Gregor Bd. 5 - Gregor und das Schwert des Kriegers
auftauchen.
Hinter sich hörte Gregor, wie Luxa flüsterte: »Warte, bis sie kommen, warte.« Dann, als die ersten Rattenköpfe auftauchten, sagte sie ruhig: »Jetzt.«
Offenbar wurde daraufhin irgendein Zeichen gegeben, denn jetzt schossen die drei Bogenschützen ihre brennenden Pfeile in das Öl, das aus dem Tunnel lief. Als der erste Pfeil traf, erhob sich ein Feuerball bis unter die Decke und die ganze Rattenarmee fing Feuer. Gregor wusste, dass das Feuer jetzt weiter in den Tunnel raste, durch den Tümpel, und alle auf dem Weg vonden Flammen erfasst wurden. Unweigerlich hatte er das Bild von den Ratten vor Augen, die bei lebendigem Leib verbrannten, von dem schwarzen Rauch, der all die erstickte, die tiefer im Tunnel waren und von den Flammen nicht erreicht wurden – eine grausige Vorstellung.
Dann wurde er sich der Gefahr bewusst, in der sie sich befanden. So viel Öl war in der Höhle verteilt worden, dass das Feuer sich auch in ihre Richtung ausbreitete. Wenn es auch weniger heftig war, so wäre es doch tödlich, wenn es mit einem von ihnen in Berührung käme, denn sie alle trieften vor Öl.
Gregor sprang auf. »Ripred! Wo ist Ripred?«, rief er und da sah er, wie die große Ratte direkt vor ihm in den Fluss klatschte. Er schaute nach oben und sah Ares über ihnen kreisen.
Langsam schleppte Ripred sich ans Ufer und überblickte das Bild, das sich ihm bot. Von der Rattenarmee keine Spur, nur ein tobendes Feuer vor dem Tunnel. Am anderen Ufer des Flusses waren die Flammen erloschen, das Wasser hatte sie besiegt. Jetzt konnte ihnen nichts mehr passieren. »Wessen Idee war das denn?«, stieß er hervor.
»Königin Luxas«, sagte ein Unterländer.
Ripred wandte den Kopf und entdeckte Luxa, die am Felsen lehnte. Er funkelte sie einen Augenblick an. Dann nickte er beifällig und sagte: »Gute Idee.«
Luxa wollte antworten, doch stattdessen hustete sie in ihre Hand. Es war ein fürchterlicher, rasselnder Husten, der ihren ganzen Körper schüttelte. Als sie die Hand vom Mund nahm, war sie ganz rot. Luxa starrte einen Moment auf das Blut, als wäre sie ein wenig überrascht, dann sank sie zu Boden.
6. Kapitel
E in Dutzend Leute rannten zu ihr, aber Gregor war als Erster da. »Luxa? Luxa?« Er konnte die Verzweiflung in seiner Stimme nicht unterdrücken. Er drehte sie auf den Rücken und bettete ihren Kopf vorsichtig auf seinen Schoß. Sie war bei Bewusstsein, aber nur schwach. Wieder wurde ihr Körper von einem Hustenanfall geschüttelt und Blut rann ihr aus dem Mundwinkel.
Eine Unterländerin in weißer Arztkleidung entkorkte eine Flasche und hielt sie Luxa an die Lippen.
»Seht sie euch an! Man hätte sie schon vor Tagen nach Hause schicken müssen!«, schimpfte ein Mann. Gregor schaute auf und sah York, der mit langen Schritten auf sie zukam.
»Wir konnten sie nicht zum Gehen überreden«, sagte ein anderer mit rauer Stimme. Howard, dem es nicht viel besser zu gehen schien als Luxa, kniete sich hin und tupfte seiner Cousine das Gesicht mit einem Tuch ab.
»Du bist auch immer noch hier?«, fragte York wütend.
»Ich wurde gebraucht«, sagte Howard schwach. »So viele Verletzte, Vater.«
Vater? Der Hüne war also Howards Vater? Gregor versuchte sich zu erinnern, was er über ihn wusste. Er regierte am Quell. Er war freundlich zu den Mäusen gewesen. Das war aber auch schon alles.
»So seid ihr uns keine Hilfe. Ihr beiden! Ab nach Regalia! Auf der Stelle!« York schaute in den Himmel. »Ich brauche einen Flieger, der noch ein wenig Kraft hat!«, rief er.
Ares flatterte zu Boden. »Ich habe noch Kraft«, sagte er. »Ich war nur einige Stunden lang in der Asche.«
»Wir können Luxa und Howard zurückbringen«, sagte Gregor. »Ares ist echt schnell.«
York sah sie beide durchdringend an, dann gab er Gregor die Taschenlampe zurück, die er in der Grotte benutzt hatte.
»Hinauf mit den beiden!«, befahl er und hob Luxa hoch, als wäre sie leicht wie eine Puppe.
Gregor kletterte auf Ares’ Rücken, ehe jemand sagen konnte, er dürfe nicht mitfliegen.
»Es wäre am besten, wenn sie aufrecht sitzen könnte«, sagte die Ärztin. »So kann sie leichter atmen.«
York setzte Luxa vor Gregor. »Kannst du sie aufrecht halten?«
»Ja«, sagte Gregor. Er schlang die Arme um ihre Taille und zog sie an sich, sodass ihr Kopf auf seiner Schulter ruhte. »Das geht.«
»Sollte sie wieder husten, gib ihr hiervon«, sagte die Ärztin und drückte Gregor die verkorkte Flasche in die Hand. »Howard wird dir
Weitere Kostenlose Bücher