratten es auf sein Licht abgesehen hatten. Nach seiner blamablen Begegnung mit Twirltongue und ihren Helfern wussten sie natürlich, dass er ohne Licht ein Nichts war. Er nahm den Mundschutz ab, riss die Taschenlampe vom Handgelenk und klemmte sie so zwischen die Zähne, wie er es York gezeigt hatte. Nur knapp
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