Gregor Bd. 5 - Gregor und das Schwert des Kriegers
Eintopf herumstocherte. »Iss auf, Liz, der ist gut.«
»Ich weiß. Er ist gut. Ich esse ja«, sagte sie und nahm einen kleinen Löffel voll.
»Ich habe dir doch gesagt, dass für deinen Vater gesorgt ist, oder? Rund um die Uhr ist eine Pflegerin für ihn da. Es geht ihm gut«, sagte Ripred.
»Ich weiß. Ich hab nur … ich hab an meine Mutter gedacht. Ich weiß, dass sie sich aufregen würde, wenn sie wüsste, dass ich hier bin, aber ich hab sie seit Monaten nicht gesehen«, sagte Lizzie. Tränen standen ihr in den Augen. »Vielleicht könnte ich sie wenigstens mal sehen, wenn sie schläft.«
»Das könnte nicht schaden«, sagte Heronian.
»Und es würde das Kind beruhigen«, sagte Dädalus.
Da war Gregor sich nicht so sicher. Der Zustand ihrer Mutter könnte Lizzie noch mehr in Sorge versetzen. Und wenn seine Mutter aufwachte und Lizzie hier unten sähe, würde sie wahrscheinlich einen hysterischen Anfall kriegen und durch die Aufregung noch kränker werden. Aber es stimmte, Lizzie hatte ihre Mutter seit einer Ewigkeit nicht gesehen.
»Nur ganz kurz«, sagte Lizzie.
»Es ist deine Entscheidung«, sagte Ripred zu Gregor.
»Vielen Dank«, sagte Gregor. Neunundneunzig Prozent desTages kommandierte Ripred ihn herum. Aber jetzt, wo Gregor wirklich mal einen guten Rat gebrauchen könnte, da sollte er plötzlich allein verantwortlich sein. »Na gut, Liz. Ich geh mit dir nach unten, und wenn sie schläft, darfst du zu ihr. Wenn du vorher deinen Eintopf isst.«
Lizzie schlang ihren Eintopf hinunter, während Gregor sich auf das gefasst machte, was ihm jetzt bevorstand. Als seine Mutter ins Unterland gekommen war, war sie gesund und kräftig gewesen. Jetzt war sie ans Bett gefesselt, viel zu dünn und hatte Narben von der Pest. Er war sich ziemlich sicher, dass er mit einer weiteren Panikattacke seiner Schwester rechnen musste.
Der Palast war für Lizzie etwas Neues und deshalb Furcht einflößend. Als Gregor sie die vielen Treppen hinunter zum Krankenhaus führte, hielt sie seine Hand fest umklammert. Alle, denen sie begegneten, wirkten erschöpft und traurig in diesen finsteren Zeiten; die Luft war schwer von Medikamenten, Desinfektionsmittel und dem Rauch der vielen Fackeln, die überall brannten.
Gregor ließ Lizzie am Ende des Flurs warten, auf dem sich das Zimmer seiner Mutter befand. Halb hoffte er, sie wäre wach, dann würde er sie nur schnell begrüßen und mit Lizzie wieder nach oben gehen. Vielleicht konnte er sogar versuchen sie zu wecken, obwohl das ein bisschen gemein wäre. Aber als er zum Zimmer seiner Mutter kam, war alles ganz anders. Acht schwer verwundete Mäuse lagen auf Matten über den Fußboden verteilt, von Gregors Mutter keine Spur.
Bestimmt ist sie in ein kleineres Zimmer verlegt worden, war sein erster Gedanke und dann durchfuhr es ihn. »Oh nein«,sagte er. »Ich brauche einen Arzt!«, rief er und rannte in den Flur. »Ein Arzt!«
Er sauste durch den Flur, an Lizzie vorbei, achtete nicht auf ihre Fragen und krallte sich die erstbeste Ärztin, die ihm über den Weg lief. Es war eine kleine Frau mit dunklen Ringen unter den Augen. »Wo ist sie? Wo ist meine Mutter?«
»Oh, der Überländer!«, sagte die Frau.
Gregor sah ihr an, dass sie Angst hatte. Dann merkte er, dass er sie an die Wand drückte. Doch er ließ sie nicht los. »Wo ist sie?«
»Gregor! Gregor! Lass sie los! Sie hat nichts damit zu tun!« Das war Howard, er zog Gregor von der Ärztin weg.
»Womit?«, fragte Gregor.
»Solovet hat ohne Vorwarnung mehrere Wachen hergeschickt. Sie hatten den Befehl, deine Mutter zum Quell zu bringen«, sagte Howard. »Wir konnten nichts tun.«
»Aber warum? Warum? Ich bleibe doch. Solovet weiß, dass ich bleibe!«, sagte Gregor.
»Gewiss nur eine Vorsichtsmaßnahme«, sagte Howard. »Du bist nur einen kurzen Flug von deinem Zuhause entfernt.«
Einen kurzen Flug? Eine Million Meilen traf es schon eher. Gregor hatte das Gefühl, weiter könnte er von seinem Zuhause nicht entfernt sein.
»Ich fliege ihr hinterher«, sagte er. »Ich suche Ares und dann – verdammt!« Ihm war eingefallen, dass Ares zur Luftbrücke kommandiert worden war. »Wo kriege ich eine andere Fledermaus her?«
»Gar nicht«, sagte Howard. »Das weißt du doch. Gregor, vielleicht ist sie am Quell ohnehin besser aufgehoben. Dort werdendie Nager nicht angreifen und das Krankenhaus ist nicht so überfüllt.«
Lizzie zog an Gregors Hand. »Was haben sie mit ihr gemacht? Wo ist sie?«
Gregor nahm sie in die
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