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Gregor und der Schlüssel zur Macht

Gregor und der Schlüssel zur Macht

Titel: Gregor und der Schlüssel zur Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Collins
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der Krieger dir das Licht?
    Als Vikus die Prophezeiung letzte Nacht mit ihm durchgegangen war, hatte Gregor nur daran denken können, dass die Ratten Boots umbringen wollten. Da hatte er auf diese Zeile nicht so geachtet, und Vikus war nicht näher darauf eingegangen. Für die Unterländer war das Wort »Licht« gleichbedeutend mit »Leben«. Wenn sie also davon sprachen, einem Lebewesen das Licht zu rauben, meinten sie damit, es zu töten. Der Auftrag bestand darin, den Fluch zu töten. Das wusste er. Aber er war davon ausgegangen, dass ihm die Unterländer jede Menge Soldaten zur Seite stellen würden. Ausgebildete Soldaten.
    Die Zeile hämmerte sich in sein Hirn.
    Raubt der Krieger dir das Licht?
    Eine schlimme Ahnung beschlich Gregor. »O Mann«, sagte er. »Heißt das, da ist diese weiße Riesenratte … und ihr erwartet von mir, dass ich sie … ganz allein … du meinst, ich soll …«
    »Sie töten, Gregor«, sagte Nerissa. »Durch deine Hand allein muss der Fluch sterben.«

Teil 2
    DIE JAGD

10. Kapitel
    V ielleicht musste man gar nicht unbedingt schlafen. Vielleicht war Schlaf nur etwas, woran die Menschen sich gewöhnt hatten und wovon sie meinten, dass sie es brauchten, auf das sie in Wirklichkeit aber verzichten konnten. Gregor hoffte, dass es so war, denn obwohl er völlig erschöpft war, hatte er in der Nacht kein Auge zugetan.
    Er hatte die ganze Zeit versucht, sich die große weiße Ratte vorzustellen, die er allein töten sollte. Eine Ratte, die viel größer und wahrscheinlich auch stärker war als Ripred. Gregor ging davon aus, dass sie mindestens doppelt so groß war wie er selbst und vermutlich neun- bis zehnmal so schwer. Wen interessierte es da schon, ob Gregor ein paar Blutbälle treffen konnte? Dieses Monster würde ihn zerquetschen wie ein Insekt.
    Natürlich hatte Vikus sich nicht weiter darüber ausgelassen. Genauso wie er damals nicht viele Worte darüber verloren hatte, dass nach der grauen Prophezeiung vier der zwölf Suchenden tot sein würden. Er ließ gern alles unter den Tisch fallen, was Gregor seiner Meinung nach nicht verkraften konnte. Wie lange hätte Vikus Gregor noch darüber im Unklaren gelassen, dass er den Fluch allein töten musste? So lange wie möglich. Gregor sah sich selbst, wie er die geifernde weiße Riesenratte entsetzt anstarrte, während Vikus ihm auf die Schulter tippte und aufmunternd sagte: »Ach ja, und übrigens musst du sie Sandwich zufolge eigenhändig töten. Nur zu!«
    Gregor dachte daran, wie er vor kaum mehr als einem Tag im Central Park gestanden hatte und seine größte Sorge den Weihnachtsgeschenken gegolten hatte, die sie sich nicht leisten konnten. Es gab doch nichts Besseres als Sandwichs Prophezeiungen, um die Dinge zu relativieren.
    Gregor hatte das Kinn in die Hand gestützt und versuchte sich auf das Stimmengewirr am Tisch zu konzentrieren. Vikus hatte wegen Gregors Auftrag, den Fluch zu finden und zu töten, eine Ratsversammlung einberufen. Der Rat bestand aus einer Gruppe älterer Unterländer, die Regalia als Ausschuss regierten, bis Luxa sechzehn und damit alt genug war, um die Herrschaft zu übernehmen.
    Die Ratsmitglieder waren sich nur in dem einen Punkt einig, dass Gregor so bald wie möglich aufbrechen sollte. Seit die Ratten wussten, dass Gregor und Boots wieder im Unterland waren, würden sie sich bestimmt doppelt anstrengen, den Fluch zu verstecken und Boots zu fassen.
    Die Spione Regalias schienen brandheiße Informationen zu haben. Sie hatten ein Gebiet abgesteckt, in dem sie die weiße Ratte vermuteten. Zwar hatte noch keiner von ihnen das Ungetüm mit eigenen Augen gesehen, doch den Informanten zufolge befand es sich an einem Ort, der im Unterland Irrgarten genannt wurde. Das sagte Gregor nichts, bis Ares ihm zuflüsterte, ein Irrgarten sei ein Labyrinth. Lizzie und ihr Rätselheft blitzten vor Gregors innerem Auge auf. Sie würde sich viel besser als er in einem Labyrinth zurechtfinden. Als er an Lizzie dachte, fiel ihm seine übrige Familie ein, die oben bangte und wartete. Die Vorstellung war unerträglich.
    »Ja, lasst uns aufbrechen. Je eher, desto besser!«, sagte Gregor. Alle sahen ihn überrascht an, denn es war das Erste, was er an diesem Morgen sagte, und der Rat diskutierte schon darüber, welcher Weg zum Irrgarten der beste sei.
    Sie besprachen mehrere Möglichkeiten, doch jede Route, die durch das Netz von Unterlandtunneln führte, wurde als zu gefährlich abgetan. Zwar beherrschten die Menschen jetzt einen

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