Gregor und der Schlüssel zur Macht
dem Chaos hörte Gregor, wie ein Horn geblasen wurde, und da zog sich die Menge wieder zurück. Mehrere Wachen stellten sich im Halbkreis um Gregor und Ares auf, und sie wurden aus dem Saal geleitet.
»Ihr kommt mit mir«, sagte eine Frau, die offenbar das Kommando hatte, und Gregor, der nur zu froh war, von hier wegzukommen, tat wie ihm geheißen.
Es ging mehrere Treppen hinunter, bis sie schließlich in einem stillen Flur tief unter dem Palast anlangten. Die Frau hielt ihnen eine steinerne Tür auf. Das kam Gregor merkwürdig vor, denn im Palast gab es fast überhaupt keine Türen.
Zusammen mit Ares ging er in den von Fackeln erleuchteten Raum, und die Tür schloss sich hinter ihnen. Dann hörte er ein Geräusch, das so klang, als würde ein Riegel vorgeschoben. »Wo sind wir?«, fragte er Ares. »Sollen wir hier vor den anderen geschützt werden?«
»Die anderen sollen vor uns geschützt werden«, sagteAres. »Dies ist der Kerker. Sie haben uns wegen Hochverrats verhaftet.«
»Was?«, sagte Gregor. »Wieso das denn?«
»Weil wir Verbrechen gegen den Staat Regalia begangen haben«, sagte Ares. »Hast du die Anklage nicht gehört?«
Gregor hatte nur eine Menge Leute durcheinander brüllen hören.
»O nein!« Er hämmerte mit der Faust gegen die Tür. »Lasst mich hier raus! Ich will mit Vikus reden!« Es kam keine Antwort. Er gab bald auf, weil es ziemlich wehtat, mit der Faust gegen die Steintür zu schlagen.
Er wandte sich wieder zu Ares. »Verrat also, hm? Das ist ja super. Und was passiert, wenn wir für schuldig befunden werden? Werden wir dann verbannt oder was?«
»Nein, Überländer«, sagte Ares. »Auf Verrat steht bei uns der Tod.«
25. Kapitel
T od?« Gregor brauchte eine Weile, um zu verstehen. »Du meinst … sie wollen uns umbringen, weil wir den Fluch nicht getötet haben?«
»Wenn entschieden wird, dass es eine verräterische Tat war«, sagte Ares.
»Und wer entscheidet das?«, fragte Gregor und hoffte, es wäre Vikus.
»Ein Tribunal von Richtern. Das Urteil muss von der Königin unterzeichnet werden«, sagte Ares.
»Na ja, Luxa würde nicht zulassen, dass wir …«, setzte er an. Da fiel ihm ein, dass Nerissa jetzt Königin war. Er hatte keine Ahnung, was sie tun würde. »Würde Nerissa zulassen, dass wir getötet werden?«
»Ich weiß es nicht. Seit ich ihren Bruder in den Tod stürzen ließ, habe ich sie nicht mehr gesehen«, sagte Ares. »Ich habe es nicht gewagt, ihr gegenüberzutreten.«
Fassungslos ließ Gregor sich an der Wand runterrutschen und setzte sich auf den Boden. Er hatte für diese Leute so viel aufs Spiel gesetzt, er hatte so viel verloren, und jetzt wollten sie ihn umbringen?
»Es tut mir leid, Überländer. Ich hätte dich nicht zurück nach Regalia bringen dürfen. Ich hätte diese Möglichkeit voraussehen müssen«, sagte Ares. »Es ist alles meine Schuld.«
»Es ist nicht deine Schuld«, sagte Gregor.
»Ich dachte, dass sie uns möglicherweise verbannen würden, doch dann hätte ich dich nach Hause fliegen können. Ich selbst bin ohnehin so gut wie verbannt, was hätte es also ausgemacht? Doch Verrat … Ich hätte nicht geglaubt, dass sie so weit gehen würden. Sie haben noch niemals einen Überländer angeklagt, ganz gewiss keinen so jungen.« Ares begann vor- und zurückzuschaukeln. Es schien jetzt mehr mit sich selbst zu sprechen als mit Gregor. »Ich kann es nicht zulassen! Einen Menschen habe ich bereits verloren; was auch immer er im Schilde führte, es ändert nichts an der Tatsache, dass ich Henry sterben ließ. Den Überländer werde ich nicht verlieren, ich werde ihn nicht … Moment! Ich habe einen Plan!« Ares wandte sich zu Gregor, sein Blick huschte hin und her, während sein Plan Gestalt annahm. »Ich werde ihnen erklären, dass das Ganze meine Idee war. Dass du den Fluch töten wolltest, doch ich ließ es nicht zu. Ich … ich … stahl dir das Schwert … ja! Das ist glaubhaft, denn du kehrtest ohne Schwert zurück. Unddann zwang ich dich, den Fluch zu Ripred zu bringen, weil ich mit den Ratten im Bunde stehe. Das werden sie glauben … Sie empfinden ohnehin schon Hass und tiefes Misstrauen für mich!«
Gregor starrte Ares ungläubig an. Dachte er allen Ernstes, Gregor würde sich darauf einlassen? »Das kommt gar nicht in Frage! Es war doch genau umgekehrt! Ich war derjenige, der den Fluch nicht töten wollte, und ich wollte ihn zu Ripred bringen. Wenn hier einer reingewaschen werden sollte, bist du es.«
»Aber mir würde es
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