Gregor Bd. 5 - Gregor und das Schwert des Kriegers
Arme. »Es ist alles gut. Alles gut«, sagte er. Um ihretwillen zwang er sich, ruhig zu bleiben. »Sie ist nur in ein anderes Krankenhaus verlegt worden.«
»In das Krankenhaus am Quell. Da bin ich zu Hause … Bist du Lizzie?«, sagte Howard.
»Ich wollte … sie … besuchen«, sagte Lizzie.
Jetzt kommt die Panikattacke, dachte Gregor.
»Meine Mutter lebt am Quell. Sie arbeitet im Krankenhaus, genau wie ich. Ich bin mir sicher, dass sie sich gut um eure Mutter kümmern wird«, sagte Howard.
»Ich muss mit Solovet reden«, sagte Gregor. »Wo ist sie?«
»Ich glaube, sie überwacht das Schlachtfeld«, sagte Howard.
»Du gehst wieder ins Codezimmer, ja, Liz?«, sagte Gregor.
»Ich weiß nicht … wo lang!«, sagte Lizzie.
»Ich kann dich begleiten«, sagte Howard. Er war der Älteste von fünf Geschwistern. Gregor erinnerte sich, wie rührend er sich immer um Boots und Hazard gekümmert hatte.
»Ja, bitte. Nimm sie mit«, sagte Gregor. »Und ich gucke, was mit unserer Mutter ist.«
Es war nicht so einfach, zum Schlachtfeld zu gelangen. Zunächst einmal musste er aus dem Palast hinaus. Normalerweise kam und ging Gregor auf einer Fledermaus. Die niedrigsten Türen und Fenster lagen in siebzig Metern Höhe. Die Wachen an der Plattform, auf der man heruntergelassen werden konnte,wiesen ihn ab. Schließlich fand er in der Hohen Halle eine unbedarfte junge Fledermaus, die bereit war, ihn zur Arena zu fliegen, angeblich zum Training. So kam er immerhin raus aus dem Palast, wenn die Arena auch in der entgegengesetzten Richtung lag. Kaum war die Fledermaus wieder zurückgeflogen, rannte Gregor quer durch die Stadt. Die Straßen waren mit Wagen verstopft, die Vorräte zum Palast transportierten. Gregor wich Menschen und Fragen aus und lief immer weiter, am Palast vorbei, bis er den nördlichsten Teil der Stadtmauer erreicht hatte.
Er hatte Glück. Ein Tor stand offen, damit die Bauern ihre Ernte hereinbringen konnten. Also musste er wenigstens nicht über die Mauer klettern. Aber er wusste, dass die Wachen ihn erkennen würden – als Überländer und demnach als den Krieger –, und sie hatten den strikten Befehl, ihn nicht aus der Stadt hinauszulassen. Er wollte nicht riskieren, zurückgebracht und gemeldet zu werden, deshalb versteckte er sich in einem Wagen, der zurück auf die Felder fuhr, hinter einigen Körben. So kam er schon mal in die richtige Richtung.
Während der Wagen sich von der Stadt entfernte, überlegte Gregor, was er Solovet erzählen sollte. Er würde ihr klipp und klar sagen, dass sie seine Mutter zurückbringen musste, sonst würde er nicht für sie kämpfen. Punkt. Er wusste, dass er wieder im Kerker landen könnte. Aber letztlich brauchte sie ihn für den Kampf gegen den Fluch. Und sie wollte doch bestimmt, dass er besser trainiert war. Oder? Oder würde sie sich wieder in ihrer Autorität angegriffen fühlen und ein Exempel statuieren? Vielleicht sollte er die Sache lieber anders angehen und ihr erklären, Lizzie könne ohne ihre Mutter in der Nähe nicht arbeiten.
Der Wagen hielt einige Kilometer vor der Stadt. Die Felder waren mit einem Gaslichtsystem beleuchtet, Gregor musste also aufpassen, dass man ihn nicht sah. Er schlüpfte hinten aus dem Wagen und stand bis zum Bauch in einem Kornfeld, einer Art Weizen. Geduckt schlich er bis zum Ende des Feldes. Die Unterländer ernteten das Feld in Richtung Stadt ab. Jetzt lag nur noch ein Stoppelfeld zwischen ihm und der Mauer, von der aus der Krieg geführt wurde. Er beschloss, einfach loszurennen. Wer sollte ihn hier schon aufhalten? Ein paar Bauern?
Als er über das Stoppelfeld lief, hörte er Rufe, aber niemand kam ihm hinterher. Sie dachten wohl, ohne Flieger würde er sowieso nur bis zur Mauer kommen. Aber wenn er es bis zur Mauer schaffte, würde er es auch zu Solovet schaffen, da war er sich sicher. Über sich sah er eine Fledermaus; sie würde ihn bestimmt melden und für einen Augenblick ließ er sich ablenken, beobachtete sie und fragte sich, ob Solovet Wachen ausschicken würde, die ihn zurückbringen sollten.
In diesem Moment stolperte er. Er dachte, er wäre mit dem Fuß im Getreide hängen geblieben, aber als seine Hände den Boden berührten, sah er, wie die dünne Erdschicht unter ihm rissig wurde und der steinige Boden darunter nachgab. Schon wieder ein Erdbeben, dachte er.
Doch als eine ein Meter lange Kralle an die Erdoberfläche kam und nur wenige Zentimeter neben seinem Arm zuschlug, wusste er, dass es kein
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