Gregor Bd. 5 - Gregor und das Schwert des Kriegers
man ihn nur ein bisschen reizte, trat er hervor, und wenn er sich auch mühelos rufen ließ, so ließ er sich noch lange nicht jederzeit ausschalten. »Was? Was?«, knurrte Gregor.
»Gregor, es tut uns leid, wenn wir vorhin etwas verraten haben, was du lieber für dich behalten hättest. Aber als Ripred sich für diesen Weg entschied, habe ich mich ihm sofort angeschlossen«, sagte Mareth. »Wir wollen nicht, dass sie dich wieder in den Kerker sperrt.«
»Ich hatte damit kein Problem«, sagte Gregor unfreundlich.
»Es waren ja auch erst zwei Tage. Doch Solovet hat Hamnet einmal einen ganzen Monat lang in genau jener Zelle eingesperrt, weil er ihr bei einem Kriegsrat in die Quere gekommen war«, sagte Nerissa. »Kein Licht. Kein Kontakt zu irgendjemandem. Als er herauskam, war er nicht mehr derselbe.«
»Vikus kämpfte damals am Quell. Der Rat stand ganz unter ihrem Kommando. Es war niemand da, der sich für Hamnet hätte einsetzen können. So etwas durch die eigene Mutter zu erleiden … viele von uns glauben, dass es zu seinem unvernünftigen Verhalten im Garten der Hesperiden beitrug«, sagte Mareth.
»Und glaubst du, sie hätte mit einem aufsässigen Überländer mehr Nachsicht als mit ihrem eigenen Sohn?«, sagte Ripred. »Er war ihr Augenstern und dich kann sie noch nicht mal leiden!«
»Ich hätte genauso gehandelt wie Ripred und Mareth, wäre ich klug genug gewesen, daran zu denken«, sagte Nerissa. »Bitte, Gregor. Bedenke, dass wir es zu deinem eigenen Besten taten.«
Gregor stellte sich einen Monat in der Zelle vor. Selbst mit Ultraschallortung wäre es unerträglich. Armer Hamnet. Gregor dachte daran, wie er sich aufgeregt hatte, als Luxa im Dschungelzu Hamnet sagte, sein selbst gewähltes Exil sei übertrieben gewesen, er hätte sie in Regalia zumindest besuchen kommen können. »Nein«, hatte Hamnet gesagt. »Ich hätte niemals zweimal fortgehen können. Du weißt, aus welchem Holz Solovet geschnitzt ist. Sie hätte mich im Nu dazu gebracht, wieder eine Armee anzuführen.« Hatte er da an den Kerker gedacht, daran, dass Solovet ihn dort verschimmeln lassen würde, bis er entweder völlig den Verstand verlieren würde oder so verzweifelt wäre, dass er alles tun würde, was sie sagte? Es musste für Hamnet schrecklich gewesen sein, in der Stunde seines Todes zu wissen, dass ihm nichts anderes übrig blieb, als seinen Sohn Hazard nach Regalia zu schicken. Hatte er Luxa deshalb das Versprechen abgenommen, Hazard nicht zum Krieger auszubilden? Gregor hatte gedacht, es hätte damit zu tun, dass Hamnet Krieg grundsätzlich ablehnte. Aber vielleicht war ein Grund auch, dass er Hazard von Solovet fernhalten wollte.
Als Gregor allmählich begriff, was seine Freunde bewegte, merkte er, wie sich seine Muskeln entspannten. Trotzdem, wenn Luxa nun erfuhr, was passiert war?
»Niemand wird ein Wort von dem verlauten lassen, was in diesem Zimmer gesagt wurde, sei gewiss«, sagt Mareth. »Wir werden schweigen und Solovet wird nicht wollen, dass es sich herumspricht.«
»Okay, okay. Ihr habt mir einen großen Gefallen getan. Jetzt geh von mir runter«, sagte Gregor. Er sprach immer noch in barschem Ton, aber seine Wut war verraucht.
»Gerade fing es an, gemütlich zu werden«, sagte Ripred, und bevor er sich erhob, reckte er sich so genüsslich, dass Gregordachte, die Rippen würden ihm brechen. »Dann mal los zum Codezimmer, bevor deine kleine Schwester die besten Köpfe des Unterlands in den Wahnsinn treibt.«
Ach ja. Der Code. Gregor wusste, dass das wichtig war, aber … »Aber ich muss ins Krankenhaus«, protestierte er.
»Gregor, bitte. Luxa schläft, du könntest sie gar nicht richtig besuchen. Und wir brauchen wirklich deine Hilfe«, sagte Nerissa. Sie zitterte immer noch heftig von der Anspannung der letzten Stunde. Gregor wollte nicht riskieren, dass sie umkippte.
»Na gut, Nerissa«, sagte er. »Ich komme mit.«
Mareth musste zurück zu Solovet, aber Nerissa und Ripred begleiteten Gregor ins Codezimmer. Sie ließen ihm zehn Minuten Zeit, um sich schnell zu waschen und umzuziehen, dann scheuchten sie ihn einige Treppen hinauf und durch einen langen, engen Flur. Als sie in das Codezimmer eintraten, bot sich ihnen ein abenteuerlicher Anblick.
Das Zimmer sah für Gregor aus wie ein Zoo. Es hatte die Form eines Oktogons. An einer Wand lag die Tür, zu der sie hereingekommen waren. In die Wand gegenüber war ein merkwürdiger Baum eingeritzt. Davor stand ein langer Tisch, auf dem lauter
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