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Gregor und der Schlüssel zur Macht

Gregor und der Schlüssel zur Macht

Titel: Gregor und der Schlüssel zur Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Collins
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schloss die Augen und schaltete alle Gedanken ab.
    Erst nach etwa sechs Stunden weckte Ares ihn. Sie ließen sich hoch oben in der Felsnische einer Höhle nieder. Nachdem Ares Gregor mit einigen rohen Fischen versorgt hatte, fiel er sofort in einen tiefen Schlaf.
    Gregor nahm einen Fisch und zog mit den Zähnen einen Hautstreifen ab. Dann biss er in das kalte Fleisch. Howard hatte die Fische immer mit dem Messer ausgenommen und einzelne Stückchen fein säuberlich aus den Gräten herausgeschnitten. Gregor besaß kein Messer, er hatte noch nicht mal ein Schwert. Aber was spielte das jetzt auch für eine Rolle? Wie er so auf dem Felsvorsprung über seinen Fisch gebeugt dasaß, kam er sich vor wie auf einer Zeitreise. Er hatte sich in einen Neandertaler verwandelt, der die Zähne in rohes Fleisch schlug, nur um seinen Körper mit den lebensnotwendigen Kalorien zu versorgen. Das musste ein hartes Leben gewesen sein. Sein eigenes war allerdings auch nicht gerade ein Sonntagsspaziergang.
    Sehnsüchtig dachte er an alle möglichen schweren, fetten Gerichte. An Mrs Cormacis Lasagne mit viel Soße und Käse. Schokoladenkuchen mit dicker Glasur. Kartoffelbrei mit Soße. Mit einem Stöhnen riss er ein zähes Stück Fisch ab. Wenn man Hunger hat, dachte er, lassen sich Hunderte oder auch Tausende Jahre zivilisatorischer Entwicklung im Nu auslöschen.
    Gregor wischte sich die Hände an der Hose ab und lehnte sich zurück an den Felsen. Er starrte in den Schein seiner Taschenlampe, das einzige bisschen Licht an diesem riesigen, dunklen Ort. Er war jetzt bei den letzten Batterien angelangt. Wenn die verbraucht waren, war er ganz auf Ares angewiesen. Aber er war ja sowieso vollkommen abhängig von der Fledermaus. Ihr Verhältnis schien ihm ziemlich unausgewogen. Zu etwa neunzig Prozent sorgte Ares allein dafür, dass sie am Leben blieben. Gregor hatte nicht das Gefühl, ein brauchbarer Bündnispartner zu sein.
    Also, hör jetzt damit auf, in die Taschenlampe zu starren, und guck lieber, ob dir was Verdächtiges auffällt!, rief er sich selbst zur Ordnung. Voller Selbstverachtung schwenkte er den Schein über die Felsen. Nichts Neues zu sehen. Trotzdem, er musste mehr auf der Hut sein, wenn er Wache hielt. Howard hatte gesagt, es gebe Tricks, sich wach zu halten. Eine Weile ging Gregor das große Einmaleins durch, das schien zu helfen. Als Nächstes versuchte er sich an die Hauptstädte aller fünfzig Staaten der USA zu erinnern. Aber das reichte nur für, na ja, fünfzig Staaten. Schließlich zwang er sich dazu, etwas auszurechnen, was er bisher verdrängt hatte: die Zahl der Tage, die er sich im Unterland befand.
    Es war fast unmöglich, das auszurechnen. Als sie in See stachen, war er noch keine zwei Tage in Regalia gewesen, da war er sich ziemlich sicher. Dann meinte er sich zu erinnern, dass jemand gesagt hatte, bis zum Irrgarten wären es fünf Tage. Und dann noch ein oder zwei Tage, bis sie Ripred getroffen hatten? Insgesamt also neun Tage? Zehn?
    Seine Familie war bestimmt schon am Boden zerstört. Pünktlich zu Weihnachten würde er wieder nach Hause kommen. Ohne Boots. Für immer.
    Gregor machte sich wieder ans große Einmaleins.
    Als Ares aufwachte, gab es noch mehr rohen Fisch und dann zogen sie weiter. Die nächsten ein oder zwei Tage folgten demselben Rhythmus. Gregor schlief, während Ares flog, Ares schlief, während Gregor Wache hielt, bis Gregor plötzlich mit den Worten geweckt wurde: »Überländer, wir sind da.«
    Sie waren gelandet. Gregor setzte sich auf und rieb sich die Augen. Hier war es heller, als er es seit Tagen erlebt hatte. Er ließ sich von Ares’ Rücken auf einen glänzenden Steinfußboden gleiten und schaute sich um. Sie befanden sich in der Hohen Halle. Sie war verlassen. Irgendwo in nicht allzu weiter Ferne erklang Musik.
    »Wo sind sie alle?«, fragte Gregor.
    »Ich weiß es nicht. Doch wenn Musik spielt, muss es eine Art Versammlung geben«, sagte Ares. »Ich glaube, die Musik kommt aus dem Thronzimmer.«
    Sie schlurften durch mehrere Flure und gelangten zum Eingang eines riesigen Raums, den Gregor noch nie gesehen hatte. Der Fußboden war leicht ansteigend, wie in einem Kino, und steinerne Bänke standen in vielen Reihen hintereinander. Lauter Fledermäuse und Menschen waren da, und die Menschen waren eleganter gekleidet als gewöhnlich. Viele hatten etwas in der Hand, das in Stoffeingewickelt und mit Bändern zusammengebunden war. Geschenke vielleicht? Alle schauten nach vorn zu einem

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