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Gregor und der Schlüssel zur Macht

Gregor und der Schlüssel zur Macht

Titel: Gregor und der Schlüssel zur Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Collins
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nicht helfen, Überländer. Ich werde so oder so sterben. Das wollen sie alle. Aber dich können wir vielleicht retten. Denk an deine Familie«, bat Ares.
    Gregor dachte an seine Familie, und das war schrecklich. Erst Boots, jetzt er. Aber er konnte Ares nicht einfach den Löwen zum Fraß vorwerfen. Seine Familie würde nicht wollen, dass er log und dass Ares für etwas sterben musste, was er, Gregor, getan hatte. »Nein«, sagte Gregor.
    »Aber du …«, setzte Ares an.
    »Nein«, sagte Gregor. »Da mach ich nicht mit, Ares.«
    »Dann werden wir beide sterben!«, sagte Ares zornig.
    »Dann sterben wir eben beide!« Eine Weile saßen sie da, jeder wütend auf den anderen. »Und wie machen sie es?«, fragte Gregor.
    »Das wird dir nicht gefallen«, sagte Ares.
    »Wahrscheinlich nicht. Aber ich möchte es trotzdem wissen«, sagte Gregor.
    »Sie werden mir die Flügel zusammenbinden und dir die Hände und uns von einer sehr hohen Klippe hinunter auf die Felsen werfen«, sagte Ares.
    Das war Gregors immer wiederkehrender Albtraum. Seit er denken konnte, hatte er Angstträume davon. Durchs Nichts zu fallen … auf dem Boden zu zerschellen … so war Henry gestorben. Und König Gorgers Ratten. Er hatte ihre Schreie gehört, als sie fielen, hatte gesehen, wie ihre Körper von den Felsen zerschmettert wurden.
    Einen kurzen Augenblick war er versucht, Ares’ Angebot anzunehmen. Aber er konnte nicht.
    Unten an der Tür des Kerkers öffnete sich eine kleine Klappe und zwei Näpfe mit Essen wurden hereingeschoben. Mit einem Knall schloss sich die Klappe wieder.
    Es schien unmöglich, in diesem Moment etwas zu essen, aber bei dem Geruch fing Gregors Magen an zu knurren. »Willst du was essen?«, fragte er Ares.
    »Ich glaube, wir sollten versuchen bei Kräften zu bleiben«, sagte die Fledermaus. »Wer weiß, vielleicht bietet sich eine Gelegenheit zur Flucht.«
    In den Näpfen war eine Art Getreidebrei und ein Stück Brot. Es war nicht das aufregendste Essen der Welt, aber nach mehreren Tagen mit rohem Fisch schmeckte es großartig. Nachdem Gregor seine Portion hinuntergeschlungen hatte, ging es ihm etwas besser. Nur weil sie angeklagt waren, hieß das noch lange nicht, dass man sie auch verurteilen würde. Wenn er den Richtern seine Version der Geschichte erzählte, würden sie vielleicht verstehen. Und dann war da noch Nerissa …
    »Also, ganz gleich, wie das Tribunal entscheidet, Nerissa kann uns das Leben retten, wenn sie will?«, fragte Gregor.
    »Ja, sie kann uns verschonen. Doch Überländer, ich ließ Henry sterben«, sagte Ares.
    »Schon, aber weißt du, was sie zu mir gesagt hat? Sie hat gesagt, es wär besser, dass er tot ist. Denn wenn er nicht gestorben wäre, hätte es alle anderen das Leben gekostet«, sagte Gregor.
    »Das hat sie gesagt?«, sagte Ares. »Es muss sie viele düstere Nächte gekostet haben, zu diesem Schluss zu gelangen.«
    »Kann sie wirklich Dinge sehen? Ich meine, Dinge in der Zukunft?«, fragte Gregor.
    »Ja. Das kann ich selbst bezeugen. Doch sie ist jung, und ihre Gabe ist eine Qual für sie. Sie sieht vieles, was sie nicht versteht, und vieles, was sie ängstigt. Zuweilen zweifelt sie selbst an ihrem Verstand«, sagte Ares.
    Darauf sagte Gregor nichts. Er war sich selbst nicht ganz sicher, ob sie bei Sinnen war.
    Die Tür ging auf und die Wachen traten ein. »Es ist Zeit für eure Vernehmung«, sagte die befehlshabende Wache.
    Seine Hoffnung zu fliehen schwand, als sie ihm die Hände auf dem Rücken zusammenbanden. Ares’ Flügel wurden mit einem Seil an seinem Körper festgebunden. Es kam Gregor so vor, als würden sie schon für die Hinrichtung vorbereitet. Jetzt fehlte nur noch die Klippe.
    Mehrere Wachen nahmen Ares auf die Schultern und marschierten mit energischen Schritten los. Gregor folgte dicht hinter ihnen, als sie etliche Treppen nach oben liefen und dann in einen anderen Teil des Palasts gingen.
    Dort kamen sie in einen Raum, in dem alles für die Gerichtsverhandlung vorbereitet war. Es war nicht derselbe Raum, in dem die Unterländer Ares damals mit Verbannung gedroht hatten. Dieser hier sah unpersönlicher aus. Offizieller. Vorn stand ein langer Steintisch mit drei Stühlen. Da sitzen die Richter, dachte Gregor. Direkt hinter dem mittleren Stuhl stand auf einem Podest ein Thron. Rechts vom Tisch führten drei Stufen zu einem Kubus aus Stein. Er war so aufgestellt, dass nicht nur die Richter, sondern alle in den sieben Sitzreihen, die bis unter die hohe Decke gingen, ihn

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