Gregor Bd. 5 - Gregor und das Schwert des Kriegers
Heronian.« Nerissa sah elend aus, aber sie fuhr fort, eine Hand an die Stirn gepresst. »Vielleicht seid ihr euch in den Feuerländern begegnet?«
»Nein. Freut mich, euch kennenzulernen«, sagte Gregor. Alle nickten ihm zu.
»Hier sind unsere besten Code-Tüftler jeder Art versammelt«, sagte Nerissa. »Boots ist die Abgesandte der Menschen.«
»Und du bist der Abgesandte der Ratten?«, sagte Gregor zu Ripred.
»Tja, ich bin nicht für alle die erste Wahl, aber in diesen Zeiten müssen sie mit mir vorliebnehmen«, sagte Ripred. »Eigentlich ist es nicht so wichtig, dass ein Nager dabei ist, doch es könnte hilfreich sein. Ich habe nur leider noch andere wichtige Dinge zu tun.«
»Ripred wird überall gebraucht«, sagte Nerissa. »Im Kriegszimmer, auf dem Schlachtfeld und im Codezimmer. Er kann uns viel darüber erzählen, wie die Nager ihre Codes aufbauen. Doch er wird den Code nicht entschlüsseln. Das ist Boots’ Aufgabe.«
Dädalus krallte sich einen weißen Streifen und reichte ihn Gregor. Auf diesem Streifen waren über die Striche ganz normale Buchstaben geschrieben. Aber die Buchstaben ergaben keine sinnvollen Wörter. »Sie kann die Striche ignorieren und sich auf die Buchstaben konzentrieren.«
Gregor schüttelte den Kopf. Er fand es schrecklich, alle enttäuschen zu müssen, doch er wollte ehrlich sein. »Hört zu, ihr seht ja selbst, dass die Buchstaben keinen Sinn ergeben. Ich weiß nicht, was ihr von meiner dreijährigen Schwester erwartet, aber ich würde mir an eurer Stelle keine allzu großen Hoffnungen machen.«
Aufgeregt nahm Boots den Streifen mit den Buchstaben. »Ha! Ich weiß! Ich weiß!« Gregor spürte, wie alle im Raum den Atem anhielten, alle hofften auf einen Durchbruch. Doch dann steckte Boots sich einfach ein Ende des Streifens hinten in die Hose und rannte los. Der Stoffstreifen flatterte hinter ihr her. »Guckt mal! Ich hab einen Schwanz! Ich hab einen Schwanz!«
Gregor prustete los, er konnte nicht anders. Das Ganze war zu albern.
Da stieß Ripred ihm die Nase ins Gesicht, er hatte die Zähne gebleckt. »Du findest das vielleicht spaßig, aber wenn wir denCode nicht knacken, verlieren wir den Krieg. Punkt. Nichts, was wir zwei oder irgendwer sonst auf dem Schlachtfeld ausrichten könnten, ist so viel wert wie die Macht, zu wissen, was in unserem Feind vorgeht. Wenn du möchtest, dass deine kleine Schwester ihre Karriere als Sängerin fortsetzen kann, dann hilf ihr lieber, sich zu konzentrieren!«
Gregor rief Boots zu sich, nahm ihr den Schwanz ab und setzte sie auf seinen Schoß. Er wusste zwar nicht, wozu es gut sein sollte, aber er zeigte ihr die Buchstaben auf dem Stoffstreifen. Sie konnte sie alle mehr oder weniger lesen; manchmal ergaben einige Buchstaben sogar ein kurzes Wort wie »rot« und dann freute sie sich. Aber nachdem sie drei Streifen gelesen hatten, war sie das Spiel leid und Gregor auch. »Hilft euch das irgendwie weiter?«, fragte er in die Runde.
»Nein. Vielleicht hat Vikus eine Idee, wenn er zurückkommt«, sagte Nerissa.
»Bis dahin machen wir am besten weiter, als wäre es ein Code wie jeder andere, und versuchen ihn zu knacken«, sagte Ripred. »Ich muss jetzt ins Kriegszimmer, aber ich schaue wieder rein.« Ein Schwanzzucken und weg war er.
»Gregor, ich danke dir, du brauchst nicht zu bleiben. Ich nehme an, dass Luxa jetzt zum Essen geweckt wird«, sagte Nerissa.
»Tut mir leid, dass ich euch nicht weiterhelfen konnte«, sagte Gregor und ging schnell zur Tür, bevor jemand auf die Idee kommen könnte, er würde doch noch gebraucht. Er hatte sowieso keine Ahnung, wie er das Kauderwelsch in zusammenhängende Worte übersetzen sollte, und er musste unbedingt zu Luxa.
Gregor flitzte zum Krankenhaus, aber bevor er zu ihr durfte, musste er erst in einer Art Desinfektionsmittel baden, sterile Kleider anziehen und einen Mundschutz aufsetzen.
»Fünf Minuten«, sagte der Arzt, der ihn in ein Einzelzimmer begleitete. Kühler Dunst kam aus kleinen, in die Wände eingelassenen Schläuchen und erfüllte die Luft. Luxa lag mit einem Gewand bekleidet im Bett. Ihr Gesicht, ihr Hals und die Arme waren glühend rot von der Asche in den Feuerländern. Sie atmete immer noch angestrengt und er hörte ein Pfeifen bei jedem Atemzug. Aber ihr Blick fand seinen sofort.
Gregor ging zu ihrer Seite des Betts hinüber. Er nahm nicht ihre Hand, aus Angst, er könnte ihr wehtun. Aber sie hob die Finger und legte sie auf seine. Sie lächelte ihn schwach an und
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