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Gregor und der Schlüssel zur Macht

Gregor und der Schlüssel zur Macht

Titel: Gregor und der Schlüssel zur Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Collins
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schmerzlich war, so musste sie für einige der anderen unerträglich sein.
    Boots bemerkte bei dieser Zusammenkunft zum ersten Mal, dass Tick fehlte, und das hob auch nicht gerade die Stimmung. Als Tick ihr Leben gegeben hatte, um Boots zu retten, hatte Boots hohes Fieber gehabt und war nicht bei Bewusstsein gewesen. Als sie wieder zu Hause waren, hatte Boots über Tick geredet, als ob sie gesund und munter wäre. Gregor hatte sie in dem Glauben gelassen, weil er nicht wusste, wie er einer Zweijährigen beibringen sollte, dass ihre Freundin tot war. Außerdem hatte er ja sowieso nicht vorgehabt, je hierher zurückzukommen. Jetzt versetzte es ihm jedes Mal einen Stich, wenn sie »Wo Tick? Wo Tick?« fragte.
    Nach einigen Minuten »Wo Tick?« hatten fast alle aufgehört zu essen. Ohne sich zu entschuldigen stand Ares auf und flog aus dem Raum. Temp verkroch sich unter dem Tisch und gab seltsame Schnalzlaute von sich. So hörte es sich wohl an, wenn ein Kakerlak weinte.
    Selbst Ripred runzelte leicht die Stirn, als er sah, wer alles eingeladen war. »Vikus, hast du etwa gedacht, wir würden in Kriegserinnerungen schwelgen?«
    »Ich dachte, es könne heilsam sein«, sagte Vikus. »Dass es einigen von uns helfen könnte, den Verlust zu verschmerzen.«
    Bei diesen Worten sprang Luxa auf, ihr Stuhl fiel polternd zu Boden. Wenige Sekunden später waren sie und Aurora verschwunden.
    »Das klappt ja hervorragend«, sagte Ripred. »Ah, mmh, noch mehr für mich.« Mit der Vorderpfote krallte er sich eine ganze Schale Garnelen in Sahnesoße und zog sie zu sich heran. Er steckte das Gesicht in die Schüssel und schlürfte alles auf. Wenigstens wurde dadurch Boots abgelenkt, die von Ripreds Art zu essen so fasziniert war, dass sie selbst die Nase in ihren Teller steckte, um es ihm nachzumachen.
    »Mmm«, sagte Ripred träumerisch, als er das triefende Maul aus der Schüssel zog.
    »Mmm«, sagte auch Boots. Sie kicherte, ließ das Gesicht wieder auf den Teller sinken und schlürfte.
    Ripred fuhr sich mit der langen Zunge ums Maul, um sich keinen Sahnetropfen entgehen zu lassen. »So was kriegtman im Land des Todes nicht geboten. Heutzutage kriegt man dort sowieso nicht sehr viel – seit die Menschen die Nager von ihren wichtigsten Fischgründen abgeschnitten haben.«
    »Wenn sie ein wenig hungrig sind, gelangen sie vielleicht zu der Einsicht, dass es nicht sonderlich klug war, uns anzugreifen«, sagte Solovet, während sie sich eine große Portion Pilze nahm.
    »Die Nager leiden doch nicht ernstlich Hunger?«, fragte Vikus.
    »Ach nein?«, sagte Ripred. »Ihr habt sie bis zur Ameisengrenze zurückgedrängt. Die Flüsse, die ihnen geblieben sind, sind gefährlich zu befischen, und stromaufwärts tummeln sich die Krabbler, die ihnen nicht viel übrig lassen. Was glaubt ihr, wovon sie sich ernähren?«
    Darauf schwiegen alle.
    Gregor versuchte sich vorzustellen, wie es sein mochte, eine Ratte zu sein und Hunger zu haben. Nach seiner Erfahrung konnte man, wenn man Hunger hatte, an nichts anderes denken als an Essen – oder vielleicht, im Fall der Ratten, wie man sich rächen könnte.
    »Dem großen Plan ist das nicht dienlich. Ich habe so schon genug Widerstände zu überwinden. Und man erntet immer, was man sät, Solovet.«
    »Bist du gekommen, um mir das zu sagen, Ripred?«, sagte Solovet ungerührt.
    »Nein. Du weißt, was du tust. Oder wenigstens schmeichelst du dir, es zu wissen. Ich bin gekommen, um euch Twitchtip zu überlassen und um Gregor noch einen Trick beizubringen, den er von euch nicht lernen kann.« Ripred steckte sich einen ganzen Laib Brot ins Maul und stieß sich vom Tisch ab. »Bist du bereit, Kleiner?«
    »Wofür?«, fragte Gregor und schaute zu, wie die Krümel aus Ripreds Maul flogen.
    »Für deine erste Lektion«, sagte Ripred und schluckte kräftig. »Die jetzt anfängt.«

9. Kapitel
    U ltraschallortung?«, sagte Gregor verblüfft. »Du willst mir Ultraschallortung beibringen?« Er befand sich in einer runden Höhle irgendwo weit unterhalb Regalias und hatte nichts als seine Minitaschenlampe bei sich.
    Ripred stand lässig an der Wand gelehnt. Selbst für eine Ratte hatte er eine miserable Haltung. Wenn er kämpfte, schien sich sein ganzer Körper zu straffen, dann strotzte er nur so vor Energie und Kraft. Ansonsten machte er nicht viel her. Er erinnerte Gregor an diese unförmigen Baseball-Pitcher, deren Bauch fast das Trikot sprengte, während sie sich vorwärts schleppten. Man traute ihnen kaum zu, dass

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